Kreditech bekommt 110 Millionen: das Exklusivinterview
Es war am Mittwoch die Erfolgsmeldung für die Hamburger Startup-Szene schlechthin: Kreditech erhält eine Finanzierung in Höhe von 110 Millionen Euro, die höchste für ein deutsches Fintech überhaupt! Mitgründer und CEO Alexander Graubner-Müller ist derweil in Indien unterwegs, um dort einen neuen Markt zu erschließen. Wir haben ihn trotzdem für ein Exklusivinterview ans Telefon bekommen.
Zuerst einmal herzlichen Glückwunsch zu dieser grandiosen Finanzierungsrunde! Wie ist es dazu gekommen?
Schon seit etwa 12 Monaten besteht eine Kooperation mit unserem Investor PayU. Das ist ein Payment Service Provider, der vor allem in Schwellenländern und Osteuropa stark vertreten ist, ähnlich wie wir. PayU hatte für 2017 geplant, sein Angebot im Kreditbereich auszubauen. Unser „Lending as a Service“-Ansatz, also ein Ratenkauf direkt im Onlineshop, passte gut ins Anforderungsprofil. So sind wir ins Gespräch gekommen, und wir haben schnell die Gelegenheit erkannt, die sich uns dadurch bietet. Nachdem das Pilot-Projekt in Polen erfolgreich angelaufen war, gab es bei PayU Überlegungen, das Produkt auch in anderen Ländern anzubieten und sich dafür passende Partner zu suchen. Oder aber zusammen mit uns die Erfolgsgeschichte fortzusetzen und in Kreditech zu investieren. Und so führte das, was als strategische Partnerschaft begonnen hat, zu der aktuellen Finanzierungsrunde.
Die in der Gründerszene verbreitete Meldung, im Zuge der neuen Runde seien frühe Investoren, unter ihnen auch Mitgründer Sebastian Diemer, ausgestiegen, kommentiert Kreditech zurzeit nicht, und dabei hat Alexander es in unserem Gespräch auch belassen.
Wie sehen die nächsten Schritte Eurer Partnerschaft mit PayU aus?
Wir sind in fünf Ländern aktiv, PayU in 16. In vier davon sind wir beide am Markt. Nach Polen wollen wir in den nächsten Monaten auch in den übrigen drei Ländern mit unserem Ratenkauf-Angebot an den Start gehen. Längerfristig ist natürlich der Plan, das auf viele weitere Märkte auszuweiten, auch in Zusammenarbeit mit anderen Partnern. Im Fall von PayU haben wir ein extrem erfolgversprechendes synergetisches Setup geschaffen, das in dieser Kombination weltweit einmalig sein dürfte.
Was ist unabhängig davon für die Zukunft geplant?
Gerade bin ich in Indien unterwegs. Den Markt hier schauen wir uns sehr intensiv an, genau wie in einer Reihe anderer Länder. Natürlich wollen wir unser bisheriges Kerngeschäft, die Vergabe von Krediten, noch in weiteren Ländern etablieren. Dabei hilft uns das neue Investment sehr. Außerdem möchten wir neue Produkte entwickeln, die ebenfalls auf Ratenzahlung abzielen. Dazu streben wir weitere Partnerschaften an, die neben der mit PayU selbstverständlich weiter möglich und erwünscht sind. Selbstverständlich wollen wir unsere Risikomodelle weiterentwickeln, die länderspezifischen Anpassungen an die jeweiligen Datenquellen optimieren und vieles mehr, vor allem im Bereich Technologie. Es gibt also viel zu tun, aber dank unserer großen Erfahrung sind wir sehr zuversichtlich. Wir freuen uns drauf!
Kreditech wird durch die neue Beteiligung noch internationaler. Welche Auswirkungen auf den Standort Hamburg und die Belegschaft hier wird das haben?
Wir sind in Hamburg und wir bleiben in Hamburg. Allein schon wegen der Lage quasi in der Mitte der verschiedenen Zeitzonen, in denen wir agieren, ist der Standort ideal. Wie gesagt, wir planen vor allem im Technologiebereich weiter zu wachsen und werden da auch sicherlich eine Reihe neuer Arbeitsplätze schaffen. Hamburg kann sich noch auf viele gute Nachrichten aus dem Hause Kreditech freuen!
Das hören wir natürlich gern. Vielen Dank für das Gespräch, und weiterhin viel Erfolg!
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