Kitchennerds bringt Profiköche in jede Küche
Einen eigenen Koch zu haben, und sei es nur für einen Abend – das klingt nach Luxus. Allerdings ein Luxus, den sich dank der Plattform Kitchennerds fast jeder leisten kann. Was dort alles geboten wird, ist Thema einer neuen Folge der Reihe „Spot on: Food & Health“.
Die Gastronomie ist eine harte Branche, die vor allem Köchen und Restaurantbesitzern eine Menge abverlangt und mit vielen Unwägbarkeiten verbunden ist. Das musste auch Sandra Roggow feststellen, als sie 2012 ein engagiertes Paar kennenlernte, das in der Hafencity ein Bistro mit Weinverkauf führte und gzwungen war aufzugeben, weil es mehrere Beschwerden wegen Geruchs- und Lärmbelästigung gegeben hatte. Damals war Sandra für die Bewertungsplattform Qype unterwegs und hat dort zahlreiche Kochkurse und Tastings organisiert.
Das Angebot an Köchen im Internet war unübersichtlich
Daher wurde die gelernte Werbekauffrau und studierte Kommunikationswirtin häufig gefragt, ob sie gute Köche kenne, die für private Kochevents zur Verfügung ständen. Davon kannte sie einige, die allerdings im Internet kaum zu finden waren und nur über unzureichende Webseiten verfügten. So entstand die Idee zu Kitchennerds, einem Marktplatz für Köche. Gern hätte sie auch das Paar mit dem gescheiterten Weinbistro dabei gehabt, doch leider war der Kontakt inzwischen abgerissen.
So ging Kitchennerds im September 2014 mit zehn anderen Köchen online. Davor lagen eineinhalb Jahre Entwicklungszeit, den gegründet wurde das Startup bereits Anfang 2013. Als technischer Partner ist die epublica GmbH an Bord, die sich selbst als Labor für Internet-Technik bezeichnet. Dahinter steckt ein erfahrenes Team aus dem Umfeld von Hamburgs Vorzeigeunternehmen XING.
Konkrete Preisangaben machen den Unterschied
Aber zurück zu Kitchennerds. Die lange Vorbereitungszeit liegt im hohen Qualitätsanspruch begründet. Sandra kennt alle Köche persönlich und hat ihre Künste auch getestet. Zudem soll die Seite für den Nutzer keine Frage offen lassen, alle Vorlieben und die Preisvorstellung können gefiltert werden. Ein wesentlicher Fehler, den viele Anbieter früher gemacht haben, war die Angabe „Preise auf Anfrage“. Das soll zwar Flexibilität signalisieren, schreckt aber eher ab, da potenzielle Kunden im Dunkeln gelassen werden über den zu erwarteten Kostenaufwand.
Bei Kitchennerds macht dagegen jeder Koch konkrete Menüvorschläge mit festen Preisen und gibt einen Mindestbestellwert an. Basismenüs gibt es schon ab 10 Euro, das gilt dann allerdings nur große Gruppen von mindestens 45 Personen. Im kleineren Kreis sollte man schon um die 50 Euro pro Person ausgeben, dafür sind dann fünf bis sechs Gänge keine Seltenheit, für die man im Restaurant noch deutlich mehr bezahlen müsste.
Sparen lässt sich zudem bei den Getränken, da hier für die Gastronomie oft die einzige Möglichkeit besteht, wirklich Gewinne zu machen. Gerade edle Weine sind im Laden deutlich günstiger. Und da bei den großzügig kalkulierten Mahlzeiten meist noch etwas übrig bleibt, gibt es am nächsten Tag ein leckeres Resteessen.
Eine große Bandbreite an Köchinnen und Köchen
Die Köche sind ausschließlich erfahrene Profis. Von denen haben einige ein Restaurant und finden trotzdem noch Zeit, als Mietköche zu zaubern. Andere sind gerade ohne festen Job oder freiwillig als Freelancer unterwegs. Bei allen können sich Lebens- und Arbeitssituation schnell ändern, weshalb die Fluktuation auf der Plattform relativ hoch ist.
