mysupply digitalisiert den Einkauf für Unternehmen
Die Einkaufsabteilungen in Unternehmen müssen zumeist komplizierte und zeitraubende Prozesse durchlaufen, bevor sie zum Ziel kommen. Das Startup mysupply hat nun eine Software entwickelt, die das Verfahren wesentlich vereinfacht und dabei auch noch Geld spart. Das haben wir uns einmal genauer angeschaut.
Der Wirtschaftsinformatiker Andreas Zimmermann hat von Beginn an Beratung zu seinem Spezialgebiet gemacht. 2008 gründete er dafür Changepoint, das sich inzwischen zu einer kleinen Unternehmensgruppe entwickelt hat. Dazu gehören zum Beispiel die Espresso Society, die hochwertige Kaffeemaschinen verkauft, und German Solar, das Solarenergie in Ägypten voranbringen will. 2016 fing Changepoint an, sich intensiver mit der Digitalisierung von Beratungsleistungen zu beschäftigen.
mysupply stillt den Bedarf nach vereinfachten Prozessen im Einkauf
Erstes Ergebnis dieser Überlegungen war die Plattform expertist, die den Einkauf von Beratungsdienstleistung automatisiert. Schnell stellte sich heraus, dass Bedarf bestand an einer Lösung für den Einkauf insgesamt. Also entstand unter dem Dach von Changepoint ein weiteres Startup mit dem Namen mysupply. Die Programmierarbeiten begannen 2018, seit 2019 ist mysupply mit einer Basisversion online.
Um zu erklären, was die leistet, schauen wir zunächst einmal, wie so ein Einkaufsprozess in der Regel abläuft. Eine Unternehmen hat Bedarf an einer bestimmten Ware, sagen wir, 50 Computermonitore, und die für den Einkauf zuständige Person schiebt nun die Ausschreibung an. Zunächst werden die wichtigsten Kriterien definiert, beispielsweise gewünschter Zeitpunkt der Lieferung, Ausstattung und Größe der Monitore und so weiter. Dieser Kriterienkatalog geht dann an potenzielle Lieferanten, an jeden einzeln per Mail oder bei manchen immer noch per Fax.
Im nächsten Schritt folgen die Angebote der Lieferanten, die der Einkauf prüfen und gegebenenfalls nachverhandeln muss. Auf jeden Fall beinhaltet der Prozess ein ziemliches Hin und Her, bevor die endgültige Entscheidung fällt. Ein klarer Fall für Vereinfachung durch Digitalisierung, und die bietet mysupply. Die Software ermöglicht innerhalb weniger Minuten das Erstellen einer Ausschreibung, die an bereits bekannte Lieferanten geht. Hinzu kommen weitere Anbieter, die von dem führenden B2B-Marktplatz „Wer liefert was“ stammen. mysupply selbst verfügt nicht über eine solche Datenbank.
Die Software als Assistent und Stellvertreter
Wenn dann die Angebote eintrudeln, wählt die für den Einkauf zuständige Person die attraktivsten aus und überlässt der Software von mysupply die nächsten Schritte. Eine künstliche Intelligenz mit auf der Spieltheorie basierenden Algorithmen ermittelt dann die optimale Verhandlungsmethode und fungiert somit als Assistent oder sogar als Stellvertreter des Einkaufs. Ein gängiges Verfahren nennt sich eAuction und soll im Durchschnitt 18 % Kostenersparnis einbringen. Die endgültige Entscheidung trifft letztlich der Mensch, aber auf dem Weg dahin hat ihm die Maschine einige Schritte abgenommen.
Die aktuelle Version von mysupply ist noch ein MVP, also eine Basisversion, die die wichtigsten Funktionen bereits erfüllt. Ein für den Herbst angekündigtes Update soll allerdings wesentlich komfortabler ausfallen und kundenspezifische Erfordernisse berücksichtigen. So lassen sich dann in einer Ausschreibung unterschiedliche Waren bündeln, die von unterschiedlichen Anbietern geliefert werden. Auch wird es Schnittstellen zu den Warenwirtschaftssystemen der Kunden geben und eine weiter verbesserte Verhandlungssoftware, die zunehmend autonom agieren kann.
Weiterentwicklung in Bulgarien
Um all das leisten zu können, muss das zurzeit zwölfköpfige Team expandieren. Geeignete Softwareentwickler in Deutschland zu finden erwies sich allerdings als äußert schwierig, weshalb jetzt ein weiteres Büro in der bulgarischen Hauptstadt Sofia eröffnet. Die wichtigsten Mitbewerber von mysupply sind ebenfalls im Ausland zu finden; so hat sich das irische Unternehmen Keelvar kürzlich eine Finanzierung in Höhe von 18 Millionen US-Dollar gesichert. Aber auch in Deutschland tut sich einiges, beispielsweise in dem Netzwerk Supplytechs, das Startups mit Fokus auf den Bereich Einkauf versammelt. Auch hier steckt wieder die Changepoint-Gruppe dahinter.
Bisher finanziert sich mysupply aus den Einnahmen der anderen Changepoint-Unternehmen und in Zukunft verstärkt dank der optimierten Software, die Kunden über userbasierte Lizenzen erwerben können. Parallel beginnt aber auch die Suche nach Investoren, die sich für vielversprechende Zukunftsmärkte interessieren. Die Digitalisierung des Einkaufs gehört definitiv dazu, und die Corona-Krise beschleunigt diese Entwicklung sogar noch.
mysupply ist Mitglied im Hamburg Startups Club
Mit dem Hamburg Startups Club schreiben wir ein neues Kapitel in unserer Geschichte als führende unabhängige Startup-Plattform im Norden. Alle Mitglieder erhalten ein eigenes Profil auf unserer Webseite, Zugang zu exklusiven Netzwerkevents, online wie offline, und die einjährige Nutzung des Jobboards. Hier könnt ihr noch mehr über den Club erfahren.