MateCrate richtet E-Sport-Turnier für jedermann aus
Am Anfang von MateCrate stand eine App, die E-Sportler aller Leistungsklassen zusammenbringen will. Inzwischen hat sich das Hamburger Startup weiterentwickelt und richtet mit den City Masters ein bundesweites League of Legends-Turnier aus. Was Teilnehmer und Publikum dort erwartet, erfahrt ihr in unserem Bericht.
Pivot? Der Gründer Sebastian Kuch ist nicht der Ansicht, dass dieser Begriff auf die Entwicklung seines Startups so ganz zutrifft. Schließlich habe sich das eigentliche Ziel von MateCrate in den letzten Monaten gar nicht so sehr geändert. Der Weg dorthin allerdings schon.
E-Sport – schon ganz groß und noch am Anfang
Im Oktober 2017 hatte sich MateCrate einen Platz im Next Commerce Accelerator (NCA) gesichert, mit einer App, die dabei helfen soll, Mitglieder für E-Sport-Teams zu finden. E-Sport erlebt schon seit einigen Jahren einen enormen Aufschwung, auch in Deutschland. Organisatorisch steckt er allerdings noch in den Kinderschuhen, selbst eine verbindliche Schreibweise gibt es nicht: Was ist nun richtig, E-Sport, E-Sports, eSport, e-Sports oder noch eine andere Variante?
Auch eine Dachorganisation ähnlich dem DFB beim Fußball hat sich noch gebildet, sodass MateCrate hier durchaus ein Stückchen Pionierarbeit leistet, zumal die App vor allem ambitionierte Amateure adressiert, die sich weiterentwickeln möchten. Der Zuspruch blieb jedoch bisher hinter den Erwartungen zurück, weshalb das Startup sich jetzt auf ein neues Projekt konzentriert, nämlich die Ausrichtung eines eigenen E-Sport-Turniers.
MateCrate setzt auf League of Legends
Die Wahl ist dabei auf League of Legends (LoL) gefallen, ein Fantasyspiel, dessen Weltmeisterschaften gerade in Südkorea stattfinden. Schauplatz des Finales wird dort ein Stadion sein, das einst für die Fußball-WM gebaut wurde. Allein das verdeutlicht schon die Dimension dieses Spektakels. Die dort antretenden Mannschaften sind internationale Profiteams, die auf höchstem Niveau agieren. Was ihnen fehlt, ist ein regionaler Bezug, wie ihn selbst Profiklubs aus der UEFA Championsleague noch besitzen.
Diese regionale Komponente zeichnen die von MateCrate ins Leben gerufenen City Masters aus. Hier werden Teams aus Hamburg, Berlin, München und Köln gegeneinander antreten. Bis es zum großen Finale kommt, stehen eine Reihe von Qualifikationsrunden an. Bewerben kann sich zunächst jeder, der meint, ein paar Runden von League of Legends erfolgreich überstehen zu können. Erste Hürde ist dabei die Online-Qualifikation. Ist die geschafft, geht es zu den Offline-Events der City Masters. Hier treffen die Spieler persönlich aufeinander, um ihre Kräfte zu messen und Teams zu bilden.
Die City Masters starten im November in Hamburg
Kickoff in Hamburg ist am 1. und 2. Dezember in den Erste Liebe Studios in der HafenCity. Am Ende stehen nicht nur die regionalen Sieger fest, sondern vor allem die Teams, die Hamburg im weiteren Verlauf des Wettbewerbs vertreten werden. Pro Stadt wird es sechs Mannschaften in sechs Leistungsklassen geben, ambitionierte Amateure bekommen also genauso ihre Chance wie Spieler auf Profiniveau. Zudem spielen sie für ihre Stadt, was auch für das Publikum ein höheres Maß an Identifikation ermöglicht. Die weiteren Qualifikations-Events sowie das eigentliche Turnier sind für das erste Halbjahr 2019 geplant, genaue Termine folgen in Kürze.
Hinter MateCrate und den City Masters steckt in erster Linie der Gründer Sebastian Kuch. Sebastian war früher ein leidenschaftlicher Gamer und hat es auf geschätzte 20.000 Stunden Spielzeit gebracht. Sein Abitur konnte er trotzdem mit der Note 1,7 machen, und das sogar in Bayern. Sein anschließendes BWL-Studium hat er nicht abgeschlossen, zu sehr nimmt ihn sein junges Unternehmen in Anspruch. Auch zum Spielen kommt er deshalb kaum noch. Für eine große Karriere als LoL-Profi ist es wahrscheinlich eh zu spät. Er ist zwar erst 22, aber schon ab 25 lässt das Leistungsvermögen bei den meisten spürbar nach.
Natürlich leistet Sebastian die Arbeit bei MateCrate nicht allein. Bestand das Team Anfang des Jahres noch aus drei Personen, sind sie inzwischen zu neunt. Für Mitte 2019 sind sogar 15 bis 20 Mitarbeiter geplant, weshalb das Startup gerade vom kleineren Coworking Space rent24 ins größere Mindspace umzieht. Auch finanziell steht der Kurs auf Wachstum. Eine Reihe von Privatpersonen hat bereits investiert, auch InnoFounder, das neue Programm der IFB, unterstützt MateCrate. Den aktuellen Stand der Investitionen hat Sebastian stehts auf dem Handy parat. Genau 805.000 Euro sind es bei unserem Gespräch. Zukünftig sollen vor allem Sponsoren für Umsatz sorgen.
Ein E-Sport-Zentrum auf der Reeperbahn
Mit den City Masters und der App ist MateCrate eigentlich schon gut aufgestellt, doch arbeitet das Startup sogar noch an einem dritten Projekt. Geplant ist das erste deutsche E-Sport-Leistungszentrum, eine eigene E-Sport-Arena auf der Reeperbahn. Das ist nicht nur eine Idee, sondern längst im Bau. Anfang 2019 soll es eröffnen, direkt neben dem Musikclub Molotow. Im Erfolgsfall lässt sich das Konzept auch auf andere Städte ausweiten. Wohin die Reise für E-Sport in Deutschland geht, wird sich noch zeigen müssen. MateCrate ist da auf jeden Fall ganz vorn dabei.