Jeder, der dort gelistet ist, stellt sich in einem Video vor, das Sandra selbst gedreht hat. Das ist Pflicht, damit die Kunden sehen können, wen sie da in ihre Küche lassen. Die muss übrigens nicht perfekt ausgestattet sein, im Zweifelsfall bringen die Köche eigene Geräte mit. Wie natürlich sämtliche Zutaten, und alles sauber gemacht und aufgeräumt wird hinterher auch.
Mittlerweile bieten in Hamburg 22 Köche (darunter selbstverständlich auch viele Frauen) ihre Dienste an. Im November 2016 ist Berlin als zweiter Standort dazu gekommen, mit bald 16 Küchenkünstlern. Interessanterweise sind die Berliner bereit, mehr Geld auszugeben als die vermeintlich reicheren Hamburger. Wie das in München aussieht, wird sich demnächst zeigen, denn dort sitzen schon die ersten sechs Kandidaten in den Startlöchern.
Gebucht wird von Unternehmen wie von Privatpersonen. Beliebt sind zum Beispiel Junggesellinnenabschiede. Die weibliche Form ist hier kein Zufall, Männer feiern ihre letzten Stunden vor der Eheschließung lieber auf andere Weise. Dafür sind sie etwa für Hochzeitstage oder Candle Light Dinner zu haben. Das größte gewerbliche Event hat Kitchennerds bisher für die Automarke mit dem Stern arrangiert; 60 Personen wurden dabei verköstigt und in die Geheimnisse der Kochkunst eingeführt.
Kitchennerds bietet auch Kochkurse und Showköche
Koch- und Backkurse gehören nämlich ebenfalls zum Angebot, genau wie Showköche, die Kitchennerds wie eine Modelagentur vermittelt. Es läuft also ganz ordentlich bei dem Startup, aber ausgeschöpft ist das Potenzial noch lange nicht. Bisher sind die Kunden eher besser betucht, dabei eignen sich Kochevents gerade für Familien; Kinder sind begeisterte Küchenhelfer. Im Sommer bietet das Thema „Grillen“ zusätzliche Umsatzmöglichkeiten.
Um die Kunden noch besser abzuholen, wird gerade die Webseite optimiert. Zudem bastelt Sandra an diversen Landingpages, die gezielt bestimmte Zielgruppen ansprechen sollen, die dann noch schneller zu ihrem Wunschmenü finden. Die Ideen gehen der Gründerin so schnell nicht aus, und ihr bisher an den Tag gelegtes Durchhaltevermögen lässt hoffen, dass Kitchennerds noch viele heimische Küchen zu Gourmettempeln machen wird.
Nicht verpassen: das Food Innovation Camp!
Übrigens: Wer Sandra Roggow einmal live erleben möchte, hat dazu Gelegenheit beim Food Innovation Camp von Hamburg Startups. Das findet am 17. Juli in der Handelskammer statt und bietet ein vielfältiges Programm rund um das Thema Food. Sandra wird sich dort mit einer erfolgreichen Bloggerin über „Blogger-Relations und Startups“ sprechen. Was sonst noch auf dem Programm steht, erfahrt ihr hier. Wir sehen uns!
Fotos © Kitchennerds GmbH
Spot on: Food & Health
Hamburg ist ein Food-Standort und optimaler Eintrittsmarkt für Lebensmittelhersteller aller Art. Über 10% der Hamburger Startups bei uns im Monitor sind der Lebensmittelbranche zuzuordnen, und es werden immer mehr. Sie setzen als Innovatoren neue Trends, entwickeln neue Produkte, Vertriebswege und Geschäftsmodelle.
Geschätzt verfügt das Hamburger Startup Ökosystem über mindestens 100 Food-, Beverage- oder Food-Tech-Startups. Ein in vieler Hinsicht großes Thema! Daher haben sich unsere Redaktion und unser Eventmanagement dem Thema Food seit Monaten mit dem ‚Spot on: Food & Health Special‘ intensiv beschäftigt. Und der absolute Höhepunkt ist auch nicht mehr weit: das Food Innovation Camp am 17. Juli in der Handelskammer Hamburg. Diese Messe präsentiert die ganze Vielfalt der Food-Szene – auf keinen Fall verpassen!
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