Löwen brauchen Musik, gute Anwälte und was zu essen
Was hat der Welt noch gefehlt und was eher nicht? Woche die Woche gibt „Die Höhle der Löwen“ darauf zum Teil seriöse, manchmal aber auch eher skurrile Antworten. Wer wäre zum Beispiel auf ein Hundefrühstück gekommen oder ein großes Elektrodreirad? Startups wie deep.ONE, Stevi & Schnücks Hundemarmelade, NetzBeweis, uready und Hans Ranke!
deep.ONE flasht die Löwen
„Sie mag Musik nur, wenn sie laut ist“, heißt es in einem Frühwerk von Herbert Gröhnemeyer. Es geht in dem Lied um ein taubes Mädchen, das Musik über Vibrationen wahrnimmt. Dieses Prinzip greift das Startup deep.ONE auf. Es hat ein Gerät entwickelt, das man sich um den Hals hängt und die Schwingungen basslastiger Musik auf den Oberkörper überträgt. Nicht nur Menschen mit Hörbeeinträchtigungen können davon profitieren, auch Filmfans oder Gamern ermöglicht das ganz neue Erlebnisse. Zum Glück, denn so entfällt das Investitionshemmnis Medizinprodukt.
Die Löwen sind wahlweise geflasht, fühlen sich wie in einem Tunnel oder der Welt entrückt. Sie erklären sich aber für mehr oder weniger ungeeignet in diese Branche („Deep Tech!“) einzusteigen. Bleibt nur Georg Kofler übrig, der als einziger nicht so begeistert war. Er kann aber zumindest die Gamer-Zielgruppe adressieren und wäre mit 200.000 Euro für 25 % dabei. Das Trio von deep.ONE wollte ursprünglich nur 10 % abgeben, versucht Kofler auf 16 % runterzuhandeln, doch der bleibt bei seinem Angebot und bekommt den Deal. Besonders enthusiastisch wirkt er dabei allerdings nicht. Und dann platzt sie Sache später, offizielle Begründung: Lieferschwierigkeiten bei Computerchips verhindern Produktion.
Stevi & Schnücks Hundemarmelade ist wahrlich Geschmackssache
Für manche Menschen sind Hunde fast so wichtig wie Kinder. So war das auch bei Stevi Page. Als ihr Rüde Quintus starb, fiel sie in ein tiefes Loch, aus dem ihr erst die ganz junge Hündin Schnücks wieder heraus half. Um ihren neuen Liebling zu verwöhnen, dachte sich Stevi neue Leckereien aus. Das Ergebnis ist Stevi & Schnücks Hundemarmelade, und da zu einem richtigen Frühstück auch noch Brot und Kaffee gehören, gibt es die auch jeweils noch in einer Version für Hunde, natürlich auf deren Ernährungsbedürfnisse zugeschnitten.
Auch auf das von Löwen? Dagmar Wöhrl und Nico Rosberg machen den Selbstversuch, Ergebnis: Es könnte schlimmer sein, nur etwas Salz fehlt. Ebenso fehlt die Motivation hier investieren. Die Produkte sind eher ein Gag und mit 5,90 Euro für ein Glas Hundemarmelade auch nicht gerade billig. Zudem stößt die Vermenschlichung der Tier etwas sauer auf. Dieser Auftritt gehört eher in die Skurrilitätenabteilung in der Geschichte von „Die Höhle der Löwen“.
NetzBeweis bekommt Scheck statt Deal
Hetze und Hasskommentare in den sozialen Medien sind ein wachsendes gesellschaftliches Problem. Zwar lässt sich dagegen gerichtlich vorgehen, oft fehlen allerdings die konkreten Beweise, wenn strafrechtlich relevante Posts schnell wieder gelöscht werden. Über die Webseite des Startups NetzBeweis lassen sich per Eingabe von Links zu Hassinhalten solche Kommentare als als Beweise zugelassene PDF-Dateien abspeichern. Technologisch ist das kein Hexenwerk, weshalb hinter NetzBeweis auch keine Computernerds stecken, sondern drei Anwälte und eine Anwältin.
