Mit recyclehero Wertstoffe sammeln und Gutes tun
In der Küche wird es eng wegen der ganzen leeren Flaschen, überall stapelt sich Altpapier und kein Sammelcontainer in der Nähe? Kein Problem, recyclehero holt alles ab, auch wenn ihr im fünften Stock ohne Fahrstuhl wohnt! In diesem Beitrag erfahrt ihr mehr über ein Startup, das aus einer spontanen Idee an einem Wochenende entstanden ist.
Als Nadine Herbrich und Alessandro Cocco im Juni 2017 bei der Social Innovation Challenge im Hamburger betahaus antraten, hatten sie keinen ausgeklügelten Plan, nur eine spontane Idee. Die entwickelten sie innerhalb von 48 Stunden so überzeugend weiter, dass sie damit den ersten Platz belegten. Damals nannte sich ihr Projekt noch WE-CYCLE-HEROES. Beide hatten gerade ihre alten Jobs gekündigt – sie in der Immobilienbranche, er bei einer Privatbank – und waren auf der Suche nach neuen beruflichen Perspektiven.
Der Erfolg bei der Challenge brachte ihnen ein Stipendium des Social Impact Labs ein, außerdem bereisten sie für mehrere Monate Europa und trafen dabei eine Reihe von Gründerinnen und Gründern von Unternehmen mit sozialem Anspruch. Zurück in Hamburg, arbeiteten sie zunächst für zwei Startups: Nadine bei blattfrisch und Alessandro bei dem Fintech CAPinside. Parallel enzwickelten sie ihre Grundidee kontinuierlich weiter.
Problem erkannt, Lösung gefunden
Die beruhte, wie so oft, auf einer persönlichen Erfahrung. In ihrer WG sammelten sich sich schnell Altpapier und Glasflaschen an, doch niemand konnte sich so recht dazu aufraffen, sie zum Sammelcontainer zu bringen. Wie praktisch wäre da doch ein Abholservice für die recyclebaren Wertstoffe! Und genau das ist das Startup, das inzwischen recyclehero heißt. Das gängigste Geschäftsmodell ist zurzeit ein Abo, bei dem bis zu 20 Kilogramm Altpapier oder Altglas einen Fixpreis kosten. Jedes weitere Kilo wird dann einzeln abgerechnet.
Ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte von recyclehero war eine 2019 gestartete Crowdfunding-Kampagne. Knapp 25.000 Euro kamen dabei zusammen. Unterstützung gab es auch durch den Deutschen Integrationspreis von der Hertie-Stiftung. Das Geld floss in die Anschaffung von drei Lastenrädern, zudem konnte Nadine sich in Vollzeit in das Startup einbringen, während Alessando vorerst noch seinen Fintech-Job behielt.
recyclehero ist ein Wirtschaftsunternehmen mit sozialer Ader
recyclehero ist keine gemeinnützige Institution, sondern ein echtes Wirtschaftsunternehmen, allerdings eines mit einer starken sozialen Komponente. So beschäftigt es bevorzugt Menschen, die sonst nur schwer Arbeit finden, zum Beispiel Langzeitarbeitslose und Geflüchtete. Das Pfand von eingesammelten Getränkeflaschen und -dosen geht an die Obdachlosenhilfe und die Lastenräder sind auch für die Verteilung von Nahrung und Alltagsartikeln für bedürftige Menschen unterwegs.
Rund 300 Kunden hat recyclehero, die meisten davon regelmäßig. Die eine Hälfte sind Privatpersonen, die andere ist gewerblich. Vor allem in der Gastronomie ist der Bedarf groß. Corona hat die Unternehmensentwicklung für ein Jahr ausgebremst, jetzt ist aber eine positive Entwicklung spürbar. Ein erster Business Angel ist an Bord und eine eigene IT-Lösung in Arbeit. Bisher erfolgt zum Beispiel die Rechnungsstellung noch per Mail, aber das wird sich bald ändern.
Altkleider könnten das nächste Geschäftsfeld werden
Ein neues Geschäftsfeld könnte die Abholung von Altkleidern werden. Bedarf ist auf jeden Fall vorhanden, da vielerorts dafür die Sammelcontainer abgebaut wurden. Probleme in der Branche sind zurzeit ein Überangebot an Altkleidern und die Frage, wie mit den Sachen am verantwortungsvollsten umgegangen werden kann. Recycling ist ein weites Feld auf dem sich recyclehero neben großen Playern behauptet. Im Zentrum steht neben der regionalen Verwertung der Altkleider auch hier der soziale Gedanke. So werden bestmöglich lokale Projekte und deren Bedarf an Kleiderspenden unterstützt. Altglas und Altpapier dagegen werden zügig bei den zuständigen Höfen und Depotcontainern abgeliefert, die eigenen Kapazitäten lassen keine lange Zwischenlagerung aller Wertstoffe zu.
Der vorhandene Platz ist auch besser genutzt für ein wachsendes Team. So wird gerade ein „Head of Operations“ gesucht. Gründerin Nadine beschreibt ihr Unternehmerdasein als „tolle Erfahrung“. Hier kann sie berufliches Fachwissen mit ihrem Engagement für Umweltschutz verbinden, das sie privat schon immer angetrieben hat. Sie empfiehlt, sich für die Gründung eine Person zu suchen, die komplementäre Eigenschaften und Kompetenzen mitbringt. Bei ihr und Alessandro sei das zum Glück der Fall. Wenn dann noch die Motivation etwas zu verändern hinzukommt und das Geschäftsmodell stimmt, sind einige der wichtigsten Voraussetzungen für Erfolg schon erfüllt. So wie bei recyclehero.
recyclehero ist Mitglied im Hamburg Startups Club
Mit dem Hamburg Startups Club schreiben wir ein neues Kapitel in unserer Geschichte als führende unabhängige Startup-Plattform im Norden. Alle Mitglieder erhalten ein eigenes Profil auf unserer Webseite, Zugang zu exklusiven Netzwerkevents, online wie offline, und die einjährige Nutzung des Jobboards. Hier könnt ihr erfahren, wie ihr euch für eine kostenlose Mitgliedschaft bewerben könnt!
Beitragsbild: Florian Bison