NCA Batch 10: zum Jubiläum sechs frische Startup-Ideen
Doppeltes Jubiläum beim Next Commerce Accelerator (NCA): Das Förderprogramm feiert seinen fünften Geburtstag und präsentierte sein zehntes Batch beim ersten Demo Day vor großem Publikum seit längerer Zeit. Ob die sechs Startups einmal ähnlich erfolgreich sein werden wie Alumna Localyze mit einer kürzlich abgeschlossenen Finanzierungsrunde über 35 Millionen Euro? Einige vielversprechende Ansätze gibt es zumindest.
Circleback und Mietz
Dass die meisten Getränkeflaschen mit einem Pfand belegt sind, ist seit vielen Jahren eine Selbstverständlichkeit. Die damit verbundene Kreislaufwirtschaft leistet einen wichtigen Beitrag zum Recycling von Plastik. Gleichzeitig ist der Bedarf an recyclebaren Kunststoff immer noch groß, ebenso die Menge an ungenutztem Plastikmüll, der im Bad beispielsweise durch Shampooflaschen entsteht. Das Berliner Startup Circleback, vertreten durch Kimani Michalke, entwickelt nun ein Pfandsystem eben für diese Art von Verpackungen. Die Kooperation mit einem Pfandautomatenhersteller steht bereits, eine App für die Abrechnung gibt es auch. Das Problem: Noch fehlt die behördliche Genehmigung für einen ersten Testlauf.
Als „Tinder für die Wohnungssuche“ wurde Mietz schon bezeichnet, und eine gerade abgeschlossene Finanzierungsrunde über eine Million Euro, an der unter anderem WM-Held Mario Götze beteiligt ist, sorgte für Aufsehen. Nicht die schlechtesten Voraussetzungen für den Start der App im Oktober. Bedarf ist sicherlich auch vorhanden, denn Mietz verspricht, den Prozess der Wohnungssuche für alle Beteiligten wesentlich zu erleichtern. Suchende können ein Profil mit allen relevanten Informationen und Dokumenten anlegen. Daraus ergeben sich passende Wohnungsvorschläge, und auch die Vermieter können frühzeitig erkennen, ob eine Bewerbung ihren Vorstellungen entspricht. Weitere Angebote bis hin zum Mietvertrag über die App sollen folgen.
Inkdrop und Vinlivt
Ein internationales Team geht für Inkdrop an den Start. Louis Beaumont ist Franzose, Alberto Schillaci Italiener und Antoine Descamps, der ihr junges Unternehmen vorstellte, Schweizer. Gemeinsam arbeiten sie daran, Unternehmen die Produktbeschreibung auf Webseiten zu erstellen. Dabei greifen sie auf eine künstliche Intelligenz zurück, die Kundenfeedback nutzt, um die Textqualität stetig zu verbessern. Fünf Onlineshops nutzen den Service bereits und der NCA ist nicht der einzige Accelerator, der bei Inkdrop engagiert ist. Auch Techstars ist bereits bei dem Startup involviert, wobei es sich gegen Tausende Mitbewerber durchgesetzt hat.
Altersvorsorge ist ein Thema, mit dem man sich eigentlich nicht früh genug beschäftigen kann. Oft schiebt man das aber vor sich her oder verdrängt es ganz. Zumindest die Ausrede, das sei alles viel zu kompliziert, will das Startup Vinlivt in Zukunft nicht mehr gelten lassen. Auch hier steht eine App im Mittelpunkt, die einem zunächst einmal einen Überblick über die aktuelle Finanzsituation und den Stand der Vorsorgeplanung verschafft. Es ist zu erwarten, dass sich da häufig ein Nachholbedarf offenbart. Im nächsten Schritt erfolgt daher über die Plattform von Vinlivt die Vermittlung an professionelle Finanzberatungen, die die zahlenden Kunden des Startups werden sollen. Los gehen soll es ebenfalls im Oktober.
iComplai und SENTOU
Rückrufaktionen können für Unternehmen aus der Lebensmittelbranche richtig teuer werden. Dabei lassen sie sich zumindest dann vermeiden, wenn der Grund dafür kontaminierte Zutaten sind, die zu spät erkannt wurden. Das jedenfalls ist das Versprechen des Startups iComplai. iComplai wertet zahlreiche offiziell zugängliche Datenquellen aus, um frühzeitig eventuelle Probleme in der Lieferkette zu entdecken, etwa den Einsatz von Europa nicht zugelassenen Pflanzenschutzmitteln. Mit seiner digitalen Detektivarbeit konnte das Startup schon einige prominente Kunden gewinnen, von denen Mars namentlich genannt werden darf.
Über 3 Milliarden Euro geben die Deutschen jährlich für die Gesichtspflege aus. Für eine andere pflegebedürftige Körperregion, nämlich den Intimbereich, sind Umsatzzahlen kaum zu ermitteln, so gering fallen sie aus. Lilia Vogelsang nannte dafür frei Gründe: Scham, die Unsicherheit, was da überhaupt geeignet sei, und das geringe Angebot. Das will sie mit ihrem Startup SENTOU jetzt ändern. Ihre Pflegeprodukte sind edel verpackt, bestehen zu 100 % aus natürlichen Zutaten und sind für alle Geschlechter und Behaarungszustände geeignet. Der Markteintritt ist noch für dieses Jahr anvisiert.
Das sind sie also, die sechs Startups, die sechs Monate Programm beim NCA erfolgreich hinter sich gebracht haben und ihre neuen Erfahrungen und Kontakte für den weiteren Weg nutzen wollen. Ende Oktober startet schon wieder das nächste Batch und die Bewerbungsfrist ist eigentlich abgelaufen. Wer aber der Meinung ist, mit seiner Geschäftsidee ideal zu diesem Accelerator zu passen, kann trotzdem noch sein Glück versuchen. Der NCA ist da sehr flexibel und hält immer ein Hintertürchen offen!