Next Media Accelerator: ein Streamingdienst für Frauen und eine VR-Kamera
Der Next Media Accelerator (NMA) ist längst eine Institution in der Hamburger Startup-Szene. Mittlerweile ist schon der siebte Batch am Start, den wir in einer kleinen Serie vorstellen. Den Anfang machen zwei Projekte, mit denen der NMA mal wieder Neuland betritt: The Distriqt und Cloud Stories.
Zu Beginn des NMA hieß es, man plane nicht, den Journalismus an sich zu retten, sondern suche vor allem nach technischen Innovationen für die Medienwirtschaft. Daher dauerte es bis zum sechsten Durchgang, bis mit The Shotcaller, einer Webseite für die boomende E-Sport-Szene, ein Startup in den Genuss der Förderung kam, bei dem Inhalte im Mittelpunkt stehen. In Batch 7 gibt es nun wieder einen Teilnehmer dieser Kategorie: The Distriqt.
The Distriqt – ein Streamingkanal für moderne Frauen
Das klingt nach einer amerikanischen Krimiserie. Tatsächlich brachte es eine TV-Show namens „The District“ von 2000 bis 2004 auf immerhin 89 Folgen. Auch The Distriqt will auf seine Weise Fernsehen machen, allerdings mit einem ganz anderen Ansatz. Auf der Webseite verpricht das Startup „Digital Entertainment for Female Millenials“. Man könnte auch sagen, The Distriqt möchte so etwas werden wie das Netflix für die moderne Frau.
Dabei zielt der Vergleich mit dem amerikanischen Streaming-Giganten weniger auf dessen globale Marktposition. Vielmehr steckt dahinter ein Qualitätsanspruch, durch den sich The Distriqt etwa von einem herkömmlichen YouTube-Kanal abheben soll. Hinter dem ehrgeizigen Projekt steckt die Medienwissenschaftlerin Charlotte Richter-Kiewning. Sie hat unter anderem für Studio Hamburg und Arte gearbeitet und in einer Agentur kreative Köpfe aus den Bereichen Regie, Kamera und Drehbuch betreut.
Ihr Streamingdienst soll non-fiktionale Inhalte in der Länge von 3 bis 30 Minuten beinhalten. Für Frauen, aber nicht dogmatisch-feministisch, intelligent und innovativ, aber auch leicht und unterhaltsam. Bedarf für ein solches Angebot, gegen Bezahlung, und werbefrei, sei durchaus vorhanden, haben Befragungen ergeben. Ein Sendestart ist allerdings in naher Zukunft nicht zu erwarten; erste Clips sollen über Instagram getestet werden, aber selbst dort steht man erst ganz am Anfang. Deshalb ist das Startup auf der Suche nach großen Medienpartnern und prominenten Fürsprecherinnen, die für Inhalte und Bekanntheit sorgen sollen. Die Geschichte von The Distriqt könnte tatsächlich so spannend wie ein Krimi werden.
Cloud Stories – die nächste Generation von VR-Kameras
Sind schon journalistische Formate im Next Media Accelerator eher die Ausnahme, dann hat es eine Kategorie bisher noch gar nicht gegeben: Hardware. Das ändert sich nun mit dem polnischen Startup Cloud Stories. Dessen Gründer Adam Roszyk entwickelt eine Kamera für Augmented und Virtual Reality-Aufnahmen. Wer nun den Begriff „VR-Kamera“ googelt, wird schon heute eine Menge Treffer landen. Dabei handelt es sich allerdings um Geräte, die 360-Grad-Aufnahmen machen. Die liefern zwar eindrucksvolle Bilder, aber das, was „echte“ VR ausmacht, nämlich Immersion und Interaktion, bieten sie nur sehr begrenzt.
Aufnahmen von realen Orten, in denen der Betrachter quasi herumlaufen kann, sind bisher nur durch den Einsatz von einer ganzen Batterie von Kameras möglich. Cloud Stories will das ändern und verbaut dafür gleich 25 Objektive in einem Gerät. Diese Kamera lässt sich dann mit einem Stativ oder stabilisierenden Gimbal einsetzen. Massentauglich oder klein genug, um sie jederzeit dabei haben zu können, ist sie dabei noch nicht, weshalb sie bisher nur für den professionellen Gebrauch gedacht ist.
Für 2.000 Euro pro Tag sollen Regisseure und Filmemacher sie mieten können, so die Geschäftsidee. Zum Angebot gehört dann auch die Weiterverarbeitung der Bilddaten. Somit ist Cloud Stories kein reines Hardwareunternehmen, sondern entwickelt die passende Software gleich mit. Adam arbeitet viel mit Freelancern zusammen und hat die meisten Aufgaben outgesourct, um sein Startup schlank halten und schneller voranbringen zu können. Einige Investoren konnte er schon für Cloud Stories gewinnen, und bei einem dreimonatigen Aufenthalt in Los Angeles bekam er viel positive Resonanz aus der Filmbranche.
Die internationale Konkurrenz schläft natürlich nicht; Google arbeitet an einem ähnlichen Projekt, und wer weiß, wer gerade im Silicon Valley noch so alles in Sachen VR am Tüfteln ist. Cloud Stories ist allerdings schon ziemlich weit und will den ersten Prototypen bereits im kommenden Monat testen. Man darf also gespannt sein, in welche Welten einen dieses Startup am traditionellen Demo Day zum Abschluss des sechsmonatigen Programms des NMA entführen wird.
Beitragsbild: alle Teilnehmer von Batch 7 (Foto: Teresa Enhiak Nanni)