NCA: Neues aus der Welt der Datenanalyse
Im zweiten Teil unserer Miniserie über den 7. Batch vom Next Commerce Accelerator (NCA) beschäftigen wir uns mit zwei Startups, die sich die Analyse von Daten zu ihrem Geschäft gemacht haben. Bei MARA geht es um die Auswertung von Kundenbewertungen und bei Gigapipe um Big Data-Analyse auch ohne spezielle Fachkenntnisse.
MARA: Kundenbewertungen unter der Lupe
Produktbewertungen sind eine wichtige Informationsquelle sowohl für Konsumenten als auch für Unternehmen. Dabei kommt es nicht nur auf die Zahl der Sterne an (eins bis fünf), sondern auch auf die dazugehörigen Rezensionstexte, die wertvolle Hinweise liefern können, was gut ankommt und was zu verbessern wäre. Diese Texte zu analysieren hat sich das Startup MARA (Maeketing Research Automation) zur Aufgabe gemacht. Dessen drei Gründer Maximilian Lüders, Tobias Roelen-Blasberg und Ingo Lange haben mehrere Gemeinsamkeiten in ihren Biografien: Tobias und Maximilian haben am Karlsruhe Institute of Technology (KIT) promoviert, Ingo und Tobias waren Berater bei McKinsey und haben beide an der Universität Mannheim studiert.
Die Geschäftsidee von MARA beruht auf der Dissertation von Tobias. Das wichtigste Prinzip bei seiner Analyse der Produktbewertungen, wie sie beispielsweise bei Amazon üblich sind, ist die unvoreingenommene Herangehensweise. Nehmen wir als Beispiel ein Smartphone. Der Hersteller ist vielleicht der Auffassung, dass die Kamera das wichtigste Alleinstellungsmerkmal sei, und fokussiert seine Analyse von vornherein darauf. Die Software von MARA dagegen wertet ohne Vorgaben aus und findet heraus, dass die Akkulaufzeit viel mehr Beachtung erhält. Der neutrale Ansatz gilt auch für Adjektive: Das Wörtchen „lang“ kann positiv (lange Laufzeit) oder negativ (lange Lieferzeit) besetzt sein. Die durch Machine Learning sich stetig verbessernden Algorithmen von MARA können das unterscheiden.
Sinnvoll wird eine solche Analyse ab einer Größenordnung von 300 bis 400 Bewertungen für ein Produkt. Bei diesen Dimensionen wird auch die Verfälschung durch Troll-Kommentare immer unwahrscheinlicher. Dabei soll das Verfahren die klassische Marktforschung nicht ersetzen, sondern ergänzen und vorbereiten, da es Stimmungsbilder ermitteln und relevante Themen herausarbeiten kann. Gestartet ist das Team im April 2020, hat bereits erste Pilotprojekte umgesetzt und ist in ernsthaften Gesprächen mit großen Unternehmen. Den Umsatz sollen dann später eine Initialanalyse und regelmäßige Analyse-Updates bringen. Skalierbar sind auch die auswertbaren Textquellen, zum Beispiel E-Mails oder transkribierte Telefongespräche.
Gigapipe: Big Data für alle
Big Data – das ist eines der magischen Worte aus dem Reich der Informationstechnologie. Überall werden die Datenmengen immer größer und unübersichtlicher, und nur wer sie beherrscht, bleibt wettbewerbsfähig. Aber ist das nicht eine Wissenschaft für sich, für die ein Unternehmen schwer zu findende Experten einstellen muss? Nicht unbedingt, sagt das in England und Spanien beheimatete Startup Gigapipe, und bietet als Lösung eine Infrastructure-as-a-Service. Dahinter stecken Alastair Appleby aus Barcelona, der Ende 2018 mit der Entwicklung der Software begonnen hat. Und Alex Maitland, seit März 2020 dabei, der sich hauptsächlich um Sales & Marketing kümmert.
Die Webseite von Hamburg Startups wird mit WordPress erstellt, dem am weitesten verbreiteten Content-Management-System für Blogs und andere textlastige Internetangebote. Was das mit Gigapipe zu tun hat? Alastair bezeichnet sein Startup als WordPress für Big Data. Die Gemeinsamkeit ist die einfache Anwendung. Man kann die Programme auch mit geringen bis nicht vorhandenen Softwarekenntnissen nutzen, wenn alles eingerichtet ist. Das ist besonders praktisch für kleinere Unternehmen, die sich keine eigene Big Data-Fachkraft leisten können, aber auch für größere, die Kosten sparen und sich ganz auf ihre Kernkompetenz konzentrieren wollen.
Der Umgang mit großen Datenmengen spielt in zahlreichen Branchen eine wesentliche Rolle, sodass Gigapipe in vielen Teichen nach Interessenten fischen könnte. Vorerst liegt der Fokus aber auf zwei sehr unterschiedlichen Bereichen: der Industrieproduktion und Ad Tech, also digitalem Marketing. Die Plattform ist startbereit und einsatzfähig, die Suche nach zahlenden Kunden hat begonnen. Für das von Anfang an international aufgestellte Startup könnte dank des NCA also Deutschland zum Referenzmarkt werden.
Wenn ihr auch die anderen beiden neuen Startups vom NCA kennenlernen wollt: Hier ist der erste Teil der Miniserie über den 7. Batch!
Fotos: MARA, Gigapipe