OMR 2024 – die besten Tipps und wichtigsten Trends
Gewinner und Verlierer, Tipps und Trends und die über allem stehende Frage, welche Chancen und Risiken mit künstlicher Intelligenz verbunden sind. Beim OMR Festival 2024 gab es beim Publikumsrenner „State of the German Internet“ wieder ein Feuerwerk an Infos. Wir fassen für euch die wichtigsten zusammen.
Wenn OMR-Mastermind Philipp Westermeyer zum Beginn des zweiten Veranstaltungstags die große „Conference Stage“ betritt, ist die Halle B7 der Messe Hamburg garantiert rappelvoll. Der Programmklassiker „State of the German Internet“ bietet nämlich zuverlässig einen guten Überblick über die Themen, welche die Digitalwelt gerade beschäftigen. Los geht es mit der Entwicklung der Börsenkurse und Marktkapitalisierungen. Dafür hat das OMR-Team den GIX erfunden, den German Internet Index. Der macht deutlich, dass in Deutschland im internationalen Vergleich nur ziemlich kleine Fische schwimmen. Erreichen die GIX-Unternehmen aktuell einen Börsenwert von 42 Milliarden Euro, bringen es Apple, Google, Amazon und Meta zusammen auf 7,132 Billionen Euro. Gegenüber 2023 eine Steigerung um fast 2 Billionen Euro.
Verlierer und Gewinner der Digitalwelt
Da kommen auch die größten chinesischen Player nicht mit. TikTok erreicht immerhin 210 Milliarden Euro, und E-Commerce-Giganten wie Shein und Temu holen mächtig auf. Absoluter Senkrechtstarter ist allerdings Nvidia. Der amerikanische Produzent von Computerchips hat dank des KI-Booms 2024 bei der Marktkapitalisierung die Grenze von 2 Billionen Euro überschritten. „Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen“ zitierte Westermeyer ein beliebtes Sprichwort und umriss damit einen Trend aus der Programmkategorie „Verlierer und Gewinner“. Zu den Losern gehören nämlich die Unternehmen, die in ihrem Segment nur die zweite Geige spielen. Sie verlieren an Wert, während Platzhirsche wie Uber, Booking.com und trotz aller Schwanengesänge immer noch Meta abräumen.
Der nächste Verlierer beschreibt ein ernstes Problem unserer digitalen Medienwelt: Vertrauen. Falschmeldungen und manipulierte Bilder und Zitate kursierten schon immer, doch waren sie zumeist mehr oder weniger leicht zu entlarven. In Zeiten von KI und immer ausgereifteren Deep Fakes ist es fast unmöglich zu erkennen, ob Fotos, Videos oder gesprochene Worte authentisch sind oder pure Fiktion und Propaganda. Schließlich reihen sich auch die Innovationen in die Reihe der Verlierer ein. Jedenfalls wenn man betrachtet, wofür die Branchenriesen ihre Gewinne einsetzen. Die schütten sie lieber an ihre Shareholder aus, als sie in innovative Produkte und Ideen zu investieren.
Auf der Gewinnerseite überraschte ein Kandidat ganz besonders: das gute, alte Buch. Buchclubs von Promis erfreuen sich in den sozialen Medien großer Beliebtheit und das Publikum bei der Leipziger Buchmesse war 2023 so jung wie nie – der Anteil der Unter-30-jährigen lag bei 49 %. Dagegen sieht selbst OMR alt aus. Was ist ein „Signature Move“? Kommt ganz darauf an, auf jeden Fall etwas, das Menschen im Repertoire haben sollten, die in den sozialen Medien für Aufmerksamkeit sorgen wollen. Eine einfache Geste kann da schon reichen, sie muss nur originell und einprägsam genug sein, um zum Markenzeichen zu werden. Der dritte Gewinner ist gleich ein ganzes Land. Indien hat inzwischen die meisten Einwohner, baut 10.000 Autobahnkilometer im Jahr und 140 neue Flughäfen. Und an der Spitze vieler Top-Unternehmen stehen mittlerweile viele Menschen aus Indien. Prominentestes Beispiel ist wohl Sundar Pichai, CEO von Google.
