Macht die Gastlöwin ihren ersten Deal mit einem Hamburger Startup?
Das war definitiv eine der interessanteren Folgen von „Die Höhle der Löwen“! Ein gelungener Auftritt des Hamburger Startups The Closest Loop, die angriffslustige Gastlöwin Sarna Röser und der ehemalige Weltklassefußballer Michael Ballack als Mitgründer von Lucky Plant sorgten für die Höhepunkte. In unserem Nachbericht dürfen aber natürlich auch Read-O, Zero Bullshit Company und Xeem und ein paar Dämpfer nicht fehlen.
Mehr Gründerinnen braucht das Land! Diese Forderung ist gerade in der Startup-Welt häufig zu hören, verbunden mit dem Aufruf, mehr über weibliche Vorbilder zu berichten. In diese Kategorie gehört die Familienunternehmerin Sarna Röser. Sie ist Bundesvorsitzende des Wirtschaftsverbandes DIE JUNGEN UNTERNEHMER und hat schon in mehrere Startups investiert. Als Gastlöwin sorgt sie zusammen mit Judith Williams und Dagmar Wöhrl dafür, das Frauen in der Show erstmals in der Mehrheit sind. Man darf also gespannt sein, wie sich bei dieser Konstellation Ralf Dümmel und Carsten Maschmeyer schlagen werden.
Ein Gurken-Deal für The Closest Loop
Treue Leserinnen und Leser kennen ihn bereits, den Küchenschwamm aus der Luffa-Gurke namens „Le Gurque“ des Hamburger Startups The Closest Loop (hier unser ausführlicher Bericht). Bei den Löwen löst die pflanzliche Alternative zu den klassischen Plastikschwämmen Begeisterung aus, ebenso das Gründerpaar Leonie Eißele und Niklas Heinzerling, nur Carsten Maschmeyer hält den Produktnamen für eine „Vollkatastrophe“. Die restlichen vier Löwen haben damit kein Problem. Judith Williams und Ralf Dümmel bieten jeweils 100.000 Euro für 20 %. Das tun im Duett auch Sarna Röser und Dagmar Wöhrl und ziehen dazu noch die Frauen- und Familienunternehmenskarten. Daraufhin verbünden sich Williams und Dümmel mit dem Kombiangebot 150.000 Euro für 40 %.
Die Zusage geht geht aber an das Frauenduo. Das liegt aber aber weniger an den gravierenden Unterschieden bei den abzugebenden Unternehmensanteilen, wie uns Leonie und Niklas erklären. Vielmehr hatten sie die beiden Familienunternehmerinnen bereits im Vorfeld favorisiert. Die Kombination erscheint also ideal, trotzdem kommt es im Nachhinein nicht zum Deal. Eine einvernehmliche Entscheidung, heißt es vom Gründungsduo. Kontakt ist aber nach wie vor vorhanden, ebenso etwas Kapital durch eine Crowdfunding-Kampagne, die vergangenes Jahr knapp 19.000 Euro eingebracht hat. Ohne den Druck, ein größeres Investment rechtfertigen zu müssen, kann sich The Closest Loop noch stärker auf nachhaltige und soziale Aspekte konzentrieren. So beispielsweise bei einem Projekt in Albanien, wo eine kleine Öko-Plantage für die Luffa-Gurke beheimatet ist und Frauen, die Gewalt ausgesetzt waren, Arbeit finden.
Doch kein Happy End für READ-O
Rund 70.000 neue Bücher erscheinen Jahr für Jahr in Deutschland, erklären die Macher von READ-O. Unmöglich, da die Übersicht zu bekommen, weshalb sich viele beim Kauf an den Bestsellerlisten orientieren. Viel besser wäre es jedoch, man könnte sich Empfehlungen anhand seiner Präferenzen (mehr oder weniger spannend, lustig, emotional usw.) geben lassen. Genau das verspricht das Startup und greift dabei auf eine künstliche Intelligenz zurück, die massenhaft vorhandene Rezensionen von Laien aus dem Internet auswertet.
