Oppreist: gegen Rückenbeschwerden ein Stehtisch für das Homeoffice
Das Homeoffice ist für viele zur Normalität geworden und wird es wohl auch noch eine Weile bleiben. Eine Reihe von Startups kümmert sich deshalb um die optimale Ausstattung. So auch Oppreist, das ein einfaches Pappmöbel entwickelt hat, das die Arbeit im Stehen ermöglicht.
Wie viele andere auch musste Dieter Nagel im Frühjahr 2020 seinen Arbeitsmittelpunkt ins Homeoffice verlegen. Für ihn als Datenanalyst kein grundsätzliches Problem. Allerdings ist in den eigenen vier Wänden die Ausstattung oft nicht optimal, so fehlt dort die Möglichkeit im Stehen zu arbeiten. Das ist aber nachweislich die beste Methode, um Nacken- und Rückenschmerzen zu vermeiden, die auch Dieter bald zu spüren bekam.
Ein dafür sinnvolles Stehpult würde allerdings relativ viel Platz wegnehmen. Wie könnte also eine raumsparende Alternative aussehen? Die Antwort kam aus Norwegen. Niklas Barre, ein Schulfreund, hatte dort mit zwei Mitstreitern einen Stehtisch aus Pappe ausgetüftelt und war nun auf der Suche nach einer geeigneten Produktionsfirma. Dieter fand sie zunächst in Hamburg Altona.
Die einfachsten Lösungen sind oft die besten
Ihr Startup trägt den Namen Oppreist, was im Norwegischen „aufrecht“ bedeutet. Der unter unter diesem Namen vertriebene Stehtisch ist bewusst denkbar simpel konstruiert. Das Pappmöbel besteht aus einer Oberfläche und zwei Beinen, die sich nach Bedarf zurechtschneiden lassen. Es ist leicht auf- und abzubauen, lässt sich gut verstauen und besteht zu über 80 % aus recyceltem Material. Platz bietet es für einen Laptop und links und rechts davon für wesentliches Arbeitsmaterial.
Marktreif war das Produkt Anfang 2021, in Norwegen schon etwas früher als in Deutschland. Als Zielgruppe hatte Oppreist zunächst Unternehmen im Visier, die ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Homeoffice etwas Gutes tun wollen. Die Rechnung ging auch auf, zu den Kunden gehören unter anderem die Verlage Carlsen und Ullstein, Jenoptik und Dieters Hauptarbeitgeber bonprix.
So fand Oppreist den geeigneten Produzenten
Die steigende Nachfrage machte die Suche nach einem weiteren Produzenten erforderlich. Gar keine so leichte Aufgabe, wie Startups aus vielen Branchen bestätigen werden. Eine einfache Google-Suche hilft da in der Regel nur bedingt weiter. Deshalb hat Oppreist den für Suchende kostenlosen Service der B2B-Plattform wlw („Wer liefert was“) genutzt und ist dabei schnell fündig geworden. Die Stehtische für den deutschen Markt werden jetzt in Hannover hergestellt.
Im Frühjahr 2021 war die Nachfrage besonders groß, erst recht nach einem Beitrag im Hamburger Abendblatt. Daraufhin häuften sich die Anfragen von Einzelpersonen, weshalb es seit Juni einen Onlineshop gibt. Dieter bekommt zwar Unterstützung aus Norwegen, im Prinzip ist Oppreist in Deutschland aber ein Ein-Mann-Unternehmen. Für den Gründer, der ja auch noch einen Vollzeitjob hat, ist deshalb Freizeit manchmal ein kostbares Gut.
Wie es weitergeht mit Oppreist hängt auch von der weiteren Entwicklung in der Corona-Krise ab, wobei der Trend so oder so in Richtung Homeoffice geht und daher die Wachstumschancen hoch sind. Am Tisch ließe sich sicherlich auch noch manches optimieren, zum Beispiel die Oberfläche wasserfest machen. Stabil scheint er auf jeden Fall zu sein, erste Testmodelle halten seit über einem Jahr. Und Stabilität ist für ein junges Startup ja fast ebenso wichtig wie Flexibilität.
Fotos: Oppreist / Johannes Wienke