Leckereien aus Asien und bittere Wahrheiten bei den Löwen
Meistens dominiert bei den Löwen ja ein harmonisches Miteinander, aber beim Pitch von BitterLiebe gerieten Ralf Dümmel und Nils Glagau aneinander. Worüber sie sich gekabbelt haben und wie es FlipCar, Mama Wong, JayKay und STRONG ergangen ist, verraten wir in unserem Nachbericht.
FlipCar, das 1-Euro-Startup für Mietwagen
„Haste mal ’nen Euro?“ – „Wofür?“ – „Damit ich mir ’n Cabrio mieten kann!“ Dieser Dialog ist längst nicht so absurd wie er klingt, denn genau das bietet das Bremer Startup FlipCar an: Einen Mietwagen für einen Euro, inklusive einer Tankfüllung. Der Trick: Bei den Wagen handelt es sich um Autos, die sowieso von A nach B überführt werden müssen, was gar nicht so billig ist. FlipCar verlangt dafür einen Fixpreis von 25 Euro von seinen Primärkunden, nämlich Autoverleihern. Der eine Euro vom Endkunden hat da mehr Symbolcharakter, aber man will ja auch nichts verschenken.
Die Löwen finden das Geschäftsmodell ziemlich clever, hadern aber mit der Unternehmenskonstruktion. Die beiden Gründer Okan Gürsel und Sven Gunkel haben nämlich noch ein weiteres Startup. Mit der App drivo lässt sich der Fahrstil analysieren, die dafür entwickelte Software kommt zum Teil auch bei FlipCar zum Einsatz. Das neue Unternehmen soll eine Ausgründung der drivo GmbH werden, die dann als mehrheitlicher Anteilseigner fungiert. Nur Georg Kofler hat damit keine Probleme, er bietet 500.000 Euro, will dafür allerdings 30 % Anteile statt der gewünschten 10 %. Das ist den Gründern zu viel; sie lehnen ab.
Mama Wong macht den leckersten Deal des Tages
Mama Wong heißt eigentlich Tu-Nhu Roho, wurde in Vietnam geboren, kam als Kleinkind mit den Eltern nach Deutschland, hat auch chinesische Wurzeln und ist mit einem Koreaner verheiratet. Bei ihr kommt also halb Asien zusammen und dazu passend die Leidenschaft für die fernöstliche Küche. Leider fand Tu-Nhu hierzulande nirgends die richtigen Gewürzmischungen für ihre Rezepte, auch in den einschlägigen Asia-Läden nicht. Also mischte sie sich ihre eigenen Marinaden und Dressings und verkaufte sie über ihren Online-Shop. Bisher alles in Handarbeit und eher als Hobby, doch jetzt will sie eine echte Unternehmerin werden.
Damit das klappt, müssen ihre Produkte den Löwen erstmal schmecken. Das tun sie auch, nur Georg Kofler bleibt hungrig, er verträgt keinen Knoblauch und der ist überall drin. Dagmar Wöhrl dagegen mag Knoblauch, scharfe Gewürze sowieso und zudem ambitionierte Gründerin. Sie würde das Angebot von 25 % für 60.000 Euro annehmen. Ralf Dümmel auch; er lockt mit 10.000 Verkaufsstellen, unter der Voraussetzung, dass sich der Verkaufspreis von bisher fast zehn Euro pro Glas auf unter fünf Euro drücken lässt. Ein Blick auf die Webseite zeigt: Das hat geklappt und den Deal hat er sich sowieso geschnappt.
JayKay skaten am Investment vorbei
Wenn es um elektrisch angetriebene Skateboards geht, glaubt Frank Thelen alle Varianten zu kennen. Von JayKay hat er allerdings noch nicht gehört. Und auf den ersten Blick ist auch nichts zu sehen, denn an dem Board, welches das Gründerquartett vorstellt, scheint kein Motor angebracht zu sein. Der Clou: Der Elektroantrieb steckt in den Achsen. Sie lassen sich an jedes gängige Skateboard montieren, JayKay hat außerdem ein eigenes Komplettmodell im Programm. Frank, der alte Skater macht gleich eine Probefahrt. Ganz „smooth“ verläuft die nicht, aber irgendwie schon „cool“. Das gilt auch für den Ring, mit dessen Hilfe Gas gegeben und gebremst wird.
