Kaffeekönig Albert Darboven fördert seit 22 Jahren Gründerinnen
Albert Darboven ist eine der großen Persönlichkeiten Hamburgs. Mit dem Darboven IDEE-Förderpreis unterstützt er seit 22 Jahren Gründerinnen. Wir haben uns mit dem Stifter auf eine Tasse Kaffee getroffen und über den Wettbewerb und sein Leben als Unternehmer und Philanthrop gesprochen.
Auch wenn er 1936 in Darmstadt in Hessen geboren wurde, ist Albert Darboven die perfekte Verkörperung eines hanseatischen Kaufmanns. Noch immer steht er jeden Morgen um 5:15 Uhr auf, sieht zunächst auf seinem Gestüt nach dem Rechten und fährt dann nach Billbrook zur Kaffeerösterei J. J. Darboven. Dort ist er als Geschäftsführer nach wie vor aktiv im operativen Geschäft und legt großen Wert auf den persönlichen Kontakt zur Belegschaft. Er kennt viele der Mitarbeiter beim Namen, gratuliert jedem zum Geburtstag und hat für alle ein offenes Ohr.
Schon früh stellte er fest, dass eine Menge Frauen den Wunsch haben sich mit einer eigenen Geschäftsidee selbstständig zu machen. Häufig scheiterte das Gründungsvorhaben aber an den Banken, die viel eher bereit waren Männern einen Kredit zu geben als Frauen. Also rief er 1997 den IDEE-Förderpreis ins Leben, der sich ausschließlich an Gründerinnen richtet (siehe auch Video oben). Für die erste Preisvergabe gingen gleich über 1.000 Bewerbungen ein – der Wettbewerb hatte offensichtlich einen Nerv getroffen. In diesem Jahr findet er zum 14. Mal statt. Die von einer Fachjury ausgewählten drei besten Kandidatinnen erhalten insgesamt 65.000 Euro Preisgelder. Der Einsendeschluss für die Bewerbungsunterlagen ist am 31. Juli; alle weiteren Informationen zum Idee-Förderpreis findet ihr hier.
Darboven steht seit 1866 für Kaffee-Innovationen
Ein Auswahlkriterium ist der Innovationsgrad einer Geschäftsidee. Innovationen kennzeichnen auch die Unternehmensgeschichte von J. J. Darboven. Der Gründer und Namensgeber Johann Joachim Darboven verkaufte 1866 als erster bereits geröstete Kaffeebohnen und verschickte diese bald per Post, zusammen mit dem damals ebenfalls neuen Würfelzucker. 1927 kommt der IDEE KAFFEE auf den Markt, der durch ein Veredelungsverfahren besonders magenfreundlich ist. Seit 1960 ist Albert Darboven im Unternehmen aktiv. Vorher war er für die Firma Rothfos für den Rohkaffee-Einkauf zuständig und verbrachte einige Jahre in Mittelamerika. In dieser Zeit lernte er das Leben der Kaffeebauern kennen.
Das waren prägende Jahre, in denen Begriffe wie Fairtrade und Nachhaltigkeit noch weitgehend unbekannt waren. Heute sind sie tragende Säulen der Unternehmenskultur von J.J.Darboven. Eine weitere Erkenntnis von Albert Darboven, die in dieser Zeit ihren Ursprung hat ist folgende: Jedes Land, hat seine eigene Kultur und seinen eigenen Führungsstil, deshalb sollten führende Positionen immer Einheimische bekleiden. J. J. Darboven hat Tochtergesellschaften in 10 Ländern. Polen kommt hier eine besonders wichtige Rolle zu. Albert Darboven hat den 2. Weltkrieg als Kind noch erlebt, Menschen unterschiedlicher Kulturen und Religionen zusammenzubringen ist ihm deshalb eine Herzensangelegenheit. Nicht zufällig ist der 1. September, der Tag an dem Deutschland den 2. Weltkrieg begann, das Datum des nächsten Multireligiösen Friedensgebets.