Nun könnte man darüber diskutieren, wie seriös und verlässlich solche Bewertungen sind. Die Löwen thematisieren aber lieber die hohe Bewertung in Relation zu den bisherigen mageren Umsetzen und die noch fehlende Shopeinbindung. Was aus Investorensicht ja auch vernünftig ist. Vielleser Carsten Maschmeyer (ein Roman und zwei Fachbücher pro Woche) möchte trotzdem investieren, erwartet von den Gründern aber ein neues Angebot. Statt 10 % würden sie nun 20 % Unternehmensanteile für 600.000 Euro abgeben. Immer noch zu wenig, also einigt man sich auf 25,1 %. Jedenfalls vorübergehend, den später platzt der Deal, wenig überraschend.
Lucky Plant landet mit Michael Ballack einen Treffer
Mit Rasen kennt sich Michael Ballack aus, schließlich waren viele Jahre lang die größten Fußballstadien der Welt seine Bühne. Dort ist die Rasenpflege eine Kunst für sich, allerdings kommen dabei häufig Chemikalien zum Einsatz, die unter anderem allergische Hautreaktionen auslösen können. Das war auch bei seinem Sohn der Fall. Ideal wäre da eine vollkommen natürliche Alternative zu den üblichen Mitteln, und die präsentiert er jetzt zusammen mit Bernhard Unger, Betreiber eines Gartenfachhandels, und dem Agrarwissenschaftler Dr. Thomas Hüster.
Lucky Plant heißt ihr in Tabletten- und Pulverform erhältlicher „Energydrink für Pflanzen“. Er basiert auf sechs Blumen und Kräutern und ist sogar für den menschlichen Verzehr geeignet (siehe Foto). Das Produkt scheint also zu stimmen und mit einem Fußballidol als Werbefigur würde man sowieso gern einen Deal abschließen. Das Angebot von 100.000 Euro für 20 % passt auch, daher bieten erneut das dynamische Duo Sarna Röser und Dagmar Roser sowie Gartenfan Carsten Maschmeyer mit. Den Zuschlag erhält aber Mr. Baumarktregal Ralf Dümmel.
Retter Kräcker scheitern am Geschmack
Lebensmittelverschwendung ist ein Thema, dem sich immer mehr Food-Startups annehmen. So auch Lisa Berger, Sandra Ebert und Pascal Moll von der Zero Bullshit Company (inzwischen ZBS Food). Die drei Doktoranden der Lebensmitteltechnologie machen aus Trester genannten pflanzlichen Überresten aus der Lebensmittelproduktion ihre Retter Kräcker (die inzwischen Better Cracker heißen). Klingt nach einer guten Idee, sieht allerdings aus wie Meerschweinchenfutter, meint Judith Williams.
Und es schmeckt anscheinend auch so. Jedenfalls können die Löwen, sonst kulinarischen Experimenten durchaus gewogen, bei bestem Willen kein positives Urteil über den Geschmack über die Lippen bringen. Das Konzept sei ja ehrenwert, das Team sympathisch, wenn auch thematisch etwas einseitig aufgestellt, und ein Nutri-Score von A für Knabbergebäck vorbildlich, aber tendenziell seien die Kräcker ungenießbar. Vielleicht hat das Trio seine Rezepturen inzwischen ja verbessert, aber für die Versionen aus dem Pitch gab es keinen Deal.
Xeem gewinnt seine Löwen-Challenge
Ein Thema dieser Folge ist bekanntlich der Wunsch, mehr Frauen für das Gründen zu begeistern. Da kommen natürlich Géraldine Ulrichs und Janine Weirich gerade recht. Die beiden haben die Idee für ihre Plattform Xeem bereits während des Studiums entwickelt. Unternehmen können demnach Aufgaben, „Challenges“ genannt, aus der realen Arbeitswelt stellen, und Teams können sie dann lösen. Zu gewinnen gibt es ein Zertifikat für den Lebenslauf und ein Preisgeld von bis 1.000 Euro. Xeem bekommt für die Veröffentlichung einer Challenge bis zu 15.000 Euro.
Nun könnte man die Frage stellen, ob im Vergleich dazu das Preisgeld nicht zu bescheiden ausfällt und Unternehmen so günstig an Lösungen kommen, die sie sich sonst teuer einkaufen müssten. Stattdessen wird herausgestellt, dass Xeem vor allem als Talentbörse funktioniert, bei der alle eine Chance bekommen. So gesehen ist zumindest das Potenzial groß, weshalb sich Sarna Röser, Dagmar Wöhrl und Carsten Maschmeyer zusammentun und nach ein paar Angeboten und Gegenangeboten einen Deal über 300.000 Euro für 25,1 % abschließen.
Fotos: RTL / Bernd-Michael Maurer