next media accelerator: interaktive Karten und die Blockchain
Der next media accelerator holt Startups aus der ganzen Welt nach Hamburg. Im aktuellen Batch sind auch zwei brandneue Unternehmen aus Österreich dabei. Welchen Beitrag 23degrees und Rawr zur Erneuerug der Medienwelt leisten wollen, erfahrt ihr im zweiten Teil unserer kleinen Serie.
23degrees, auf Deutsch 23 Grad – das könnte die ideale Außentemperatur für den durchschnittlichen Mitteleuropäer sein. Gemeint ist bei dem Wiener Startup dieses Namens allerdings etwas ganz anderes, nämlich die Neigung der Erdachse. Die beträgt etwa 23°, jedenfalls zurzeit, denn wie so ziemlich alles auf unserem Planeten schwankt auch dieser Wert über die Jahrtausende.
Wer sich für solche Daten und Fakten interessiert, wird mit ziemlicher Sicherheit bei Wikipedia fündig. Auch Landkarten und Infografiken gibt es dort, allerdings nicht in der Qualität und mit der Informationsfülle, die dem insgesamt neunköpfigen Team von 23degrees vorschwebt. Dazu gehört Johannes Jäschke, und wer sich mit ihm unterhält, wird den gewissen Schmäh in der Stimme vermissen, den man bei Österreichern klischeehaft erwartet. Kein Wunder, denn Johannes stammt ursprünglich aus Bochum und hat in Wien studiert.
Interaktive Karten helfen die Welt zu verstehen
Das sind geografische Details, die nicht unbedingt große Aussagekraft besitzen. Ganz anders verhält es sich bei den interaktiven Karten, die 23degrees erstellt. Sie greifen wichtige Themen wie Klimawandel, Verbreitung von Seuchen oder Zustand der Demokratie auf und machen sie für Länder und Regionen sichtbar. Bei der hier verlinkten Weltkarte lässt sich für 180 erfasste Staaten jeweils per Mausklick der Grad der Pressefreiheit erfahren (Wer nicht alle anklicken möchte: Am besten sieht es in Finnland aus, Schlusslicht ist Eritrea, Deutschland belegt Rang 16).
Basis für solche Darstellungen sind Daten, die im Prinzip für alle frei zugänglich sind. Man muss sie nur finden und aufbereiten. Diesen Job übernimmt 23degrees und stellt die Ergebnisse auf einer Plattform-as-a-Service zur Verfügung. Das funktioniert ein bisschen nach dem Open Source-Prinzip, denn das Startup ist nicht der Besitzer der Daten.
Zielgruppe sind in erster Linie Medienunternehmen, die sich dadurch aufwändige Recherchearbeit ersparen und ihrer Leserschaft ein optisch attraktives Angebot mit hoher Informationsdichte machen können. Dabei stehen nicht immer komplexe und ernste Themen im Fokus, auch ein einfaches Quizspiel lässt sich so umsetzen. Ein geografischer Bezug ist dabei allerdings zwingend, eine Ausweitung auf beispielsweise Markt- und Börsendaten ist vorerst nicht geplant, auch wenn das technisch möglich wäre.
Leserbefragung und Kommentarbereich kombiniert
Um Interaktion geht es auch bei Rawr. Dieses Kunstwort hat keine konkrete Bedeutung, soll aber durch seine Mischung aus „raw“ und „roar“ eine positive Aggressivität vermitteln. Das Team aus Vorarlberg kombiniert beliebte Elemente, mit denen Leser aufgefordert werden, ihre Meinung zu Themen und Artikeln zu äußern: Umfrage und Kommentarbereich.
Zuerst kommt in der Regel eine einfache Frage, die nur mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden kann. Im nächsten Schritt werden die Teilnehmer dann gebeten, ihre Entscheidung zu begründen. So entstehen zwei Blöcke mit Pro- und Kontra-Argumenten, denen man bei Gefallen zustimmen kann. Das ganze Prinzip hat eine Reihe von Vorteilen. Die Leser beschäftigen sich unmittelbar mit einem Artikel, da das Frage-Widget dort mittendrin platziert wird, die Begründung verlangt eine ernsthaftere Auseinandersetzung und die Sortierung nach Zustimmung und Ablehnung sorgt für eine bessere Strukturierung und Übersichtlichkeit als in den üblichen Kommentarspalten.
Wird Rawr das erste Medien-Startup mit Blockchain?
Dabei ist das eben beschriebene Schema, das beispielsweise bei der Zeit schon zum Einsatz kam, nicht starr vorgeschrieben. Rawr verspricht, die Lösung mit der jeweils höchsten anzunehmenden Leserinteraktion zu finden und dabei wichtige Daten zu generieren, die den Publishern zeigen, was ihr Publikum wirklich interessiert.
Das ist aber erst der Anfang. Inzwischen beschäftigt sich Rawr nämlich mit einer Technologie, über die viele reden, aber von der nur wenige wissen, wie sie einzusetzen sein könnte: Blockchain. Auch das Rawr-Team befindet sich da noch in der Experimentierphase. Ein Ansatzpunkt könnte sein, Meinungsabbildungen über die Blockchain zu verifizieren und gegen „Fake News“ und Manipulationen immun zu machen. Vielleicht gibt es bald auch eine Kryptowährung, mit der redaktionelle Beiträge entlohnt werden können.
Sicherlich werden wir darüber mehr beim nächsten Demo Day erfahren, den der next media accelerator in Hamburg für den 14. Dezember angekündigt hat. Dabei sind dann natürlich auch iBot, Cutnut und Smob, die wir bereits vorgestellt haben. Über die restlichen Teilnehmer am aktuellen Batch werden wir natürlich auch noch berichten!
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