Oliver Redelfs wird Stefan Kleins Nachfolger bei GameCity:Hamburg
Mit Stefan Klein geht ein Mann, der viel für die Games- und Startup-Szene getan hat, seit 2003 GameCity:Hamburg von ihm mitgegründet wurde. Ein nicht weniger kompetenter Nachfolger tritt als würdige Vertretung an: Oliver Redelfs, Journalist, PR-Pro und Gamesexperte, ist seit geraumer Zeit für das Netzwerk am Start! Wir haben mit ihm über den Wechsel gesprochen.
Mit Stefan Klein geht einer der sehr aktiven städtischen Vertreter. Auch durch sein Zutun wurde GameCity:Hamburg ein wichtiger Supporter der Community, die durch euch in den letzten Jahren u.a. mit Sichtbarkeit und Vernetzung vorbildlich unterstützt wurde. Ist das ‘Erbe’ eine Herausforderung für dich?
Selbstverständlich. Stefan Klein hat in den vergangenen 13 Jahren für die gamecity:Hamburg eine herausragende Arbeit geleistet. Hamburg war im vergangenen Jahrzehnt in vielen Bereichen Taktgeber deutschen Gamesbranche und Vorbild für zahlreiche andere Netzwerke in Deutschland. In diesem Zusammenhang ist es nicht verwunderlich, dass sich die Hansestadt als bedeutender Gamesstandort in Europa etabliert hat.
Was bringst du aus deiner vorherigen Karriere für die neuen Aufgaben mit?
Seit knapp 20 Jahren bin ich in der Medienbranche tätig und beschäftige mich seitdem auch beruflich mit Games. Privat hat mich bereits 1980 die Leidenschaft für Videospiele gepackt. Ich habe ein exzellentes Netzwerk in der Branche und verfüge über ein tiefes Verständnis von der Spieleentwicklung. Dank meiner zwölfjährigen Tätigkeit als Gamesjournalist und Spieletester für Computerbild Spiele (Axel Springer AG) erkenne ich sehr schnell das Potential, aber auch die Schwächen eines Spiels.
Zur Zeit herrscht auf dem Markt keine gute Stimmung, denn die globale Konkurrenz fährt mit großen Geschützen, wie WatchDogs 2 auf. Die großen Hamburger Games-Schmieden machen Schlagzeilen wegen Massenentlassungen oder Verkäufen unter Marktwerten. Wie schätzt du die nahe Zukunft des Marktes um die deutschen Game-Entwickler ein?
Leider befürchte ich, dass sich die Situation 2017 nicht grundlegend verbessern wird. Der Gamesstandort Deutschland hat strukturelle Probleme, die sich allein durch die Produktqualität, Leidenschaft und Effizienz nicht kompensieren lassen.
Bis auf wenige Ausnahmen – und das betrifft leider auch die deutschen Start-ups insgesamt – stehen skalierbare Businessmodelle und Konzepte für internationale Märkte zu wenig im Fokus. Die massiven Auswirkungen auf bestehende Geschäftsmodelle durch den Boom der Mobile Games und eSport Titel (Games as a Service) sowie überlaufende Digital Stores und dementsprechend gestiegene Marketingkosten, sind unterschätzt worden.
Und auch für Free-to-Play-Geschäftsmodelle fehlt vielen Entwicklern immer noch das nötige Know-how, obwohl sie längst das weltweit erfolgreichste Monetarisierungskonzept sind. Dabei geht gleichzeitig der First Mover Advantage, den deutsche Spielefirmen in diesem Marktsegment lange Zeit hatten, mehr und mehr verloren. Zusätzlich entsteht durch das Fehlen eines bundesweiten Fördermodells für die Kreativ- und Digitalbranche Games im europäischen Standortwettbewerb zunehmend ein signifikanter Wettbewerbsnachteil.
Was sind die größten Herausforderungen für den Game-Startup Nachwuchs in Hamburg?
Aufgrund der immensen Anzahl an verfügbaren Spielen, wird mehr denn je eine hohe oder außergewöhnliche Produktqualität benötigt, um auf dem Weltmarkt die Aufmerksamkeit der verwöhnten Gamer zu erreichen. Um aber die nötige Sichtbarkeit Digital Stores zu erreichen, die durch eine Flut an Neuerscheinungen inzwischen chronisch verstopft sind, wird gleichzeitig eine umfassende Marketingstrategie mit entsprechendem Budget benötigt. Außerdem ist es nötig vom ersten Tag der Spieleentwicklung eine solide und kreative Monetarisierungsstrategie zu konzipieren und umzusetzen.
Womit kann die Hamburger Games Community deiner Meinung nach punkten und was macht sie besonders?
Das Hamburger Netzwerk ist dank des regen Austauschs mit der Initiative gamecity:Hamburg in Deutschland, vielleicht sogar in ganz Europa einzigartig. Man kennt und hilft sich gegenseitig. Das wollen für zukünftig weiter fördern und ausbauen. Außerdem ist die Eigeninitiative von Unternehmen und einzelnen Akteuren hervorzuheben, die immer wieder für frischen Input und neue Konzepte für die Hamburger Gamesbranche sorgen.
Hervorragende Beispiele sind hierfür die Hamburg Games Conference oder der Hamburger Indietreff. Letzterer wurde erst 2014 von Slawa Deisling und Christian Oeing gegründet. Inzwischen treffen sich bei den Meetings regelmäßig mehr als 100 Gamer zum Wissensaustausch und Netzwerken. Solche Initiativen unterstützt die gamecity:Hamburg mit allen Kräften.
Hast du für die Zukunft von gamecity:Hamburg Pläne oder Wünsche, die du umsetzen möchtest?
Ich habe viele Ideen und ehrgeizige Ziele für die gamecity:Hamburg, die ich in den kommenden Jahren erfolgreich umsetzen will. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es allerdings verfrüht detailliert darüber zu reden. Ich denke, dass bereits im nächsten Jahr die ersten neuen Projekte sichtbar und meine Handschrift erkennbar wird.
Was möchtest du neuen und noch in den Kinderschuhen steckenden Game Startups mit auf den Weg geben?
Das Erste und wichtigste: Games, Games, Games. Die Entwicklung guter und einzigartiger Games ist die Basis für jeden Erfolg. Dabei hilft ständiger Wissensaustauch und das Vernetzen mit den Branchenkollegen. Zweitens: Nicht von den derzeit schlechten Nachrichten Bange machen lassen. Und Drittens: Nie vergessen, dass es ein großes Glück ist und viel Spaß macht, in dieser innovativen, kreativen und technisch oft führenden Branche zu arbeiten.
Vielen Dank für das Gespräch!
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