Die Rolle von KI im Marketing
Dass künstliche Intelligenz zu den absoluten Gewinnern der letzten Jahre zählt, ist ganz bestimmt keine überraschende Neuigkeit. Aber welche Rolle spielt KI im Marketing, den Kernthema von OMR? Das zu analysieren war die Aufgabe von OMR-Chefredakteur Roland Eisenbrand. Dafür brachte er die vier großen „Cs“ in Spiel. Das erste „C“ stand, wenig überraschend, für „Content“. Von einer KI erstellte Texte und Bilder sind in manchen Bereichen fast schon Standard. Dadurch gehen allerdings oft auch Kreativität und Originalität verloren, Mittelmäßigkeit dominiert. „Cost Efficiency“ spielt natürlich auch eine wichtige Rolle, eine KI arbeitet schneller und günstiger als jeder Mensch. Das gilt nicht nur für generative Elemente, sondern erst recht für die Datenauswertung. Zum Beispiel bei der Identifizierung von populären Suchbegriffen oder Schlüsselwörtern in Kundenbewertungen. Einmal ermittelt, lassen die sich wunderbar für Kampagnen nutzen.
Mit „Concern“ betitelte Eisenbrand den nächsten Punkt, nämlich die Sorge, dass KI ganze Webseiten ausspioniert, um Erfolgkonzepte zu kopieren. Geschehen ist das beispielsweise bei der Excel-Onlineschule Exceljet, die Mitbewerber Causal abgekupfert und das dummerweise auch noch publik gemacht hatte. Große Anbieter wie Amazon und Spiegel nutzen längst Programme, die KI-Bots einen Riegel vorschieben. Das letzte „C“ bilden die „Customer“. Fast 60 % der deutschen Internet-User haben inzwischen eine KI benutzt, immer häufiger auch als Suchmaschine für Produktempfehlungen. Eine wichtige Datenquelle für das KI-Training ist dabei Reddit, eine Online-Community, die hierzulande immer noch unterschätzt wird.
Tipps für große und kleine Geldbeutel
Für seine Tipps und Tricks fokussierte sich Philipp Westermeyer zunächst auf eines der größten und erfolgreichsten Unternehmen: LVMH. Das Luxusmarken-Konglomerat ist allerdings ein eher zweifelhaftes Vorbild, steht es doch nicht zuletzt für steigende, massiv überhöhte Preise bei schwindender Qualität. Seinen Erfolg hat es unter anderem dem Einkaufserlebnis zu verdanken, die edel gestaltete Flagshipstores bieten. Ein weiterer Wachstumsfaktor ist die Erweiterung der Produktpalette. Bei Modemarken ist das seit langem üblich, zum ursprünglichen Bekleidungssortiment kamen Parfums, Taschen, Koffer und vieles mehr hinzu. Erfolgversprechend sind auch Kooperationen verschiedener erfolgreicher Marken, die Fans beider Lager zusammenbringen.
Startups und andere Unternehmen mit schmalem Marketingbudget wird das alles nicht viel weiterbringen, aber für sie gibt es noch die Kategorie „Leftfield“. Es muss nicht immer am ganz großen Rad gedreht werden, etwa beim Sponsoring. Auch kleinere Events als der Super Bowl und Promis aus der zweiten Reihe erreichen ihre Zielgruppe, oft sogar präziser. Tim Mälzer ist für dein Food-Startup zu teuer? Vielleicht ist der schräge Koch auf TikTok sowieso die bessere Wahl. Apropos TikTok: Grundsätzlich ist die Videoplattform natürlich kein Geheimtipp, aber als Suchmaschine vielleicht schon. Einige Anbieter haben das bereits erkannt und positionieren sich dort mit Schlüsselbegriffen und Hashtags.