Next Media Accelerator – der 6. Batch (Teil I)
Der Next Media Accelerator geht mittlerweile in die sechste Runde – mit sieben frischen Medienstartups. Drei von ihnen stellen wir heute vor: YOBO sagt es mit Emojis, The Shotcaller berichtet über E-Sport und Frameright sorgt für die richtige Bilddarstellung.
YOBO lässt die Emojis los
Warum viele Worte machen, wenn sich heutzutage alles mögliche mit Emojis ausdrücken lässt? Die Anzahl der Bildzeichen geht mittlerweile auf die 3.000 zu, da ist für fast alle Lebensbereiche was dabei. Auf jeden Fall taugen Emojis zur Kommentierung und Einordnung von beispielsweise Bars, Restaurants oder Einzelhandelsgeschäften, meint das Berliner Startup YOBO. Die Grundidee, lokale Gastronomiebetriebe und Läden sichtbarer zu machen und zu fördern, teilt das junge Unternehmen mit vielen anderen, sein Ansatz ist allerdings wirklich originell.
Nutzer der YOBO-App können ihre Lieblingsorte fotografieren und namentlich benennen. Damit hat es sich aber auch schon mit der Verwendung der herkömmlichen Schriftsprache. Alles andere wird über Emojis dargestellt. Bei einer Musikkneipe, in der man Darts spielen kann, bieten sich zum Beispiel ein Humpen Bier, eine Gitarre und eine Dartscheibe an. Wenn viele Nutzer ein Foto so kommentieren, entsteht eine Emojiwolke, bei der die meistverwendeten Symbole am größten abgebildet werden.
Regelmäßige Nutzer der App erhalten Empfehlungen die sich zum einen auf den aktuellen Standort beziehen, zum anderen auf bestimmte Vorlieben. Eine künstliche Intelligenz ermittelt anhand des Nutzungsverhaltens und der aktuellen Stimmung passende Vorschläge. Gestartet in Berlin, will YOBO jetzt auch Hamburg und den Rest der Republik erschließen. Bisher gibt es die App nur für Apple, Android soll aber bald folgen. Die Gründer haben allesamt schon Startup-Erfahrungen gesammelt. CEO Tobias Szarowicz, gelernter Jurist, hat sogar einige Jahre beim Bundesverband Deutsche Startups gearbeitet.
The Shotcaller berichtet über E-Sport
Als der Next Media Accelerator seinen Betrieb aufnahm, kam häufig die Frage, ob er er den Journalismus retten wolle. Nein, das sei nicht der Plan, hieß es dann, und tatsächlich wurden rein redaktionelle Projekte bisher nicht gefördert. The Shotcaller aus Berlin ist da jetzt die erste Ausnahme von der Regel. Das mag mit dem besonders trendigem Thema zusammenhängen, den das Nachrichtenmedium behandelt: E-Sport. Computerspiele sind längst in vielen Weltgegenden als echte Sportart anerkannt, in Deutschland könnte es bald soweit sein. Ganz vorn in diesem Bereich ist Asien. Bei den Asienspielen 2022 gehört E-Sport zum offiziellen Programm. Olympia könnte bald folgen.
Woran es noch mangelt, ist professionelle Berichterstattung. Häufig schreiben entweder ausgebildete Redakteure, die in der E-Sport-Welt nicht wirklich zu Hause sind, oder echte Nerds, denen aber das journalistische Handwerkszeug fehlt. Hier sehen die Gründer von The Shotcaller ihre Chance, denn beide sind sowohl leidenschaftliche und erfolgreiche Gamer als auch echte Journalisten. Alexander Hugo befindet sich noch im Studium, während Darius Matuschak schon länger professionell schreibt und The Shotcaller zuerst nur nebenbei als Blog geführt hat.
Alex erkannte schnell das Potenzial, und inzwischen bieten Webseite und YouTube-Kanal praktisch jeden Tag neue Texte und Videos. Im Zentrum steht die League of Legends Championship Series, deren europäische Ausgabe in Berlin stattfindet. Freelancer sorgen für frische Beiträge aus Asien und den USA. Alle Inhalte sind auf Englisch, da nur rund 10 % der Leser als Deutschland kommen, während die USA 30 % stellen. Schon jetzt fasziniert E-Sport ein riesiges Millionenpublikum, und der Boom ist ungebrochen. The Shotcaller möchte zum Leitmedium dieser Bewegung werden und wird sich in Zukunft außer um League Legends auch verstärkt um weitere Spiele wie Counterstrike, Dota oder Overwatch kümmern.
Frameright sorgt für den richtigen Ausschnitt
Im Internet entscheiden oft Sekundenbruchteile, ob ein redaktioneller Beitrag oder ein Werbeelement Interesse weckt oder nicht. Selbst die cleverste Schlagzeile ist da im Zweifelsfall weniger wirksam als ein aufmerksamkeitsstarkes Bild. Umso ärgerlicher, wenn dieses auf dem Desktop oder dem Smartphone nicht richtig dargestellt wird. Das ist gar nicht so einfach, denn die von den verschiedenen Kanälen genutzten Formate sind alles andere als einheitlich. Allein Facebook kennt 20 verschiedene Dartstellungsvarianten, da kann es schon mal vorkommen, dass ein Stück vom Kopf einer Person auf einem Foto einfach abgeschnitten wird.
Es sei denn, man benutzt die Software von Frameright. Marina Ekroos, eine der Gründerinnen des finnischen Startups, ist selber Fotografin und daher besonders sensibel, wenn es um die optimale Bildgestaltung geht. Mit Frameright lässt sich nun genau definieren, welcher Ausschnitt eines Fotos auf jeden Fall sichtbar sein muss. Da die Software alle gängigen Formate von Medien wie Facebook und Instagram kennt, gibt es bei Veröffentlichungen keine bösen Überraschungen mehr. Einmal in den Metadaten eines Fotos verankert, findet die richtige Anpassung jeweils automatisch statt.
Bei einem finnischen Startup-Wettbewerb konnte Frameright, zu dem auch der Entwickler Ilkka Järstä und der Designer Jaako Hyvärinen gehören, schon 125.000 Euro gewinnen. Getestet wurde die Software bisher mit einem kleineren Privatkunden. Durch die Teilnahme am Next Media Accelerator erhofft sich das Team jetzt, große Medien- und E-Commerce-Unternehmen gewinnen zu können. Richtig ins Bild gesetzt zu werden ist schließlich für alle wichtig, die im Internet Erfolg haben wollen.
Beitragsbild: Next Media Accelerator