Löwen-Deal für ein Startup-Paar aus Hamburg?
Mit MIND VACATIONS trat ein Startup mit einer engen Beziehung zu Hamburg bei „Die Höhle der Löwen“ an. Und es gab sogar einen Deal für die Box für eine Teemeditation. Oder doch nicht? Die Antwort findet ihr in diesem Beitrag, ebenso auf die Fragen, wie es Unique United, GelatoPack, tickSAFE und finizio ergangen ist.
Unique United bekommt dank Löwen Teamzuwachs
Menschen mit Behinderungen können viel mehr, als die meisten ihnen zutrauen – das ist die Botschaft von Unique United. Bestes Beispiel ist der Gründer Louis Kleemeyer, bei dem zwei Tage nach der Geburt zwischenzeitlich die Atmung und damit die Versorgung des Gehirns mit Sauerstoff aussetzte. Trotz der daraus resultierenden Entwicklungsstörungen hat er es bis zu einer IT-Ausbildung gebracht und nun sogar in die Löwenhöhle geschafft. Dort stellt er eine Plattform vor, welche die unterschiedlichsten Angebote für Menschen mit Behinderung bündelt: Jobs, Reisen, Sportveranstaltungen und einiges mehr. Und das alles zielgruppengerecht gestaltet und aufbereitet. Klar, dass die Löwen da beeindruckt und begeistert sind. Durch die Investorenbrille betrachtet sehen sie allerdings kein attraktives Geschäft. Janna Ensthaler und Carsten Maschmeyer bieten zumindest ihr Know-how an und wollen das Gehalt eines neuen Teammitglieds bei Unique United für ein Jahr bezahlen.
GelatoPack macht die Löwen mit Eis nicht heiß
Der Sommer naht, und damit steigt wieder die Lust auf Eis. Bei Ralf Dümmel ist die sowieso immer da, einen ihm gereichten Eisbecher verspeist er vollständig. Dabei geht es in dem Pitch von Gründer Andreas Siebrecht nicht um das Speiseeis an sich, sondern um eine Verpackung. Sein GelatoPack enthält zwei Kühlelemente. Eines hält Eis bei -14°C gefroren, das andere garantiert mit +6°C die optimale Konsistenz von Sahne. Als Zielgruppe hat der Gründer Eisdielen oder Lieferdienste ausgemacht, die Eisbecher wie Pizza unters Volk bringen wollen. Auch Selbstbedienungstheken in Supermärkten, ähnlich wie für Salate, wären eine Option. Der Pitch hat hohen Unterhaltungswert und Andreas, der auch schon in der Werbung gearbeitet hat, legt immer noch einen Spruch nach. Einen Deal bringt ihm das aber nicht ein, entweder fehlt den Löwen der Glaube an einen Geschäftserfolg oder die Verpackungskompetenz, oder beides.
MIND VACATIONS ist auch ohne Deal entspannt
Gegründet wurde MIND VACATIONS offiziell in Lüneburg, das Gründungspaar Beixi Jia und Julian Stodt lebt in Hamburg. Kennengelernt haben sie sich in China und Beixi stammt dort aus einer Region, in der Tee eine besonders große Rolle spielt. Und auch für die beiden ist Tee mehr als einfach nur ein Getränk. Sie haben dazu eine Achtsamkeitszeremonie entwickelt, zu der auch eine App mit Meditationsanleitungen gehört. Die Box, die alles an Zutaten und Zubehör enthält, kostet fast 50 Euro. Nicht gerade günstig für am Ende zehn Tassen Tee. Das und die Tatsache, dass einiges an Verpackungsmüll entsteht, lässt die Löwen zögern. Dagmar Wöhrl und Janna Ensthaler würden trotzdem gerne einsteigen, mit 80.000 Euro für 40 %. Das ist dem Paar zu viel, man einigt sich schließlich auf 30 %. In dieser Form kommt der Deal dann allerdings nicht zustande. Beixi und Julian erklären das so:
„Nach der Sendung haben wir einen regen Austausch mit Janna und Dagmar gepflegt. Wir verbrachten sogar ein Wochenende in Nürnberg bei Dagmar. Auch mit den Teams der Löwen haben wir uns sehr gut verstanden. Dennoch wurde entschieden, die geplante Partnerschaft vorerst nicht umzusetzen. Eine gründliche Analyse der aktuellen wirtschaftlichen Lage zeigte, dass der bisherige B2C-Ansatz unter den gegebenen Bedingungen und mit den verfügbaren Ressourcen kurzfristig nicht realisierbar wäre.
Für das B2C-Segment hätten wir erhebliche Abstriche bei der Produktqualität machen müssen – etwas, das unseren Prinzipien bei MIND VACATIONS widerspricht.Daher haben wir unseren Fokus verstärkt auf Unternehmenskunden gelegt und bereits erfolgreich mit großen Kunden zusammengearbeitet. Unser Ziel ist nun ein langsames und stetiges Wachstum, gemeinsam mit bestehenden Partnern wie der Gezeitenhaus Klinik-Gruppe in Bonn. Auf diese Zusammenarbeit freuen wir uns sehr.
Obwohl keine offizielle Beteiligung von den Löwen zustande gekommen ist, erfahren wir weiterhin eine ausgezeichnete Betreuung durch die Teams von Janna und Dagmar, wofür wir sehr dankbar sind.“
tickSAFE hat den nötigen Biss
Streng genommen beißen Zecken nicht, sie stechen auch nicht. Vielmehr ritzen sie die Haut nur leicht auf, um dann Blut saugen zu können. Auf jeden Fall können sie Krankheiten übertragen, und die Infektionsgefahr ist besonders groß, wenn sie unsachgemäß entfernt werden. Dr. Matthias Meinhold weiß das aus eigener Erfahrung, der Allgemeinmediziner hat schon viele Fälle von Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis behandelt. Einige wären sicherlich vermeidbar gewesen, hätten die Betroffenen den Blutsauger nicht herausgezupft, sondern herausgedreht. Genau das ermöglicht der Zeckengreifer von tickSAFE. Das leuchtet auch den Löwen ein, sie bemängeln allerdings, das Dr. Meinhold kein Team hat, sondern Einzelkämpfer ist. Als solcher hat er aber gute Karten bei Ralf Dümmel. Der mag nicht mehr ganz junge Tüftler, die Alltagsprobleme lösen, und macht den Deal mit 100.000 Euro für 30 % klar.
finizio kommt nicht zu Potte
Der Plan, aus Scheiße Gold zu machen, ist normalerweise nicht wörtlich zu nehmen. Anders bei Florian Augustin und seinem Startup finizio. Momentan macht er sein Geschäft noch mit mobilen Toiletten bei Musikfestivals, doch zukünftig will er das primär, nun ja, mit dem Geschäft der Toilettenbenutzer realisieren. Menschliche Exkremente lasen sich nämlich zu einem geruchsfreien Dünger verarbeiten. Problem: Der ist in der EU noch nicht zugelassen. Die Löwen haben auch ihre Zweifel, ob der Dünger auch wirklich bio ist, bei dem, was Menschen an Chemikalien so zu sich nehmen. Der Gründer hat aber auch noch viel größere Pläne, am liebsten möchte er jeden Haushalt mit einer Trockentoilette ausstatten, die sich für sein Recyclingkonzept eignet. Das ist dann doch alles in bisschen zu visionär für einen Deal.
Fotos: RTL / Bernd-Michael Maurer