Hier kommen Christen, Muslime, Juden und Buddhisten zusammen, um ein Zeichen für den Frieden zu setzen. Die Veranstaltung ist ein Projekt der Albert und Edda Darboven Stiftung, die für den IDEE-Förderpreis zuständig ist, der seit 2006 übrigens auch in Polen ausgeschrieben wird. Von Beginn an dabei und für die Organisation des Wettbewerbs zuständig ist Ute Lund, 1997 noch tätig für die Agentur Segmenta, inzwischen Pressesprecherin bei Darboven.
Der Preis geht bevorzugt an Gründerinnen mit technischem Know-how
Bei einem Stifter, der aus der Lebensmittelbranche kommt, läge es nahe, dass der IDEE-Förderpreis Bewerberinnen aus diesem Bereich auszeichnet. Tatsächlich liegt aber der Fokus auf technischen Innovationen. Das macht schon die allererste Gewinnerin deutlich. Vor 22 Jahren bekam Vera Feistkorn 100.000 D-Mark für ein elektromechanisches Bauelement, nämlich die zu ihrer Zeit weltweit effizienteste Kabelverbindungsklemme. Auf der Kundenliste standen unter anderem Siemens und die Deutsche Telekom.
Zu den Siegerinnen, die Albert Darboven besonders gut in Erinnerung geblieben sind, zählt auch Hildegard Sung-Spitzl. Im Jahr 2000 überzeugte sie mit Plasmatechnologie, die hoch belastbare Oberflächenbeschichtungen ermöglicht und dabei auch für kleinere Unternehmen erschwinglich bleibt. Zu den jüngeren Erfolgsgeschichten gehört die von GlobalFlow. 2013 erhielten die Gründerinnen Nadine Antic und Seda Erkus den IDEE-Förderpreis für ihr Beratungsunternehmen für das Abfall- und Wertstoffmanagement und das Projekt SeNa Flora. Dafür wurde ein Verfahren zur Kompostierung entwickelt, das die bisher bekannten Entsorgungstechniken für biogene Abfälle ergänzt. Diese Abfälle werden zu hochwertigem Humus mit Düngewirkung umgewandelt, der eine natürliche Alternative zu chemischen Dünger darstellt.
Bei der vorerst letzten Preisverleihung 2017 bekam Manuela Rasthofer den ersten Preis in Höhe von 50.000 Euro. Ihr Startup TerraLoupe analysiert Luftbildaufnahmen mithilfe künstlicher Intelligenz und erleichtert damit beispielsweise die Planung von Bauprojekten in modernen Städten. Man darf gespannt sein, welche Gründerin sich mit welcher Idee in diesem Jahr durchsetzt. Aus allen Bewerbungen werden zunächst die vielversprechendsten 40 bis 60 Kandidatinnen ausgewählt und von einer Jury genauer unter die Lupe genommen. Die besten fünf erhalten dann eine Einladung nach Hamburg, um hier, noch unter Ausschluss der Öffentlichkeit, ihre Konzepte zu pitchen. Die große Preisverleihung ist dann für den 27. November angesetzt.
Für Unternehmerinnen und Unternehmer gilt: Der Weg ist das Ziel
Albert Darboven ist davon überzeugt, dass Frauen für das Unternehmertum besondere Qualitäten mitbringen, die Männer nicht haben. Sie verfügten über eine Art Instinkt, der es schwerer mache sie anzuschwindeln. Ansonsten rät er geschlechterunabhängig zu klassischen Tugenden: Zunächst ernsthaft über eine Idee nachdenken, dann hartnäckig bleiben und mit Fleiß und Leistungswillen sein Ziel verfolgen. Wobei eigentlich schon der Weg das Ziel sei. Echte Unternehmerpersönlichkeiten sind stets auf dem Weg, auch Albert Darboven, der sagt: „Mir fällt immer noch was ein.“