Mit Miraminds kinderleicht Software-Anleitungen erstellen
So ein Computer kann im Prinzip fast alles. Zumindest, wenn man die richtige Software hat und auch weiß, wie sie zu benutzen ist. Um sich die notwendigen Kenntnisse anzueignen, kann man sich durch ziegelsteindicke Handbücher quälen. Oder die Dokumentations-Software Flowshare des Startups Miraminds nutzen, mit der sich ganz einfach individuelle Bedienungsanleitungen erstellen lassen.
Unter dem Namen CheatSheet (auf Deutsch „Spickzettel“) wurde im Mai 2015 erstmals ein Tool für Unternehmen vorgestellt, das bei IT-Problemen klassische Mitarbeiterfragen der Kategorie“Wie ging das nochmal?“ beantworten helfen soll. Das war beim Hamburger Startup Weekend 2015. Vom Publikum gab es damals spontanen Applaus für einen schon recht ausgefeilten Protypen, doch den Sieg holte sich damals ein anderer Teilnehmer, nämlich Pendula, inzwischen ein erfolgreiches Startup.
Aus einem Startup Weekend-Projekt wird ein Unternehmen
Das CheatSheet-Team, zu der Zeit noch aus vier Personen bestehend, ließ sich dadurch nicht entmutigen, und traf sich in der Folgezeit regelmäßig, um die Idee weiter auszuarbeiten. Spätestens Anfang 2016 war klar: Aus dem Wochenendprojekt soll ein richtiges Unternehmen werden. Kein Wunder, denn das Konzept war nicht spontan entstanden und entsprechend durchdacht. Ideengeber Dr. Oliver Fluck hatte sich schon viele Jahre mit der Entwicklung mit Softwarelösungen beschäftigt und wusste, wie hoch auf diesem Gebiet der Erklärungsbedarf ist.
Von den Mitstreitern vom Startup Weekend blieben Sofia Kermas und Louis Maywald am Ball. Die Kommunikationsdesignerin Sofia kündigte im Januar 2016 ihren Job einer Werbeagentur, um sich ganz dem gerade entstehenden Startup zu widmen, Louis legte die Entwicklung eines Facebooks für Ältere auf Eis. Bei der Learntech in Karlsruhe, einer führenden Messe für digitale Bildung, wollten die herausfinden, wie sich das, was was sie da entwickelten, eigentlich nennt. War es ein Autorentool? Ein Programm für E-Learning? Eigentlich auch egal, jedenfalls konnten sie feststellen, dass sie drauf und dran waren, eine Marktlücke zu füllen.
Am letzten Tag brannte es im Büro
Als nächsten Schritt mieteten sie ein kleines Büro in der Billstraße in Rothenburgsort. Das ist eine Gegend, in der, vorsichtig formuliert, der internationale freie Handel besonders frei interpretiert wird. Knapp vier Wochen blieben sie dort, am letzten Tag brach ein Feuer aus, bei dem aber zum Glück niemand zu Schaden kam. Im Juni 2016 war dann endlich das offizielle Gründungsdatum von Miraminds. So hieß das Startup schließlich, nachdem der zwischenzeitlich angedachte Name „Arrows“ wieder verworfen werden musste; ihn gab es schon in diversen Varianten. Miraminds ist auch viel schöner, denn darin steckt der Begriff „miracle minds“, der darauf hindeutet, dass das Team immer wieder mit neuen Einfällen verblüffen möchte.
Der Einfall, der nach wie vor bei Miraminds im Mittelpunkt steht, ist die Bedienungsanleitung, die sich fast wie von selbst erstellt. Das geschieht mithilfe der Software Flowshare. Während ein Nutzer eine bestimmte Anwendung durchführt, entsteht dank Flowshare im Hintergrund ein Schritt-für-Schritt-Tutorial. Dieses Handout, dessen Erstellung ansonsten vielleicht mehrere Stunden gedauert hätte, lässt sich praktisch ohne zusätzlichen Zeitaufwand fertigen, aber auch noch individuell optimieren. Flowshare funktioniert für alle Programme, die auf Windowsrechnern laufen.
Miraminds ist jetzt IFB-gefördert
Angeboten wird die Dokumentations-Software in einem Freemium-Modell. Eine Basisversion ist kostenlos, die Profiausgabe gibt es, je nach Laufzeit, ab 14 Euro im Monat. Eine dreistellige Zahl an Lizenzen wurde bereits verkauft, darunter an einige Stadtverwaltungen. Bisher lief der Vertrieb hauptsächlich über Messen wie der Learntech, auf der Miraminds Anfang 2018 bereits zum dritten Mal vertreten sein wird. In naher Zukunft wird das Team verstärkt auf Online-Marketing setzten. Möglich wird die Vertriebsoffensive durch frisches Geld; gerade hat das Startup eine Förderung durch das InnoRampUp-Programm der IFB bekommen.
Die insgesamt 150.000 Euro der IFB werden garantiert auch für die weitere Verbesserung der Software verwendet werden. So anwenderfreundlich Flowshare auch ist, die dadurch entstehenden Tutorials sind starr, interaktive Elemente gibt es bisher nicht. Das soll sich bald ändern, und als ganz große Lösung ist ein digitaler Assistent geplant, der dank künstlicher Intelligenz die nächsten Anwendungsschritte und mögliche Probleme voraussieht und entsprechende Hinweise gibt.
Bringt die Datenschutz-Grundverordnung den endgültigen Durchbruch?
Das ist allerdings noch Zukunftsmusik. Dafür könnte schon sehr bald die neue Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) das Geschäft von Miraminds entscheidend voranbringen. Dieses europäische Regelwerk, das am 25. Mai 2018 in Kraft tritt, stellt wirklich jedes Unternehmen, vom Startup bis zum Großkonzern, vor große Herausforderungen. Entsprechend riesig wäre die Zielgruppe, könnte Flowshare hier Hilfestellung leisten, um die DSGVO umzusetzen. Da es sich hier um ein europaweites Thema handelt, könnte es auch die Internationalisierung weiter vorantreiben. Bisher gibt es die Software auf Deutsch und Englisch, eine französische Version erscheint in Kürze. Mit Prognosen, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen, soll man ja bekanntlich vorsichtig sein, aber es spricht schon einiges dafür, dass 2018 zum bisher besten Jahr für Miraminds wird.
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