Die Löwen haben als Promis selbst schon reichlich Hetze und Drohungen erleben müssen, vor allem die Ex-Politikerin Dagmar Wöhrl. Deshalb unterstützen sie die Idee, bleiben als Geschäftsleute aber skeptisch. Zumal das Gründungsquartett auf jeden Fall im juristischen Hauptberuf bleiben und das Startup nur nebenher betreiben will. Zum Glück hat Carsten Maschmeyer für solche Fälle einen Scheck in seinem Notizbuch. Er stellt ihn auf 90.000 Euro aus. Nils Glagau beteiligt sich und Nico Rosberg legt noch 10.000 Euro drauf. So gibt es zwar keinen Deal, aber das erhoffte Geld.
uready kommt nicht richtig ins Laufen
Oguzhan Albayrak ist Industriemechaniker, ehemaliger Footballspieler und ein leidenschaftlicher Tüftler. Naheliegend, dass er irgendetwas aus der Abteilung Fitness erfunden hat. Genauer gesagt, eine Art Luxusdreirad, das er unter dem Markennamen uready verkauft. Zwei Einsatzmöglichkeiten bietet es: als Laufhilfe für Jogger und mit zugeschaltetem Elektromotor als Fahrzeug für ein paar flotte Runden. Nico Rosberg dreht einige davon auf dem Parkplatz und hat seinen Spaß.
Nils Glagau läuft ein paar Meter mit dem Gerät und ist nicht gerade begeistert. Man kann wohl davon ausgehen, das unready an der Laufzielgruppe mit zumindest ein bisschen Ehrgeiz fast komplett vorbeigeht. Zumal es für viele Joggingstecken zu sperrig ist und auch sonst ordentlich Platz wegnimmt. Bleiben noch die Spaßfahrer, aber ob die in Massen die angepeilten rund 5.000 Euro auf den Tisch legen werden? Daran mag kein Löwe glauben.
Hans Ranke erreicht neue Höhen
Die 5 Minuten Terrine ist schon ein Klassiker unter den Fertiggerichten: heißes Wasser drüber, umrühren, kurz durchziehen lassen, fertig. Nach diesem Prinzip funktioniert auch Hans Ranke, nur etwas hochwertiger. Gründer Torsten Schuh hat sein Startup nach einer Märchenfigur, die magische Bohnenranken in den Himmel wachsen ließ, und kreiert seine Schnellmahlzeiten im Glas hauptsächlich aus Linsen und Kichererbsen, aufbereitet als Couscous.
Der schmeckt längst nicht jedem, Carsten Maschmeyer, Georg Kofler und Dagmar Wöhrl auch nicht und sie sind raus. Nils Glagau dagegen hat Appetit bekommen und wäre mit dem Einstiegsangebot von 200.000 Euro für 20 % einverstanden. Ralf Dümmel hält mit und preist seinen Multi-Channel-Ansatz inklusive Shopping-TV an. In der Folge handeln sich die beiden Löwen auf ein Angebotskonstrukt herunter, bei dem sie zunächst nur 10 % Unternehmensanteile bekommen würden und weitere 10 %, sobald Hans Ranke in 4.000 Filialen steht. Das traut der Gründer offensichtlich eher Ralf Dümmel zu und äußerst sich sehr zufrieden über seine aktuelle Entwicklung:
„Unser Produkt wird nun in einer gesiegelten Zelluloseschale angeboten. Diese ist in ihren Eigenschaften ressourcenschonender als das bisher verwendete Glas. Wir werden auch weiterhin die Entwicklungen der Verpackungsindustrie im Blick behalten, denn wir suchen stets nach Innovationen und möchten uns stetig weiterentwickeln. Darüber hinaus war es mir ein persönliches Anliegen, dass wir den Geschmack von Hans Ranke gemeinsam mit Experten weiter verbessern. Dies ist uns gelungen – sehr gut sogar wie ich finde!“
Fotos: RTL / Bernd-Michael Maurer