Nuuk hat die Skills für Amazon und Google
Sprachsteuerung gehört die Zukunft – darauf setzt die Hamburger Digitalagentur Nuuk. Mit eigener Kraft und fast ausschließlich durch Mundpropaganda hat sie sich zu einem führenden Unternehmen auf seinem Gebiet entwickelt. Die prominentesten Kunden sind Google und Amazon.
Kennengelernt haben sich die beiden Informatiker Alexander Köhn und Nils Kassube Mitte der Nullerjahre beim Softwareunternehmen catworkx. 2008 gehörten sie dann zum Gründungsteam von newscope, einem Pionier der App-Entwicklung für das iPhone. Spektakulärster Auftraggeber war gleich am Anfang die Bild-Zeitung. Für deren App gab es rekordverdächtige 600 Ein-Sterne-Bewertungen an einem Tag. Nicht, weil die App so schlecht war, sondern weil Nutzer für die Inhalte bezahlen mussten und das nicht so lustig fanden. Legendär auch die Gespräche mit amerikanisch-prüden Mitarbeitern von Apple über freizügige Fotos aus der Bild.
Nuuk startete im selben Jahr wie Alexa in Deutschland
2016 machten sich Alex und Nils mit ihrem eigenen Startup Nuuk selbständig. Eine neue Technologie schickte sich gerade an, die Welt zu erobern. Amazon hatte im Jahr zuvor Echo, einen smarten Lautsprecher, und die Sprachassistentin Alexa auf den US-Markt gebracht. Ähnliche Systeme von Anbietern wie Google sollten bald folgen. Damit diese Geräte ihre volle Wirkung entfalten können, benötigen sie sogenannte Skills (oder Actions bei Google), vergleichbar mit den Apps bei Smartphones.
Nuuk hat sich auf die Programmierung solcher Anwendungen spezialisiert. Mit Erfolg, denn mussten sich die beiden Gründer zu Beginn mit einem Büro von 15 Quadratmetern zufrieden geben, belegt Nuuk heutzutage an selber Stelle eine halbe Etage und beschäftigt 12 Mitarbeiter. Der Aufstieg gelang komplett ohne Fremdkapital und mit minimalem Marketingaufwand. Zu den Kunden gehören beispielsweise mittlerweile fast alle privaten Radiosender. Die sind untereinander gut vernetzt und so hatte sich schnell herumgesprochen, das die Spezialisten aus Hamburg gute Arbeit leisten. Ähnlich verlief die Mundpropaganda bei diversen Fußballvereinen, beginnend mit dem HSV.
Beste Kontakte zu Google und Amazon
So hat sich Nuuk zum größten Dienstleister seiner Art in Deutschland gemausert. Wichtigste Kunden sind die Giganten aus den USA selbst, nämlich Amazon und Google. Die großen Konkurrenten kommen immer mal wieder auf das Startup zu und fragen nach Projektkunden. Attraktive Beispiele gibt es inzwischen reichlich, so eine interaktive Version des Quiz-Klassikers „Wer wird Millionär“. Umfassendes Wissen ist auch bei dem Brettspiel kNOW! gefragt, bei dem dank einer Google Action Fragen und Antworten auf den tagesaktuell neusten Stand sind. Und bei einer Anwendung der Kochzeitschrift essen & trinken liest der Geschäftsführer persönlich die Rezepte vor.
Die Steuerung durch Sprache beschränkt sich längst nicht mehr auf die Ausspielung von Medieninhalten. Smart Home wird immer mehr zum Thema und Nuuk jetzt auch zum Anbieter von Hardware, mit einer Platine, die Haushaltsgeräte zu Ansprechpartnern werden lässt. Ein Kooperateur aus diesem Bereich ist der Lüneburger Hersteller CLAGE, mit dem Nuuk einen smarten Durchlauferhitzer entwickelt. Bei den Anwendungsmöglichkeiten sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt. Wie wäre es zum Beispiel mit einem smarten Grill, der Einkaufstipps und Rezepte parat hat?
Nerds und die Magie der Sprache
Was immer auch kommen wird, Nuuk hat es sich auf die Fahnen geschrieben, Vorreiter zu sein und zu bleiben. Die allerneuesten Trends werden sicherlich weiter in den USA entstehen, wo die Top-Unternehmen ihre Test durchführen, und zunehmend wohl in Asien. Dank seiner guten Kontakte zu Amazon und Google ist Nuuk aber immer ganz dicht dran. Dafür sorgen schon die Gründer Alex und Nils, die sich selbst als totale Nerds bezeichnen, die ihr Nerdtum aber ganz gut verstecken können.
Sie schwärmen von der Magie, die von der Sprachsteuerung ausgehe, und wollen ihr Startup noch lange behalten und zu einem Musterunternehmen ausbauen. Für dieses Jahr war eigentlich ein ordentlicher Wachstumsschub geplant, doch Corona tritt auch hier auf die Bremse. Momentan sehen einige Unternehmen Sprachanwendungen noch weniger als Pflicht denn als eine Kür an, auf die man zur Not verzichten kann. Die meisten Experten sind sich aber einig, dass sie mittelfristig so selbstverständlich zu Alltag gehören werden wie heute schon Smartphone-Apps.