mo:re gewinnt GründerGeist 2023
Bei der 17. Ausgabe des Startup-Wettbewerbs GründerGeist holte sich mo:re den ersten Platz. Prämiert wurde eine Erfindung, die Tierversuche in der medizinischen Forschung überflüssig machen kann. Weitere Preise gingen an M2TECH, Recylabs und Oclean.
In der Startup-Welt hat der Begriff „Tradition“ selten einen Platz, aber beim GründerGeist hat er auf jeden Fall seine Berechtigung. Schließlich wird der von den Wirtschaftsjunioren der Handelskammer Hamburg durchgeführte Wettbewerb im nächsten Jahr bereits volljährig, und 17 Jahre sind in der schnelllebigen Szene eine kleine Ewigkeit. Eine Premiere feierte GründerGeist trotzdem, den erstmals fand das Finale in den Räumen der Körber-Stiftung statt, die gerade ihr Engagement für Startups verstärkt. Darüber wird in den kommenden Wochen noch zu berichten sein, jetzt gilt die Aufmerksamkeit zunächst den sieben Finalisten, die eine Fachjury aus annähernd 50 Bewerbungen ausgewählt hatte.
Von der App gegen Beziehungsprobleme bis zur Alarmanlage für LKW
Qualifiziert hatte sich unter anderem die myndwerk GmbH mit der App myndpaar. Mitgründerin Leonie Wilken verglich die gestörte menschliche Psyche mit einem Waldbrand. Es würde nichts nützen, einzelne kleinere Feuer am Rande zu löschen, man müsse ins Zentrum des Geschehens gehen. Übertragen auf psychische Probleme meinte sie damit Konflikte in Beziehungen. Genau hier setzt ihre App mit konkreten Übungen und Hilfestellungen an. Ganz andere Probleme löst Dr. Burkhard Heisen mit dem nach ihm benannten Startup Heisenware. Er bietet eine Entwicklungsplattform für Software, die mit visuellen Elementen und fertigen Modulen arbeitet, anstatt klassische textbasierte Programmiersprachen zu verwenden. Low-Code nennt sich das Prinzip, das auch Laien die Softwareerstellung ermöglicht. Heisenware will mithilfe künstlicher Intelligenz das noch weiter vereinfachen, dann soll Programmierung sogar über Sprachbefehle möglich sein.
Mit schlechten Nachrichten konfrontierte Julian Kakarott, einer der Gründer von CarbonStack, zunächst das Publikum. Stand heute werden wir das 1,5°-Ziel zum Klimaschutz kaum erreichen, nicht zuletzt, weil unsere Wälder in einem kritischen Zustand sind. Er hatte aber auch eine gute Nachricht: Sein Startup hat eine Software entwickelt, welche die Entwicklung von Wäldern simulieren und daher der Forstwirtschaft wertvolle Tipps für mehr Resilienz bei Bäumen geben kann. Demnach gehört Douglasien die Zukunft. Nicht Wälder, sondern LKW hat das Startup KONVOI im Blick und für sie eine Art Alarmanlage entwickelt. Grundlage dafür ist die Erfahrung, dass sich Ladungsdiebstähle anhand typischer Bewegungsmuster erkennen lassen. Radarsensoren erfassen die Bewegungen von Personen in der näheren Umgebung eines LKW. Deuten alle Indizien auf einen bevorstehenden Raubzug hin, aktiviert das System von KONVOI den Alarm.
Recyclabs und M2TECH auf den Plätzen beim GründerGeist
Vier Startups mit vier starken Ideen, für die es aber trotzdem nicht ganz gereicht hat. Anders bei Recyclabs, das den dritten Platz und damit ein Preisgeld in Höhe von 2.500 Euro ergatterte. Unter dem Namen DePla hatte das Startup bereits beim Hamburg Innovation Summit 2022 abräumen können. Damals wie heute überzeugte ein Verfahren zum Recyclen von PET auch aus Abfällen, bei denen das bisher nicht möglich war. In den kommenden Jahren soll dazu eine große Anlage entstehen, allerdings nicht in Hamburg, sondern in den Niederlanden, weil dort die erforderliche Infrastruktur vorhanden ist.
Auf die ist M2TECH nicht angewiesen, ihre Technologie kann überall dort zum Einsatz kommen, wo das besonders klimaschädliche Gas Methan austritt. Solche Methan-Leckagen finden sich überall dort, wo Erdgas im Spiel ist. Sie aufzuspüren und zu minimieren leistet einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel, denn Methan ist diesbezüglich 84 mal schädlicher als C02. Belohnt wurde das mit Platz 2 und 5.000 Euro. Für Matthias Schmittmann, einen der Gründer, nicht der erste Erfolg beim GründerGeist. Bei der Ausgabe von 2016 holte er mit bentekk sogar den Gesamtsieg.
Platz 1 für mo:re und ein Sonderpreis für Oclean
Der ging in diesem Jahr an mo:re, verbunden mit 10.000 Euro Preisgeld. Für die Mehrzahl der knapp 200 Zuschauerinnen und Zuschauer dürfte das keine allzu große Überraschung gewesen sein, dafür waren der Pitch und die Geschäftsidee des Startups zu außergewöhnlich. Da gab es die Vision, in Zukunft auf individuelle Bedürfnisse zugeschnittene Medikamente herstellen und dabei ganz auf Tierversuche verzichten zu können. Da war die Rede von Miniorganen, von denen sich 400 Stück auf einer einfachen Platte züchten lassen. Und die Arbeit soll dann auch noch ein Roboter übernehmen. Das klingt alles ziemlich revolutionär und fantastisch und ist doch in Ansätzen schon Realität.
Damit standen sie eigentlich fest, die drei Siegerteams des Abends. Die Körber-Stiftung hatte allerdings noch eine Zugabe parat und vergab einen Sonderpreis für Social Entrepreneurship. Der ging an die von drei Schwestern gegründete Initiative Oclean, die regelmäßig Clean Ups genannte Müllsammelaktionen durchführt. Ein Tipp für zukünftige Gründerinnen und Gründer: Startups, die sich in irgendeiner Weise mit Müll oder dessen Vermeidung beschäftigen, haben in Hamburg immer eine Chance auf Erfolg.