next media accelerator: Batch Nummer 9 stellt sich vor (Teil 2)
Weiter gehts mit der Vorstellung der Teilnehmer des neunten Batches vom next media accelerator. Im zweiten und letzten Teil schauen wir uns Get Creative, Tebeox, midesk und Defudger etwas genauer an.
Get Creative verschafft der Kreativität mehr Raum
Nicht nur Starups müssen bei den verschiedensten Gelegenheiten pitchen, auch für Werbe- und PR-Agenturen gehören Pitches zum alltäglichen Geschäft. Meist sind die sehr stressig, teuer und zeitaufwendig, aber auch notwendig, um neue Aufträge zu ergattern. Leider kommt dabei die Kreativität oft zu kurz. Sharon Reid hat das oft genug erfahren, seit gut zwanzig Jahren arbeitet die Engländerin in der PR-Branche. Als sie Dr. Davy Smith trifft und von dessen Erkenntnissen auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz erfährt, sieht sie die Chance, mit ihm zusammen bisherige Prozesse bei der Pitchvorbereitung nicht nur zu verbessern, sondern neu zu definieren.
Ihr Startup Get Creative funktioniert nach eigener Definition als Plattform für kollaborative Kreativität oder auch als Suchmaschine für Ideen. Konkret heißt das, Get Creative nimmt den Nutzern lästige Kleinarbeit wie beispielsweise die Suche nach passendem Bildmaterial ab und gibt ihnen mehr Raum für das große Ganze. Wie das in der Praxis funktioniert, muss sich zeigen, denn noch existiert kein testbares Softwareprodukt. Bedarf sollte es über alle Grenzen hinweg geben, auch wenn Sharon schon landestypische Unterschiede in den Arbeitsweisen entdeckt hat. Demnach geht es in Deutschland deutlich strukturierter zur Sache als in ihrer Heimat.
Tebeox bringt Comics aufs Handy
Milegny Castro aus Venezuela und Helena Renovell aus Spanien sind beide mit Comics aufgewachsen und, wie in ihrer Generation selbstverständlich, auch mit dem Smartphone. Das sind zwei Welten, die erstaunlicherweise noch kaum zusammengefunden haben. Bisher war es nicht möglich, Comics auf dem Handy zu lesen. Mit ihrem 2018 gegründeten Startup Tebeox bieten Milegny (CEO) und Helena (Creative Director) jetzt eine Lösung. Ihre ersten Schritte haben sie mithilfe des Inkubators Lanzadera aus Valencia gemacht, jetzt wollen sie zusammen mit dem next media accelerator den deutschen Markt erobern.
Noch beschränkt sich das Angebot auf rund 90 spanischsprachige Comics von kleinen Verlagen und unabhängigen Künstlern. Die haben es oft besonders schwer, ein breiteres Publikum zu erreichen. Mit der Plattform von Tebeox, die sich zu einer Art Spotify für Comics entwickeln soll, könnte sich das ändern. Nutzer zahlen eine monatliche Gebühr und haben dann werbefreien Zugriff auf alle Inhalte. Damit die Plattform dauerhaft attraktiv bleibt, sollen mit der Zeit auch die Bildgeschichten großer Verlage und international bekannter Zeichner und Autoren dazukommen.
midesk ist der digitale Nachrichtendienst für Marktbeobachtung
Was passiert in dem Marktumfeld, in dem ich operiere? Wie agieren meine Mitbewerber? Was berichten die Medien? Das sind einige der vielen Fragen, auf die Unternehmen tunlichst eine Antwort finden sollten, wollen sie erfolgreich sein und bleiben. Market Intelligence heißt die Disziplin, mit der sich Jokub Tomek aus der Tschechischen Republik über fünf Jahre beschäftigt hat. Bei seiner Arbeit häufte er jede Menge Daten an und wie in vielen anderen Branchen auch fehlten ihm die technischen Mittel, um all die Informationen angemessen zu strukturieren, auszuwerten und archivieren.
Um sich selbst und anderen zu helfen, gründete er im Januar 2019 midesk und entwickelte ein mit künstlicher Intelligenz arbeitendes Toolkit zur Erfassung und Analyse aller relevanten Markt- und Mediadaten. Je nach Prozess soll damit eine Zeitersparnis von bis zu 80 % möglich sein. Die Infos können modular zusammengestellt werden, beispielsweise für Präsentationen und Newsletter. Ein großes deutsches Verlagshaus konnte Jakob bereits als Testkunden gewinnen. Ab 1. Oktober ist er in Hamburg beim next media accelerator auch nicht mehr als Einzelkämpfer unterwegs, dann kommt seine Mitgründerin Zuzana Tomková nach.
Defuger ist Fake News mit KI und Blockchain auf der Spur
Zu Propagandazwecken gefälschte Fotos gibt es schon lange. So ließ Stalin regelmäßig Personen aus Bildern entfernen, nachdem sie bei ihm in Ungnade gefallen waren. Durch die Digitalisierung allerdings sind inzwischen Manipulationen von fotografischen Aufnahmen und sogar Filmen in einer Präzision möglich, die sie selbst für Experten kaum erkennbar machen. Solche Fälschungen fallen in die Kategorie der fast schon sprichwörtlichen „Fake News“. Nachrichten, die „fudged“ sind, um die Abmilderung eines beliebt-berüchtigten „Four-Letter Words“ zu benutzen. Gegen dieses „Fudging“ entwickelt ein vierköpfiges dänisches Startup ein Gegenmittel und nennt sich deshalb Defudger.
Defudger geht bei seiner Arbeit in drei Stufen vor. Am Beginn steht die Suche nach kleinen und kleinsten Abweichungen und Inkonsistenzen. Im zweiten Schritt überprüft eine künstliche Intelligenz (KI), ob eine andere KI an der Fälschung beteiligt war. Und schließlich kommt eine Technologie zum Einsatz, mit der sich der Gründer Kristof Szabo schon länger beschäftigt: Blockchain. Mit deren Hilfe entsteht eine Absicherung und Archivierung der Daten, die zukünftige Manipulationen leichter erkennen lässt. Bei genügend Datenmaterial wird das dann auch funktionieren, wenn echte Bilder realen Ereignissen falsch zugeordnet werden. Geschehen ist das beispielsweise gerade bei den Waldbränden in Brasilien, die mit Fotos aus anderen Jahren oder von anderen Schauplätzen illustriert wurden.