Laser-Startup INLEAP Photonics gewinnt Female StartAperitivo 2024
Groß wie nie war das Interesse am Finale des Gründerinnenwettbewerbs Female StartAperitivo, der erstmals auch im Livestream übertragen wurde. Zehn von Frauen geführte Startups aus zehn Bundesländern traten an, die meisten Stimmen vom Publikum und einer Fachjury erhielt INLEAP Photonics aus Hannover. Gewinnerinnen waren aber alle Kandidatinnen, und wir stellen sie in diesem Beitrag vor!
Alle waren Gewinnerinnen – das sagt sich so leicht, doch bei Female StartAperitivo entspricht das tatsächlich der Wahrheit. Schließlich hatten sich alle Finalistinnen zuvor in hochkarätig besetzten Vorausscheidungen in ihren jeweiligen Bundesländern durchgesetzt. Damit hatten sie bereits ein wesentliches Ziel des federführend vom Hamburg Investors Network durchgeführten Wettbewerbs erreicht: mehr Sichtbarkeit für Startups, in denen Frauen eine führende Rolle spielen. Thematisch waren sie breit aufgestellt, zwei Branchenschwerpunkte ließen sich dennoch feststellen.
Im Mittelpunkt: Gesundheit, Ernährung und Nachhaltigkeit
Im Vorjahr hatte Prof. Dr. Angela Relógio mit TimeTeller den Titel geholt. Sie entwickelt einen Speicheltest, über den sich der beste Tageszeitpunkt für eine Chemotherapie feststellen lässt. Auch 2024 standen wieder zwei Startups aus dem Medizinbereich im Finale. Anne Feldt präsentierte hermaid, das sie zusammen mit ihrer Schwester Susanne gegründet hat. hermaid bietet Frauen in den Wechseljahren digitale Hilfe bei gesundheitlichen Beschwerden und hat dabei Arbeitgeber als Kunden im Visier. Dr. Sabine Häußermann, CEO von VisionHealth, stellte eine App vor, die Menschen mit Atemwegserkrankungen dabei hilft, Inhalatoren optimal zu nutzen.
Besonders stark vertreten war das Thema Lebensmittel mit gleich fünf Startups, die aber alle ganz unterschiedliche Ansätze verfolgten. Linda Karger, Co-Founderin von Primogene, berichtete von den besonderenn Ernährungsbedürfnissen von Frühgeborenen. Dafür entwickelt sie mit ihrem Team funktionelle Biomoleküle, die denen in der Muttermilch entsprechen. Das darauf basierende Produkt muss erst noch über die Novel-Food-Verordnung zugelassen werden. Bereits erhältlich sind die tiefgekühlten Fertiggerichte für Kinder von ratzfatz und den Gründerinnen Sarina Morawiak, Maraike Höhne und Luisa Schubert. Die schnell zubereiteten Mahlzeiten machen es Eltern leicht, ihren Nachwuchs gesund zu ernähren.
Ebenfalls gesund und für alle Generationen geeignet ist Tempeh, ein aus der asiatischen Küche stammendes Fermentationsprodukt. Die Version von fourTaste basiert auf Lupinen und gelben Erbsen und wurde von Merle Scheer nicht nur im Pitch präsentiert, sondern den Gästen auch in herzhafter und süßer Zubereitungsform serviert. Milchalternativen sind auf dem Vormarsch und besonders beliebt sind Haferdrinks. Sie überzeugen nicht zuletzt durch ihre Umwelt- und Klimafreundlichkeit, aber Verpackungsmüll fällt immer noch an. Nicht so, wenn die Haferdrink-Maschine von THE OATER zum Einsatz kommt, erklärte CMO Lisa Nesti. Das Gerät ist für den professionellen Einsatz zum Beispiel in der Gastronomie gedacht. Bei vielen Getränken ist Mehrweg längst Standard. Geht es nach Mette Meyer, Tatiana Tsarkova und ihrem Startup CU Mehrweg, wird das Prinzip bald auch für viele andere verpackte Lebensmittel gelten. Einen ersten erfolgreichen Praxistest gab es bereits.
Mit FISEGO und HandsOn! für weniger Brände und mehr Nachwuchs um Handwerk
Kommen wir nun zu den von Jury und Publikum gewählten Top 3. Den dritten Platz holte sich FISEGO aus dem hessischen Butzbach, vertreten durch CTO Sophia Reiter. Das Startup geht ein ernstes Problem an: Jährlich gibt es in Deutschland an die 200.000 Brände, und in mehr als 60 % der Fälle sind Defekte an elektrischen Geräten die Ursache. FISEGO hat nun eine Mehrfachsteckdose mit einem integrierten Brandschutzsystem entwickelt, die Komplikationen frühzeitig erkennt und Brände verhindert. Die Technologie lässt sich auch direkt in Elektrogeräte einbauen, wodurch sich ein enormes Marktpotenzial ergibt.
Platz 2 ging an zwei Senkrechtstarterinnen aus Hamburg. Im Oktober 2023 hatten Elena Dwenger und Aylin Kitte einen Platz im Next Generation Inkubator des Körber Start-Hubs ergattert. Mit ihrem Projekt HandsOn! gewannen sie den Abschlusspitch und damit eine Wildcard für das Hamburger Halbfinale von Female StartAperitivo. Dort setzten sie ihren Siegeszug fort mit der Idee, junge Leute für handwerkliche Berufe zu begeistern. Gelingen soll das mit einem Schnupperjahr nach dem Schulabschluss, das idealerweise zu einer dauerhaften Karriere im Handwerk führt. Das Programm gegen Fachkräftemangel spricht alle Geschlechter an, möchte aber vor allem Mädchen für Berufe gewinnen, in denen sie bisher unterrepräsentiert sind.
INLEAP Photonics geht mit Lasertechnologie auf Erfolgskurs
Die Fertigung von Batteriezellen ist nicht unbedingt ein Thema, das auf Anhieb begeistert. Wie man damit trotzdem einen Pitch gewinnen kann, zeigte Katharina Haas, CFO von INLEAP Photonics. Das Startup aus Hannover hat eine Lasertechnologie entwickelt, die den Herstellungsprozess enorm beschleunigt und dadurch die Stückkosten und den CO2-Ausstoß senkt. Dabei sind Batteriezellen nur der Anfang, die Technologie lässt sich in vielen anderen Bereichen anwenden. So gesehen ist der kühne Plan, im Jahr 2030 einen Umsatz von 130 Millionen Euro zu erzielen, gar nicht so unrealistisch. Das mit dem Sieg bei Female StartAperitivo verbundene Preisgeld von 5.000 Euro kann INLEAP Photonics auf jeden Fall schonmal verbuchen.
Wieder einmal zeigte Female StartAperitivo, wie wertvoll Frauen für die Startup-Welt sind. Bleibt zu hoffen, dass immer Investorinnen und Investoren das erkennen, denn bei Finanzierungen kommen Gründerinnen leider immer noch zu kurz. Insofern ist die Mission des Wettbewerbs zu noch lange nicht beendet, und wir freuen uns schon auf die dann fünfte Ausgabe im nächsten Jahr!