Mindfracking schickt Gedanken auf Entdeckungsreise
Groß denken, gegen den Strich denken, schöpferisch sein – all das braucht es, um wirkliche Innovationen hervorzubringen. Im Arbeitsalltag ist dafür aber oft kein Platz. Das Startup Mindfracking will in Workshops mit ungewöhnlichen Aufgaben die Köpfe freipusten und Unternehmen auf Kreativkurs bringen.
Die Namensfindung des bekanntesten Berliner Fußballvereins verlief ziemlich unkompliziert. Als Inspirtationsquelle diente ein Ausflugsdampfer, mit dem einer der Gründer kurz zuvor gefahren war. Das Schiff hieß Hertha. Dagegen dauerte es gut ein halbes Jahr, bevor sich Max Garzarolli, Robert Beddies und Michael Leidenfrost auf Rotor Cyneburg einigen konnten. Dabei handelt es sich hier gar nicht um einen realen Fußballclub, sondern um ein privates Satireprojekt, das nur wenigen Insidern bekannt ist. So existiert noch nicht einmal eine eigene Webseite, dafür gibt es inzwischen sieben Vereinshymnen. Eine davon hat der kanadische Musiker Socalled komponiert.
Aus einem fiktiven Fußballverein wird ein reales Startup
Rotor Cyneburg ist eine Spielwiese für kreative, gern auch mal abwegige Ideen. Zu den bemerkenswertesten Hervorbringungen zählt ein Roman über das mysteriöse Verschwinden von Serge Blondeau, dem Starspieler von Rotor. Auch Konzerte zu Ehren des fiktiven Vereins hat es schon gegeben. Die haben natürlich im betaus in der Schanze stattgefunden, wo Robert Geschäftsführer ist und Max das offizielle Büro seines Startups Mindfracking hat. Mindfracking greift das Querdenkprinzip von Rotor Cyneburg auf und möchte damit Unternehmen auf der Suche nach Innovationen helfen.
Während seines Studiums beschäftigte sich Max mit so schönen Themen wie der Populationsdynamik und der Chaostheorie. Leider sprang danach nicht der erhoffte Job in der Forschung heraus. Also stieg er in die Werbebranche ein und arbeitete dort viele Jahre, die meiste Zeit als Freelancer. 2020 will er sich jetzt ganz auf Mindfracking konzentrieren. Wohin die Reise gehen soll, ist schon seit 2018 klar, als von XING der erste große Auftrag kam. Damals erhielten insgesamt 50 Mitarbeiter, aufgeteilt auf acht Teams, allerlei Aufgaben, die sich nur Vordergründig um den Fußball drehten.
Der eigentliche Sinn bestand darin, das kreative Potenzial der Teilnehmer zu wecken, sie auch mal in absurde Situationen zu bringen und ihre Glaubenssätze und Erwartungshaltungen zu erschüttern. „Innovation muss von innen kommen“, lautet einer von Max‘ Leitsätzen, also aus den Köpfen der Mitarbeiter. Die sind aber häufig in starren Unternehmensstrukturen gefangen und auch in gedanklichen Selbstbeschränkungen. Als Vorbilder für Gedankenfreiheit nennt Max so unterschiedliche Vorbilder wie den griechischen Philosophen Sokrates, die anarchische Komikertruppe Marx Brothers und den Wissenschaftstheoretiker Paul Feyerabend.
„anything goes“ bei Mindfracking
Feyerabend stellte sich gegen den Methodenzwang in der Forschung und konterte ihn mit dem Slogan „anything goes“. Ein Motto, das auch für die Workshops von Mindfracking gilt. Dort bekommen die Teilnehmer schon mal die Aufgabe, sich in betrunkene Angehörige der rumänischen Minderheit in der Ukraine hineinzuversetzen oder etwas Kreatives mit einer Buchstabensuppe anzustellen. Die eine richtige Lösung gibt es da nicht. Aus den Buchstabennudeln einen Satz zu bilden ist ebenso erlaubt wie die Suppe aus dem Fenster zu kippen (wenn unten nicht gerade jemand vorbeigeht).
„Machen, Digga!“ lautet der Name des Workshops, bei dem solche Aufgaben auf der Tagesordnung stehen. Oder auch ganz andere, die sich spontan ergeben, denn ein unumstößlicher Ablaufplan liegt nicht vor. Das Konzept: Nicht lange grübeln, einfach mal machen. Ein weiteres Eventformat hat die Überschrift „Experimental Traveling“. Der Begriff kommt aus dem alternativen Tourismus und beschreibt die Idee, in bekannten Urlaubsorten nicht immer nur die Hauptattraktionen zu besuchen. Sondern eine Stadt nach einem bestimmten Schema zu erkunden oder nach einem Zufallsprinzip. Hauptsache, man verlässt dabei die eingetretenen Pfade, buchstäblich und im übertragenen Sinne.
Experimental Traveling funktioniert auch wunderbar in der eigenen Heimat und lässt einen beispielsweise Hamburg mit anderen Augen sehen. Und in der Folge dann den Arbeitsplatz und die Aufgaben, die einen dort erwarten. Auf solche Reisen möchte Mindfracking seine Kunden schicken, die aus mittelständischen Unternehmen kommen können, aber auch aus Startups. Selbst die seien oft schon zu festgefahren in ihrem Denken, meint Max. Zusammen mit ihm besteht das Mindfracling-Team aus acht kreativen Köpfen, die bei Bedarf zur Verfügung stehen und unterschiedliche Kompetenzen abdecken. Querdenken können sie allerdings alle.