Modelabel inkluWAS will das Denken verändern
Anastasia Umrik ist Bloggerin, Unternehmerin und Aktivistin. Sie inspiriert andere bereits seit vielen Jahren unter anderem mit ihrer Vorstellung von coolem Design. Nachdem Sie den Verein andersStark mitgegründet hat, der unter anderem Modenschauen für alle Menschen, ob mit oder ohne Behinderung, organisiert hat, gründete die junge Hamburgerin mit einem Team ihr eigenes Startup: inkluWAS. Design, das denken verändert. Wir haben Anastasia dazu interviewt.
Anastasia, bitte erzähle uns, was genau inklusWAS macht!
inkluWAS ist ein Design- und Modelabel, das für die Vielfalt des Zusammenlebens verschiedener Menschen sensibilisiert bzw. die Gesellschaft mit ihren Vorurteilen offen und direkt konfrontiert.
Die Designs sprechen für sich: Jeder von uns hinterlässt Spuren. Meistens sind es zwei Fußspuren. Aber was ist mit Menschen, die sich anders fortbewegen oder eine Begleitung (z.B. einen Blindenhund) brauchen? Wir zeigen in einem Design welche “Spurmöglichkeiten” es gäbe und sensibilisieren so für die Diversität; denn trotz der unterschiedlichen Spuren kommen alle trotzdem an ihr Ziel – und begegnen sich sogar dabei. Vielleicht.
Auf einem Design, das man nur beim genauen Hinsehen erkennt, bilden die Dicken und Dünnen, Kleine und Große, Junge und Alte, Menschen mit und ohne Behinderung, ein Gesamtbild. Jeder kann sich in einem der Männchen wieder finden. Und plötzlich erkennt man, dass das Kunstwerk nur dann vollkommen aussieht, wenn jede Figur an ihrer Stelle unverändert sein darf, wie sie ist – denn sie fügt sich ein und bereichert das Bild.
So, wie wir uns das für die Gesellschaft vorstellen: Jeder darf sich in seinen Talenten entfalten, denn nur dann ist das eine Bereicherung für alle. Einige der Designs sind in dem Fingeralphabet, das man aus der Gebärdensprache kennt. “LOVE” steht da und bringt gleich zwei Botschaften mit sich: Liebe für alle und die Sensibilisierung für die Sprache der Gehörlosen. (Wir sind nun mal hoffnungslose Romantiker!)
Uns ist es wichtig, dass das “Weltverändern” Spaß macht, viele Menschen zum Schmunzeln bringt und natürlich dennoch zum Nachdenken anregt. Wir machen Dinge neu, stellen alles Bekannte auf den Kopf und trauen uns neue Wege zu gehen. Wir wollen nicht nur reden, wir wollen machen!
Wie hat sich das Team für Dein Startup gefunden?
Durch einen glücklichen Zufall habe ich Kathrin Neumann, die eine Designerin ist, kennengelernt. Wir beide sind voller Ideen und Tatendrang, haben immer scherzhaft gesagt: “Wir beide, wir sollten mal etwas zusammen machen. Irgendetwas mit Mode!”
Gesagt, getan. Einige Zeit später zeigte mir Kathrin ihre ersten Entwürfe. Wir legten los, ohne Ziel, ohne Plan: Mit der Motivation unsere Gesellschaft ein Stück weit verändern zu wollen. Mit Mode, mit Design. Ein Ende ist nicht in Sicht. Wir sind froh, dass wir diesen Schritt gewagt haben.
inkluWAS steht für nachhaltige Mode, die einfach jedem gut steht und jeden Menschen gut aussehen lässt. Fehlte deiner Meinung nach diese Form der Mode?
Das Label ist ein rundum durchdachtes Konzept: Die Produkte werden ausschließlich aus Textilien mit Zertifizierungen (GOTS, OCS 100, OEKO-TEX etc) hergestellt, bei dem Print handelt es sich um einen Siebdruck auf Wasserbasis. Außerdem wird ein Teil des Erlöses an soziale Projekte gespendet: In dem Jahr 2015 ist es CLIMB, die Kinder und junge Lehrer für das Lernen begeistern.
Wir haben bisher auf dem Markt das Alleinstellungsmerkmal: Mode, mit der man nicht nur ein Zeichen für ein angenehmeres Miteinander setzen kann, sondern dabei auch noch gut aussieht – und ganz nebenbei Gutes tut.
