myprintoo bietet 3D-Service für 3D-Druck
3D-Druck gehört zu den typischen Hypethemen der letzten Jahre. Erst als die nächste große Disruption gefeiert, dann scheinbar fast schon wieder in Vergessenheit geraten. Das Hamburger Startup myprintoo hat sich derweil zu einem Erfolgsunternehmen entwickelt und ist gerade zum drittbeliebtesten Onlinehändler seiner Branche gekürt worden. Dabei kann myprintoo viel mehr als nur gut verkaufen, wie wir bei unserem Besuch erfahren haben.
In die neuen Büros in der Max-Brauer-Allee ist myprintoo erst vor wenigen Wochen eingezogen. Waren es zuvor in der gegenüberliegenden Museumsstraße nur zwei Räume, bietet die neue Adresse wesentlich mehr Platz und im fünften Stock auch eine Dachterrasse mit schönem Blick über Altona. Ein Indiz für die positive Entwicklung des jungen Unternehmens. Begonnen hat alles im Mai 2015, als Kevin Neugebauer zusammen mit Daniela Naumann myprintoo gründete.
Ganz am Anfang hatte myprintoo Privatkunden im Visier
Kevin hat eine Ausbildung als Mechatroniker absolviert, ein paar Semester Maschinenbau studiert, einen BWL-Abschluss gemacht und bei Philips im Innovationsmanagement gearbeitet. 2014 fing er an, sich mit dem Thema 3D-Druck zu beschäftigen. Ursprünglich hatte myprintoo Privatkunden im Visier, weshalb erste Überlegungen sich beispielsweise um die Frage drehten, wie viele Privatpersonen in Eimsbüttel wohl Interesse an der Technologie und an passenden Workshops haben könnten.
Seit dem Start des Onlineshops 2016 steht das Geschäftsmodell von myprintoo inzwischen auf deutlich breiteren Beinen. Auf der Webseite 3DDruckkaufhaus.de können Kunden 3D-Drucker und das erforderliche Zubehör bestellen. Schauen wir uns kurz in diesem Zusammenhang ein paar technische Details zum 3D-Druck an.
Drei verschiedene Verfahren deckt das Angebot von myprintoo ab:
- Fused Deposition Modeling (FDM), auch Fused Filament Fabrication (FFF) genannt. Dabei wird ein Werkstück schichtweise aus auf Spulen aufgerolltem schmelzfähigem Material, in der Regel Kunststoff, aufgebaut. Die meisten Drucker, die zum Beispiel auf Messen zu sehen sind, arbeiten mit dem FDM-Verfahren, das schon mit relativ geringem Kostenaufwand einsetzbar ist.
- Selektives Laserschmelzen, auf Englisch Selective Laser Melting (SLM). Hier wird der zu verarbeitende Werkstoff, meist Metall, in Pulverform in einer dünnen Schicht auf einer Platte aufgebracht und dann mit einem Laser verschmolzen. Ist das Material abgekühlt und erstarrt, folgt die nächste zu schmelzende Pulverschicht und so weiter, bis das gewünschte Teil fertig ist.
- Continous Carbon Fiber Fabrication. Bei diesem noch ziemlich neuen Verfahren lassen sich Carbonfasern mit im 3D-Druck üblichen Kunststoffen wie PLA, PETG und PA in einem Bauteil kombinieren und verarbeiten.
Aus dieser Zusammenfassung lässt sich schon erahnen, dass in der Praxis oft viel Erklärungsbedarf besteht. Deshalb ist der Vertrieb von Geräten und Zubehör auch nur die Geschäftsbasis von myprintoo, die eigentliche Spezialität ist die Beratung. Das Team unterstützt Unternehmen und wissenschaftliche Einrichtungen bei der Realisierung von Projekten, bei denen 3D-Druck zum Einsatz kommt. Der Service umfasst Webinare und Schulungen vor Ort sowie tatkräftige Unterstützung bei der Projektentwicklung.
Die Kunden kommen aus der Wirtschaft und der Wissenschaft
Zu den Kunden gehören Jungheinrich und Airbus ebenso wie DESY und das Fraunhofer-Institut. Sie profitieren unter anderem auch davon, dass myprintoo fast ausschließlich offene Systeme anbietet. Deren Nutzer sind beispielsweise nicht darauf angewiesen, Materialien von einem bestimmten Hersteller zu beziehen. Das ist besonders in der Wissenschaft wichtig, wo gern mit neuen Materialkombinationen experimentiert wird.
Auch die Anbieter profitieren von der Herangehensweise myprintoos. Oft sind das selbst noch kleine Startups, die zwar hochinnovative Technologien entwickeln, aber auf sich gestellt nicht über die notwendige Vertriebsmacht verfügen. Ein Beispiel ist Anisoprint, ein russisch-luxemburgisches Unternehmen, das mit einer Menge neuer Ideen daherkommt. So könnte der 3D-Drucker der Zukunft ein Roboter sein, der dank seines flexiblen Arms den herkömmlichen kastenförmigen Geräten überlegen ist.
myprintoo will in Zukunft möglichst exklusive Kooperationen mit solchen Innovatoren und das Projektgeschäft noch stärker vorantreiben. Drei Investoren liefern dazu die finanzielle Unterstützung, darunter ein Startup aus Berlin und Experten aus der Branche. Momentan besteht das Kernteam aus vier Personen. Mitgründerin Daniela ist zwar noch im Hintergrund dabei, hat sich aber aus dem operativen Geschäft zurückgezogen. Um das kümmern sich jetzt neben Kevin der Sales Manager Daniel Birsch, der viel von Hannover aus arbeitet, Hannes Trautwein, der ursprünglich aus der Biotech-Branche kommt, und Gregory Waschkau, Ansprechpartner hauptsächlich für technische Fragen. Eine für das Business Development zuständige neue Kollegin stößt im Januar dazu.
Die Zeit des 3D-Drucks hat gerade erst begonnen
Weitere Mitarbeiter sollen im Laufe des Jahres folgen, wenn sich das Geschäft weiter gut entwickelt. Kevin Neugebauer ist da zuversichtlich und gleichzeitig froh, dass der große Hype vorerst vorbei ist. Jetzt könne man sich darauf konzentrieren festzustellen, wo der Einsatz von 3D-Druck tatsächlich Sinn ergibt. Noch stehe die Technologie ganz am Anfang, erklärt Kevin. Wer den nötigen langen Atem habe, dem biete sie aber beste Chancen. Wie es aussieht, ist myprintoo gerade dabei diese zu nutzen.