moinBlockchain – eine Konferenz auf der Höhe der Zeit
Am 9. und 10. März findet im Zentrum für Angewandte Luftfahrtforschung (ZAL) eine ungewöhnliche Konferenz statt. moinBlockchain behandelt nicht nur ein besonders aktuelles Thema, sondern punktet auch mit einem Frauenanteil, an dem sich viele andere Veranstalter ein Beispiel nehmen können. Wir haben dazu Anja Schumann, Gründerin des für die Organsation zuständigen Vereins moinworld, einige Fragen gestellt.
Hallo Anja, danke, dass Du Dir die Zeit nimmst, uns einige Fragen zu beantworten! Stell uns bitte zu Beginn moinworld kurz vor!
moinworld ist ein gemeinnütziger Verein, der aus dem Women Techmakers Meetup in Hamburg hervorgegangen ist. Das Ziel ist es, die IT Welt weiblicher zu machen. Wir sorgen für die Sichtbarkeit von weiblichen Software Entwicklerinnen, IT Managerinnen und Gründerinnen im digitalen Bereich um für entsprechende Vorbilder zu sorgen. Unter anderem haben wir eine Youtube-Serie gestartet, die Frauen in der IT in Hamburg portraitiert.
Weiterhin kann man bei uns Programmieren lernen, und wir veranstalten Meetups und Konferenzen, bei denen wir uns immer über neue Gesichter und Anfängerinnen im Bereich der IT freuen.
Wie ist die Idee entstanden, eine Konferenz gerade zum Thema Blockchain ins Leben zu rufen?
Aus unserer Community kam der Wunsch, auch einmal dieses Thema zu beleuchten. Nachdem ich mich dann intensiver damit beschäftigt habe, fand ich die Blockchain super spannend, aber zu komplex, um das Thema in einer einzigen Abendveranstaltung zu behandeln. So entstand dann die Idee zu der Konferenz.
Welches Programm erwartet die Besucher von moinBlockchain?
Unsere BesucherInnen können zwischen Hands-on Workshops, Talks und Paneldiskussionen wählen. Am ersten Tag liegt der Fokus mehr auf der Technologie und den aktuellen Herausforderungen. Gleichzeitig geben wir Einblick in einige spannende Projekte. Am zweiten Tag liegt der Fokus mehr auf den Use Cases. Dabei liegt der eine Schwerpunkt auf der Anwendung von Blockchain in bestehenden Unternehmen – sei es im Bereich Luftfahrt, Healthcare oder Supply Chain Management – und der andere konzentriert sich mehr auf die disruptiven Möglichkeiten der Blockchain (Stichwort: Banking in Afrika oder Digital Identity).
Mit unter anderem ConsenSys, IOTA, Zcash, Gnosis, BigchainDB, SAP, Ernst & Young, Airbus, Lufthansa, Daimler und BMW haben wir einige namhafte Unternehmen dabei. Auch Sebastien Couture vom Epicenter Podcast lässt die zeitgleich in Paris stattfindende Ethereum Konferenz ausfallen und kommt zu uns nach Hamburg.
An welches Publikum richtet sich die Konferenz, und muss ich Blockchain-Experte sein, um das Programm zu verstehen?
Unser Ziel ist es AnfängerInnen und ExpertInnen zusammen zu bringen. Auf der einen Seite haben wir für komplette AnfängerInnen die passenden Talks, die in die Technologie einführen, und Workshops, in denen man beispielsweise lernen kann, wie man seine Wallets aufsetzt, um sicher Kryptowährungen zu kaufen.
Auf der anderen Seite bieten wir Leuten, die sich schon länger mit Blockchain beschäftigen, die richtigen Austauschmöglichkeiten mit anderen, die sich ebenfalls in der Szene bewegen.
Viele Veranstaltungen kranken an einer viel zu niedrigen Frauenquote bei den Speakern. Bei Euch ist das anders. Welche Tipps hast Du für Veranstalter, damit sie einen ähnlichen Frauenanteil erreichen können?
Ich habe teilweise schon „live“ miterlebt, dass Männer hauptsächlich Speaker aus ihrem (männlichen) Netzwerk rekrutieren und dann erst zu spät auffällt, dass da ja gar keine Frauen dabei sind. Ich glaube, wenn es einem ein ernsthaftes Anliegen ist auch weibliche Experten auf der Bühne zu haben, dann schafft man das auch. Ich helfe ansonsten auch gerne mit meinen Kontakten. Allerdings sollte dann auch eine entsprechende Wichtigkeit dem ganzen Thema beigemessen werden, und wir sollten frühzeitig in die Veranstaltungsplanung involviert werden.
Wo siehst Du persönlich die wichtigsten zukünftigen Einsatzmöglichkeiten von Blockchain?
Die Blockchain ist universell einsetzbar, da sie ja im Grunde einen Informationsspeicher darstellt. Die Einsatzmöglichkeiten sind daher auch entsprechend vielfältig. Die Transaktionen in einer Blockchain sind noch langsam und teuer, auch die Skalierbarkeit ist ein Problem. Anwendungsmöglichkeiten machen natürlich nur dann Sinn, wenn man die Vorteile nutzen kann: hohe Datensicherheit beziehungsweise der Ausschluss von Datenmanipulation. Die Blockchain macht vertrauensbildende Instanzen überflüssig.
Somit kann sie Verzeichnis- und Notariatsfunktionen abbilden oder als Schnittstelle und Mediator zwischen Prozessen dienen. Alle hierzu notwendigen Verträge können in der Blockchain abgebildet werden.
Besonders spannend ist dabei, dass Maschinen direkt mit anderen Maschinen Transaktionen abschließen können. Beispielsweise könnte ein selbstfahrendes Auto automatisch Daten von anderen Fahrzeugen, Wetterstationen oder etwa Strom kaufen und gleichzeitig seine Daten verkaufen. Das Ganze geschieht mit Hilfe von Geschäftsregeln bzw. einem Programmcode („smart contracts“) mit dem man die Transaktionen in einer Blockchain anreichern kann.
Ich selber komme ja aus dem Bereich Supply Chain Management – auch hier sind spannende Anwendungsmöglichkeiten denkbar: der Wegfall von Papierdokumenten im Im- und Export von Gütern, oder der automatisierte Geldfluss zwischen AkteurInnen der Supply Chain.
Vielen Dank für das Interview!
Weitere Informationen zu moinBlockchain gibt es hier.
Fotos: moinworld