Gar nicht so cool ist dagegen der Preis von knapp 2.000 Euro für ein Kit mit zwei Achsen bei Herstellungskosten von 850 Euro. 17 Stück hat JayKay bisher verkauft, mit hoher Skalierbarkeit ist eher nicht zu rechnen. Carsten Maschmeyer fehlt sowieso die Begeisterung, Nils Glagau ist das alles zu technisch und Frank Thelen zu teuer und zu nischig. Kein Deal.
STRONG in der Höhle der ahnungslosen Löwenmänner
Wo ist Judith Williams, wenn man sie mal braucht? Da inzwischen sieben Löwen am Start sind, aber nur fünf gleichzeitig im Studio Platz haben, wird regelmäßig durchgemischt. Jennifer Lapidakis hat es bei ihrem Pitch nun mit fünf Herren zu tun. Die Beauty-Expertin Williams fehlt, was überrascht, denn Jennifers Marke STRONG bietet Kosmetikprodukte für den Besuch im Fitnesstudio. Ärgerlich, aber die Gründerin lässt sich davon nicht bremsen. Vier Jahre Arbeit und mehr als 250.000 Euro hat sie bereits in die Entwicklung ihrer Produkte gesteckt, die selbst bei den schweißtreibendsten Tätigkeiten nicht verschmieren, und auch schon einige Erfolge vorzuweisen. Beispielsweise hat Rossmann von ihr Make-up, Eyeliner und Mascara im Angebot.
„Mascara, was ist das denn?“, fragt nicht nur Carsten Maschmeyer. (Auflösung: Wimperntusche.) Na gut, man kann ja auch mal in ein Geschäft investieren, von dem man nichts versteht. Wenn es denn gut läuft. Allerdings hat Jennifer schon andere Geldgeber in der Hinterhand, die zum Zug kommen würden, wenn die Löwen nichtzuschnappen. Da fühlt sich dann keiner so richtig gebraucht, bis auf Georg Kofler. Er hält sich dank seiner Social Media-Kompetenz für die perfekte Wahl, will allerdings für 500.000 Euro 25 % statt der offerierten 10 %. Das Gegenangebot von 15 % reicht ihm nicht, also gibt es keinen Deal.
BitterLiebe sorgt für Zoff und Wortspiele am laufenden Band
Zum Schluss wird es dann richtig bitter. Jan Stratmann und Andre Sierek haben erkannt, das die eigentlich sehr gesunden und für die Verdauung förderlichen Bitterstoffe von unserem Speiseplan fast ganz verschwunden sind. Also bieten sie mit ihrem Startup BitterLiebe in Pulver- und Tropfenform eine aus zahlreichen natürlichen Zutaten zusammengemischtes Ergänzungsmittel an. Georg Kofler trinkt lieber weiterhin einen Fernet Branca, aber alle anderen Löwen würden gerne einsteigen. Nach ungefähr 25 Wortspielen rund um das Wörtchen „bitter“ geraten sich plötzlich Nils Glagau und Ralf Dümmel in die Haare. Glagau wirft Dümmel vor, er habe mit seiner Fixierung auf den Massenmarkt die Nahrungsergänzungsmittelmarke Veluvia kaputt gemacht. So schlimm kann es nicht gewesen sein, im August hat nämlich der Shoppingsender CHANNEL 21 Veluvia übernommen.
Bei all dem Gezanke, ob nun Apotheken, Drogeriemärkte oder große Handelsketten am besten für BitterLiebe geeignet seien, gibt Judith Williams die Schlichterin. Sie bietet 200.000 Euro für 20 %, genau wie Ralf Dümmel, während Nils Glagau im Tandem mit Dagmar Wöhrl 30 % verlangt. Und siehe da, Judith Williams bekommt tatsächlich für ihre Vertriebsplanung – erst Teleshopping, dann Drogeriemärkte und dann mal schauen – den Zuschlag. Für wen das jetzt ein bitteres Ende bedeutet, wird sich noch herausstellen. Zum Schluss gönnen sich jedenfalls alle noch ein paar Tropfen BitterLiebe. Kein Wunder, das Zeug enthält satte 55 % Alkohol und ist somit eigentlich ein hochprozentiger Kräuterschnaps.
Beitragsbild: TVNOW / Bernd-Michael Maurer