d3con – eine Fachkonferenz als großes Kino
Hamburg ist die Hauptstadt des Onlinemarketings. Nur wenige Tage nach den Online Marketing Rockstars ging hier mit der d3con ein weiteres Branchengroßereignis über die Bühne – oder über die Leinwand, denn Schauplatz war das Cinemaxx am Dammtor. Wir haben uns eine Portion Popcorn geschnappt und dort mal umgesehen.
Ob man als Teilnehmer der d3con am letzten Dienstag im richtigen oder falschen Film war, muss jeder selber entscheiden. Im Kino war man auf jeden Fall, und am Vortag eventuell schon im Beach Club. Erstmals nämlich erstreckte sich die Fachkonferenz nämlich über zwei Tage. Am Montag gab es zur Einführung in das Thema „Programmatic Advertising“ die d3con University im Beach Hamburg (Alter Teichweg). 400 ließen sich in entspannter Atmosphäre die Grundbegriffe der modernen Onlinewerbung erklären.
Keine schlechte Idee, denn in der Szene geht ziemlich speziell zu, was sich auch in der Wortwahl niederschlägt. Die Fachbegriffe kommen eigentlich immer aus dem Englischen und werden dann gern noch abgekürzt. Ein Beispiel aus der Marketingsprache, die natürlich nicht auf Internetthemen beschränkt ist: Fast Moving Consumer Goods. Das sind Produkte, die häufig gekauft und schnell verbraucht werden, Lebensmittel zum Beispiel. Nun ist das ein furchtbar langer Begriff, also herrscht die Abkürzung FMCG vor. Wer die möglichst schnell aussprechen kann, zeigt, dass er dazugehört. Früher gab es dafür übrigens das schöne deutsche Wort „Schnelldreher“.
Kann Big Data Wahlen entscheiden?
Die mitunter etwas verschrobenen Formulierungen sollten aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es auf der d3con um ein Thema ging, dass nicht nur einen kleinen Expertenkreis tagtäglich beschäftigt. Programmatic Advertising soll nämlich dafür sorgen, dass Onlinewerbung so genau wie möglich nicht nur bestimmte Zielgruppen, sondern sogar einzelne Personen passend zu Interessen und Eigenschaften erreicht. Welche Konsequenzen das haben kann, zeigte der erste Vortrag des Tages im großen Saal.
Molly Schweickert ist Head of Digital bei Cambridge Analytica, der Datenfirma, die Donald Trump zum Wahlsieg verholfen haben will. Ob das überhaupt zutrifft, ist mittlerweile genauso umstritten wie das Engagement an sich. Cambridge Analytica jedenfalls behauptet, Wahlberechtigte zum richtigen Zeitpunkt auf den geeigneten Kanälen mit den passenden Botschaften angesprochen und damit dem Wahlausgang beeinflusst zu haben. Geholfen haben dabei jede Menge Daten – Big Data – vor allem von Facebook. Bei den Rockstars hatte CEO Alexander Nix noch deutlichen Widerspruch erfahren, bei der d3con musste Schweickert hauptsächlich harmlose Fachfragen aus dem Publikum beantworten.
Der größte Aufreger der Branche: Adblocker
Kontroverser ging es da schon beim Panel über Adblocker zu. Die kratzen schließlich an der Existenzgrundlage der ganzen Branche, indem sie Onlinewerbung einfach herausfiltern. Zu den „Bösewichten“ gehört eyeo aus Köln, bei der d3con vertreten durch Christian Dommers, Head of Business Development. eyeo vertreibt die Adblock Plus und liegt deswegen im rechtlichen Clinch mit so mächtigen Gegnern wie dem Medienkonzern Axel Springer.
Es gibt aber auch eine Initiative für bessere Werbung und den Wunsch nach einem ideellen Vertrag zwischen Publishern und Nutzern, beides zur Stärkung der Akzeptanz von Internetreklame. Und konsequenteres Vorgehen gegen adblockende Leser: Bezahlschranken und Schließen der Webseiten für solch renitente Zeitgenossen. Und es gibt Startups wie das Hamburger AdDefend. AdDefend macht nicht nur praktisch alle Adblocker unwirksam, sondern ermöglicht auch schlauere Werbeeinspielungen für die kritische Zielgruppe, erläuterte CEO Dominik Reisig.
Auch für Startups ist die d3con eine wichtige Bühne
Auch wenn große und ganz große (Google, Facebook) Unternehmen die Szene im Onlinemarketing dominieren, gibt es immer wieder Platz für Startups mit frischen Ideen. Ihnen war bei der d3con ein eigenes Panel gewidmet. Darin saß auch Timo Hagenow von Yieldlove. Das Unternehmen verspricht seinen Kunden, das Preis-Leistungs-Verhältnis von Werbeplänen zu optimieren. Yieldlove ist schon Stammgast bei der Konferenz und fungierte auch als Sponsor. Eine lohnende Investition, wie Timo bestätigt:
Die d3con war mal wieder eine sehr gelungene Veranstaltung, sowohl inhaltlich als auch organisatorisch. Die Wahl des Cinemax Dammtor als Veranstaltungsort hat mir gut gefallen – perfekte Akustik, gemütliche Sitze, Popcorn, absolut passend für die Branche. Sicherlich das wichtigste Event im Bereich Programmatic Advertising nicht nur für DACH. Nächstes Jahr sind wir definitiv wieder dabei.
Beim Startup-Panel herrschte übrigens wieder weitgehend Harmonie, auch wenn über die Bedeutung eines ausgefeilten Businessplans keine Einigkeit bestand. Die Bedeutung des Teams und der Unternehmenskultur betonten alle, und dass Bürokratie „ganz ekelhaft“ sein kann, wie Frederike Voss vom Hamburger Ad-Tech-Startup orbyd bemerkte, stieß ebenfalls kaum auf Widerspruch.
Programmatic Advertising geht über das Internet hinaus
Die d3con 2017 war mit gleich zwei neuen Locations für die d3con University und die Konferenz für uns als Ausrichter besonders aufwändig. Aber die Mühen haben sich gelohnt – wir freuen uns sehr über insgesamt 1800 zufriedene Besucher an zwei Tagen.
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