Next Media Accelerator: Diversität im Kino, individuelle Reiseführer und optimierte Webseiten
Im dritten Teil unserer Serie über Batch 8 vom Next Media Accelerator sorgen Startups aus Schweden, Dänemark und Litauen für mehr Diverstät in Filmen, bessere Reiseführer und Webseiten, die die Lesegewohnheiten der Nutzer berücksichtigen.
Ceretai: Diversität rechnet sich
Seit 1985 gibt es den Bechdel-Test, der überprüft, welche Rolle Frauen in Filmen spielen. Um ihn zu bestehen, müssen folgende Fragen bejaht werden: Spielen mindestens zwei Frauen in relevanten Rollen mit? Sprechen sie miteinander? Unterhalten sie sich über andere Themen als Männer? Erstaunlich viele Filme fallen da schon durch. Nun ist das kein streng wissenschaftlicher Test und er lässt sich auch nicht automatisiert durchführen. Deshalb entwickelt das schwedische Startup Ceretai ein Verfahren, um die Diversität in Filmen besser analysieren zu können.
Der Name Ceretai selbst hat keine konkrete Bedeutung, lediglich die letzten beiden Buchstaben deuten darauf hin, welche Technologie hier im Spiel ist: AI, also künstliche Intelligenz. Die soll zunächst darauf trainiert werden, mithilfe von Stimmerkennung weibliche Protagonisten und ihre Bedeutung in Filmen zu registrieren und zu analysieren. Das ist kein reiner Selbstzweck, schon heute lässt sich mit konventionellen Methoden feststellen, dass Filme mit größerer Diversität auch ein mehr Zuschauer ansprechen können. Bestes Beispiel: Der kassenträchtigste Blockbuster in den USA war 2018 Black Panther über einen schwarzen Superhelden.
Auch starke Frauen finden zunehmend ihr Publikum, weshalb Filmstudios und Streamingdienste Interesse an Daten haben sollten, die den Erfolgsfaktor Diversität zum Inhalt haben. Davon jedenfalls ist Matilda Kong überzeugt, die die Idee zu Ceretai hatte. Über Facebook fand sie ihre Mitgründerinnen Julia Dahgren (CTO) und Lisa Hamberg (CMO). Neben seinem Analysetool bringt das Startup bald auch noch ein „IMDB for Equality“ heraus: Jämra. In dem Namen stecken die schwedischen Wörter für Gleichberechtigung und Berichterstattung. Bei Jämra lässt sich dann nachlesen, inwieweit Filme Diversitätskriterien erfüllen.
Travel Kollekt: der ganz persönliche Reiseführer
Louise Zastrow aus Kopenhagen reist leidenschaftlich gern und ist daher schon viel in der Welt herumgekommen. Besonders beeindruckt hat sie die kleine japanische Insel Naoshima. Dort gibt es eine Reihe von Museen, die speziell für bestimmte Künstler und ihre Werke gebaut wurden. Einen eigenen im Buchhandel erhältlichen Reiseführer gibt es für die Insel nicht, aber dank Louises Startup Travel Kollekt lässt sich der online erstellen.
Damit schließt die Gründerin, die viele Jahre in der Möbelbranche gearbeitet und schon ein Koch- und ein Reisebuch gemacht hat, eine Marktlücke. Wer heutzutage eine Reise vorbereitet, informiert sich oft im Internet über das Reiseziel und findet dort auch eine Fülle an Informationen. Über Travel Kollekt kann man diese sammeln, zusammenstellen und sich daraus ein Buch gestalten und drucken lassen – seinen ganz persönlichen Reiseführer. Auch eine PDF-Version ist möglich.
In einer Testversion ist das Angebot seit etwa sechs Monaten online und hat rund 100 Nutzer gefunden. Bisher können die ihre Inhalte nur auf eigene Faust im Internet suchen, doch Partnerschaften mit Fremdenverkehrsämtern und Verlagen sind geplant. Fester Partner ist bereits Moleskine, eine Kultmarke für Notizbücher, die vor allem Reisende gern verwenden. Travel Kollekt, bestehend aus insgesamt drei Personen (und zusätzlich Entwicklern aus Brasilien), ist offensichtlich ein Startup, das moderne Technologie zu nutzen weiß, aber auch ein großes Herz hat für das gute, alte Buch aus Papier.
Attention Insight: Eye-Tracking per künstlicher Intelligenz
Eye-Tracking ist eine beliebte Methode um festzustellen, ob und wie die Nutzer die verschiedenen Elemente einer Webseite betrachten und beachten. Für das Verfahren benötigt man Geräte, die das Blickverhalten erfassen, und natürlich Testpersonen. Das ist zeit- und kostenaufwendig und für kleinere Unternehmen nicht so leicht zu realisieren, schon gar nicht oft und regelmäßig. Es sei denn, man lässt eine künstliche Intelligenz (KI) die Tests durchführen.
Genau das bietet das litauische Startup Attention Insight an. In dem vierköpfigen Team sind Kamile und Darius die Marketingexperten und Ieva und Mindaugas die KI-Nerds. Aus zahlreichen bereits durchgeführten Blickerfassungstests liegen genug Daten vor, aus denen die KI zuverlässige Schlüsse ziehen kann, wie ein neuer Internetauftritt wirkt. Farbkontraste können da eine Rolle spielen, Schriftgrößen, Platzierungen, Bilder von Personen und einiges mehr. Innerhalb von einer Minute analysiert Attention Insight eine Webseite und erstellt eine Heatmap mit den aufmerksamkeitsstärksten Elementen.
Die Ergebnisse sind für Werbungtreibende genauso aufschlussreich wie für Onlinemedien oder Webshops. Das Verfahren muss auch nicht auf das Internet beschränkt bleiben. Überall buhlen visuelle Medien um Aufmerksamkeit. Bei dem für den Spätfrühling geplanten offiziellen Launch konzentriert sich Attention Insight jedoch zunächst auf Webseitentests. Zehn davon soll es bereits ab 250 Euro geben, zum Service gehören auch Optimierungsvorschläge.