Euer Claim ist: Design, das denken verändert. Was wollt ihr konkret verändern?
Der Name “inklu…WAS?” verrät eigentlich schon den Hintergedanken des Labels. Wir wollen das Denken über die Vielfalt, die sogenannte “Inklusion” verändern. Ich habe oft das Gefühl, dass wir vor lauter Ängsten und Vorurteilen vergessen miteinander zu reden, uns kennenzulernen. Das Label soll mit der Mode sensibilisieren, dazu einladen sichtbare Zeichen für die Vielfalt zu setzen, aber darüber hinaus auch Möglichkeiten für Vernetzung und Einblicke in “neue Welten” schaffen.
In welchem Preissegment bewegt sich Eure Mode?
Wir wollen die Mode bzw. die Designs möglichst für alle zugänglich machen. In unserem Onlineshop gibt es Postkarten für 2 €, aber auch Hoodies für 59,90 €. Dazwischen sind viele andere schöne Dinge zu finden!
Wo shoppst du gern Klamotten? Bist du eher eine Online-Käuferin oder brauchst du die Haptik in einem Laden, um dich für Kleidung oder Accessoirs zu entscheiden?
Ich shoppe – leider 🙂 – überall. Wenn ich etwas finde, das zu mir passt UND im Sitzen gut aussieht, dann kaufe ich es. Generell bevorzuge ich aber das Onlineshopping, das für mich wie für viele das “Zocken” ist: Ich mache meine Musik an, trinke dabei Tee oder Rotwein, und schaue mich um, entspanne mich dabei wunderbar. Für das Shoppen in den Läden fehlt es mir oft an Zeit, ich mag die Menschenmassen bei H&M nicht und mich nervt es, mich vorher erkundigen zu müssen, ob der Laden für mich als Rollstuhlfahrerin zugänglich ist.
Wann hast du für dich entschieden, Gründerin zu werden und die Selbständigkeit (auch mit ihren Risiken) zu wählen?
Das war vor ca. drei-vier Jahren, als ich im Büro saß, studiert habe UND anderStark (damals das Fotoprojekt: “Stärke braucht keine Muskeln”) gemacht habe. Es war viel und ich setzte mich mit mir selbst auseinander: Was will ich vom Leben, was sind meine Ansprüche und Ziele, und nicht zu unterschätzen: Was kann ich körperlich, aufgrund meiner Muskelerkrankung leisten? Die Selbstständigkeit ist eine Herausforderung, es ist zwischendurch mühsam, fordert so einige schlaflose Nächte. Aber sie bietet mir auch die Freiheit mal im Bett bleiben zu können, um körperlich neue Kraft zu schöpfen. Demnach könnte man sagen, ich hatte gar keine Wahl: Ich musste mich selbstständig machen!
Mit welchen Partnern arbeitet ihr für inkluWAS zusammen?
Wir arbeiten eng mit Unternehmen zusammen, wo Menschen mit und ohne Behinderung arbeiten. Aktuell übernimmt die Siebdruckwerkstatt “sieben” den Druck für unsere Produkte.
Außerdem suchen wir nach weiteren Kooperationsmöglichkeiten mit Unternehmen und Persönlichkeiten, die unsere Ziele und Werte verstehen und diese ebenso verfolgen. Bei Ideen und Interesse – uns ansprechen!
Hamburg hat z.B. mit Jan ‘n June oder Beliya bereits tolle Fashion- Startups, die nachhaltige Mode designen und sich für soziale Projekte einsetzen, habt ihr schon mal über Synergien gesprochen?
Ja, es gab einige Ideen für die Modenschau…
Was sind Deine Ziele mit inkluWAS und wie sehen Eure nächsten Schritte aus?
Jetzt, wo wir merken, dass unsere Idee gut angenommen wird, suchen wir nach neuen Absatzwegen und Vertriebsmöglichkeiten. Wir wollen, dass inkluWAS mit der Idee #changetheworld den Großteil der Gesellschaft ansteckt und sich wie ein gutartiger Virus verbreitet. Das Gute haben wir selbst in der Hand.
Vielen Dank für das Gespräch!
inkluWAS im Hamburg Startup Monitor
inklu… inklu… inkluWAS? Genau: inkluwas eigentlich? Das faire und nachhaltige Designlabel, gegründet von Anastasia Umrik und Kathrin Neumann, lädt dazu ein, ein Zeichen für mehr Farbe und gegen Diskriminierung zu setzen: Mit Mode. Mit Design.
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