LaborX Folge X bei Hanse Ventures
Im Juli 2015 öffnete das LaborX in Hamburg erstmals seine Tore. Die Idee: Gründerinnen und Gründer diskutieren mit dem Publikum über ihre Startups, die in der Regel noch ganz am Anfang stehen. Das Format kam an, sodass am vergangenen Dienstag bereits die zehnte Ausgabe stattfinden konnte, dieses Mal bei Hanse Ventures. Wir fassen die Höhepunkte zusammen.
Es war der Tag mit dem bisher schönsten Wetter des Jahres. Demensprechend voll war es auf der Dachterasse des Company Builders Hanse Ventures im siebten Stock Am Sandtorkai 71. Dorthin lockte nicht nur die Frühlingssonne, sondern auch der Ausblick auf die Hafencity samt Elbphilharmonie. Trotzdem füllte sich gegen 19 Uhr das vorübergehend zum bestuhlten Veranstaltungsraum umfunktionierte Großraumbüro. Auf dem Programm stand nämlich das zehnte LaborX, und da ist buchstäblich das Publikum gefragt.
Zur Einstimmung erzählte Jochen Maaß, Gründer und CEO des Gastgebers Hanse Ventures, von seinem Entrepreneursleben. Bereits im zarten Alter von 15 Jahren wollte er 1998 am damals beginnenden Internetboom teilhaben und am liebsten die Schule schmeißen. Seine Eltern, beide Lehrer, hielten das für keine gute Idee, und nach dem Platzen der Blase im Jahr 2000 war er ganz froh, dass sie ihn von seiner radikalen Entscheidung abgehalten hatten. Dem Unternehmertum hatte er aber keinesfalls abgeschworen. Zu seinem 18. Geburtstag gründete er eine Kapitalgesellschaft und holte sich einen Business Angel ins Boot. Sein Thema: Suchmaschinenoptimierung. Inzwischen hilft er mit Hanse Ventures vielversprechenden Startups und gibt zwei wesentliche Tipps: sich Rat holen von Leuten, die eine gewisse kritische Distanz haben, und vor allem hartnäckig bleiben.
Und dann ging es los mit dem eigentlichen Kernprogramm von LaborX. Dr. Jan Evers, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens evers & jung, das die Veranstaltungsreihe ins Leben gerufen hat, spricht mit Startups über ihre Projekte. Am Anfang steht immer die Selbsteinschätzung bezogen auf die Unternehmensentwicklung. Die Hobbyköche Jan und Christoph sehen sich irgendwo zwischen 25 und 40 Prozent, sind also noch offen für Rat von allen Seiten. Der scheint auch nötig, denn auf die Frage an des Publikum, wer das Produkt ihres Startups ktchn labs kaufen würde, hob kaum jemand die Hand.
Eine digitale Küchenhilfe als Thermomix-Alternative
Dabei sollte das Potenzial eigentlich groß sein, denn Kochen ist zwar schwer angesagt, aber Arbeit darf das so wenig wie möglich machen. Daraus erklärt sich auch der Erfolg der Allzweckküchenmaschine Thermomix. ktchn labs bietet im Starterpaket zum Preis von 200 Euro vier Sensoren, die die Temperatur in Töpfen und Pfannen messen. Sie sind verbunden mit einer App, die eine Reihe von Rezepten kennt und daher genau weiß, wann welche Zutat gar ist, und das den Köchen über die App punktgenau verkündet. Eine digitale Kochhilfe also, die sich nach genauerer Erklärung zumindest als Weihnachtsgeschenk dann doch einige vorstellen können. Der Prototyp soll schon ab nächste Woche in diversen Kücheneinsätzen getestet werden.
Vielleicht gibt es dann Steak oder Gulasch mit Zutaten von Besserfleisch. May-Britt Wilkens ist hauptberuflich Chinesischübersetzerin und isst gern mal ein gutes Stück Fleisch. Dabei ist ihr die Herkunft und Haltung des Tieres wichtig, doch darüber findet sie selbst bei Bioschlachtern oft nicht alle gewünschten Informationen. Also hat sie einen Bauern aus der Region aufgesucht, dort ein schlachtreifes Rind gefunden und dieses dann über das Internet vermarktet. Kunden konnten zwischen den drei Paketvarianten Basis, Allround und Gourmet wählen.
Cow-Sharing mit Besserfleisch
Neben der hohen Qualität stehen artgerechte Haltung, mehr persönlicher Bezug zum Produkt und die Verwertung des gesamten Fleisches, nicht nur der vermeintlich besten Stücke, bei Besserfleisch im Mittelpunkt. Gar nicht so leicht, dem allen gerecht zu werden, denn gerade das günstige Basispaket mit den als weniger attraktiv angesehenen Teilen ließ sich am schlechtesten verkaufen. Inzwischen hat May ihr Angebot etwas modifiziert und auch schon weitere Kühe im Visier. Im Publikum saßen einige potenzielle Abnehmer, die sich sogar eine gemeinsame Grillparty vorstellen konnten.
Andreas, Niklas und Timo kennen sich bereits vom Gymnasium, seit Februar 2017 sind sie Vollzeitunternehmer. Foxim heißt ihr Startup und bietet Chatbots an. Damit können Kundenanfragen automatisiert und doch individuell beantwortet werden. Zwei nicht zahlende Kunden für die Pilotphase hat Foxim bereits, jetzt sucht das Gründertrio weitere Interessenten, vor allem aus dem Mittelstand. Im Publikum fanden sich immerhin 26 Personen, die sich in ihren Unternehmen den Einsatz eines Chatbots zumindest vorstellen können.
Hilfreiche Kommentare zu Chatbots
Entsprechend vielfältig waren die Vorschläge, wie das Angebot noch attraktiver gestaltet werden könnte. Davon lebt schließlich LaborX. Die Zuschauer sind häufig selber Gründer oder Marketing- und Vertriebsexperten, die Teile aus ihren Erfahrungsschatz preisgeben. Da ist zwar nicht alles Gold, was glänzt, aber unterm Strich nehmen die Teilnehmer garantiert viele nützliche Informationen mit. Wobei die hilfreichsten Gespräche oft bei einer Flasche Bier nach dem offiziellen Teil stattfinden. Das nächste LaborX ist für den Sommer geplant; wir sind schon gespannt auf die nächsten drei frischen Geschäftsideen!
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