Mit Membrs beim Shoppen Gutes tun
Beim Shoppen den lokalen Einzelhandel stärken, Wohltätigkeitsprojekte unterstützen und sogar noch Geld sparen – mit der App von Membrs soll das alles möglich sein. Bei einer Tasse Kaffee hat uns das Gründerpaar erklärt, wie das funktioniert.
Der Ort des Treffens mit Yvonne und Vahid Matein ist natürlich nicht zufällig gewählt; das Café Estoril in der Karl Schneider Passage in Eimsbüttel gehört nämlich zu den Teilnehmern am Bonusprogramm von Membrs. Wer die App des Startups auf sein Smartphone geladen hat, bekommt in dem Café Rabatt und gelegentlich vielleicht Sonderangebote. Und nicht nur dort, sondern bei inzwischen über 60 Partnern vor allem aus Einzelhandel und Gastronomie in ganz Hamburg.
Membrs steht für viel mehr als Schnäppchenjagd
Die Schnäppchenjagd steht aber nicht allein im Vordergrund bei Membrs. Ziel ist es vielmehr, die Nutzer zu bewussterem Konsumieren und Einkaufen zu bewegen. Das fängt schon damit an, dass zu den App-Partnern keine großen Handelsketten gehören und auch nicht in das Programm aufgenommen werden sollen. Schließlich will Membrs die kleinen lokalen Anbieter unterstützen, und das gleich in mehrfacher Hinsicht.
Die Nutzer der App zahlen nämlich eine Jahresgebühr von 120 Euro, die zu gleichen Teilen Wohltätigkeitsprojekten und regionalen Händlern zugutekommt. 60 Euro gehen also an einen Laden oder ein Restaurant, das sich die Kunden aus dem Partnerangebot selbst heraussuchen können. Die anderen 60 Euro bekommt eine karitative Organisation, die von den Mateins persönlich ausgewählt wird. Auch hier sollen ausschließlich lokale Projekte gefördert werden und nicht große Hilfswerke wie Brot für die Welt, so verdienstvoll sie auch sein mögen.
Die bisher eingesammelten Gelder gingen an das Jugendkunsthaus Die Esche in Altona, den Familienhafen, einen Hospitzdienst für unheilbar kranke Kinder und ihre Angehörigen, und Zündfunke, einen Verein gegen sexuellen Missbrauch. Auch der von Samy Deluxe gegründete DeluxeKidz e. V. hat schon von Membrs profitiert, gerade kommt die Open School 21 dazu.
Die Idee entstand Weihnachten 2016
Bei seineSuche nach geeigneten Partnern hat Vahid rund 150 Projekte unter die Lupe genommen und kontaktiert und ist dabei nicht immer offene Türen eingerannt. Schließlich gibt es in der Wohltätigkeitsbranche viele Scharlatane, und Membrs ist noch sehr jung und daher relativ unbekannt. Die Idee kam Vahid erst in der Weihnachtszeit 2016. Themen wie Globalisierung und gedankenloser Konsum beschäftigen ihn allerdings schon lange, nicht zuletzt als Vater zweier Kinder.
Bis Ende 2014 hatte das Paar eine Bar im Karolinenviertel. Dort war es üblich, dass sich die Unternehmer gegenseitig „Ghettorabatt“ gaben. All diese Überlegungen und Erfahrungen führten schließlich zu diesem einen Geistesblitz, der Vahid von da an fast rund um die Uhr auf Trab hielt. Zuvor hatte er als Jugendtrainer beim FC St. Pauli gearbeitet. Nach einer ernsthaften Verletzung ist ihm das aber nicht mehr möglich, er bekommt deshalb eine kleine Invalidenrente.
Von Jugendarbeit und lokalem Handel versteht Vahid eine Menge, von der Appprogrammierung dagegen weniger. Also machte er sich bald auf die Suche nach geeigneten Entwicklern. Dabei ging er vorsichtig vor, ließ sich Verschwiegenheitserklärungen abzeichnen und fand schließlich Mitstreiter, die die App zu besonders günstigen Konditionen programmierten. Nach zwei Monaten Basisentwicklungszeit und der Behebung von ein paar Problemen beim Bezahlprozess war Membrs dann am 18. Juni 2017 startklar, mit damals 19 Partnern an Bord.
Membrs sammelt keine Kunden- und Konsumdaten
Die Funktion der App ist denkbar einfach: Nach dem Runterladen und dem Bezahlen der Jahresgebühr funktioniert sie wie ein Mitgliedsausweis. Eine herunterlaufende Uhr zeigt an, wie lange der noch gültig ist. Wer einen der teilnehmenden Läden besucht, zeigt an der Kasse sein Smartphone mit der App und erhält Rabatte und andere Vergünstigungen, die jeder Unternehmer selbst definieren kann. Wichtig: Die Kaufvorgänge werden nicht zentral registriert, Membrs erfährt darüber nichts und sammelt keine Daten, die in irgendeiner Form vermarktet werden sollen.
Da die Jahresbeiträge bekanntlich komplett gespendet werden, will das Startup ausschließlich mit In-App Werbung Geld verdienen. Bis dahin ist es ein weiter Weg, noch reicht die Zahl der Mitglieder nicht aus. Auf Investorensuche ist das Startup nicht, man will so unabhängig wie möglich bleiben. Daher stützt sich das Paar finanziell zurzeit ausschließlich auf die Rücklagen aus dem Verkauf der Bar. Yvonne arbeitet außerdem in Vollzeit in der Gastronomie, am Abend, da ist der Verdienst höher. Es steckt eben viel Idealismus in Membrs, ganz nach dem Motto: „Wir sind da für Menschen mit dem Herzen auf dem rechten Fleck!“
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