Jede Menge frische Blockchain-Startups aus Hamburg
Ende vergangener Woche hat Hamburg mit der BLOCKCHANCE Conference einen weiteren Schritt in Richtung Blockchain-Metropole gemacht. Doch welche Startups arbeiten in der Hansestadt eigentlich schon mit der Technologie, über die alle reden? Wir haben uns bei der Veranstaltung in der Handelskammer Hamburg und auch sonst in der Szene auf die Suche begeben und stellen einige unserer Entdeckungen vor.
Bright Skies hat eine Reisegepäckversicherung auf Blockchain-Basis entwickelt
Bright Skies ist ein Beratungsunternehmen, das sich vor allem auf Cloud Computing spezialisiert hat. Aber nicht nur: Für die Kieler DOMCURA AG hat Bright Skies eine digitale Reisegepäckversicherung auf Basis der Blockchain-Technologie entwickelt. Sie ermöglicht es Kunden, die beispielsweise bereits eine Hausrat- oder Wohngebäudeversicherung bei DOMCURA abgeschlossen haben, ihren bestehenden Versicherungsschutz auf Reisen auszuweiten. Sobald die Information in der Blockchain eingeht, dass der Versicherungsnehmer seinen Heimatbereich verlässt, tritt eine unveränderbare Verkettung der einzelnen Datenblöcke in Kraft, die zu einer vorher festgelegten Transaktion führt. In diesem Fall zu der Aktivierung des Versicherungsschutzes. Die Datensätze sind fälschungssicher mit Zeitstempel und Transaktionsdaten versehen und dokumentiert und dabei für DOMCURA nicht einsehbar.
CGift bietet Geschenkkarten für Kryptowährungen
Sie hängen im Kassenbereich fast jeden Supermarkts: Geschenkkarten von Amazon, iTunes und anderen Anbietern aus der Welt des E-Commerce. Die Karten haben einen bestimmten Geldwert, der sich nach Eingabe eines Codes in den Onlineshops der Anbieter einsetzen lässt. Dieses einfache Prinzip überträgt das Startup CGift nun auf Kryptowährungen. Hat zum Beispiel eine Geschenkkarte einen Wert von 25 Euro, lassen sich damit Bitcoin-Anteile zum aktuellen Kurs in eben dieser Größenordnung erwerben. Auch andere Währungen sind möglich. Das passende Wallet, also eine virtuelle Brieftasche, bietet CGift bei Bedarf ebenfalls an.
Als Zielgruppe hat das Startup nicht nur den Endverbraucher in der Kassenwarteschlange im Visier. Die Gutscheine werden auch digital im Internet erhältlich sein, der Code kommt dann per E-Mail. Interessant könnte das Angebot zudem für Unternehmen sein, die die Karten an Geschäftspartner verschenken oder auf Veranstaltungen als Werbeartikel verteilen möchten, dann natürlich auch mit ihrem eigenen Branding. Gegründet wurde CGift 2018 als AG, der offizielle Start ist in den nächsten Tagen geplant.
Distributed Ledger Consulting berät bei Blockchainfragen
Basisdemokratisch und unabhängig von Institutionen wie Zentralbanken zu sein – das gehörte zu den Ansprüchen der Pioniere der Blockchain. In der Realität herrscht allerdings keine Anarchie im Netz, auch hier gelten Regeln und Gesetze. In Deutschland sorgt die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) dafür, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Die Distriguted Ledger Consulting GmbH hat einen guten Draht zu der Behörde und auch sonst das nötige Know-how, um für ihre Kunden Brücken zwischen der alten und neuen Finanzwelt zu schlagen.
Das Unternehmen gibt es erst seit 2018, die Macher sind aber alte Hasen. Der Gründer Dr. Borris Orlikowski hat über 30 Jahren Berufserfahrung in der Finanzbranche. Im Hintergrund steht ein Netzwerk von spezialisierten Anwaltskanzleien zur Verfügung. So aufgestellt, nimmt Distributed Ledger Consulting eine Pionierstellung in Sachen Beratung zur Blockchain-Regulatorik ein. Ein Begriff, an den man sich auch erst noch gewöhnen muss.
Forest Knight handelt über eine Blockchain mit Spielelementen
Forest Knight ist eines dieser Fantasy-Strategiespiele, bei dem es unter anderem darauf ankommt, für alle Situationen die richtigen Figuren und die richtigen Gegenstände, wie Waffen und Werkzeuge, zu besitzen. Der Clou: Diese virtuellen Güter lassen sich über eine Blockchain kaufen und verkaufen. Als Basis dafür dient die Enjin Coin (ENJ), eine speziell für die Gamesbranche konzipierte Kryptowährung. ENJ basiert wiederum auf Ethereum, einem der wichtigsten Blockchain-Systeme. Die Gegenstände, die innerhalb des Spiels einen hohen Wert besitzen können, sind selbst eine Kryptowährung und können jederzeit in ENJ umgetauscht werden.
Das Spiel selbst ist kostenlos. Umsatz generieren soll Forest Knight unter anderem durch eine Gebühr, die anfällt, wenn die Spieler untereinander ihre virtuellen Güter handeln. Das geschieht wie immer bei der Blockchain dezentral und vielfach abgesichert. Hinter Forest Knight steckt das Hamburger Startup Chrono Games, ein von Behfar Iranmanesh gegründetes Ein-Mann-Unternehmen. Wann das Spiel zumindest in einer Testversion veröffentlicht wird, steht noch nicht genau fest.
Immobilieninvestments mithilfe der Blockchain
Hamburg ist Deutschland führend, wenn es um das Crowdinvesting bei der Immobilienfinanzierung geht. Das erfolgreichste Startup in diesem Segment ist Exporo. Im Juli gab das Unternehmen bekannt, erstmalig tokenbasierte Anleihen auf der Ethereum Blockchain emittiert zu haben (die ganze Meldung findet ihr hier). Exporo ist aber nicht das einzige Unternehmen, das auf die Technologie setzt. Ganz auf Blockchain fokussieren sich zwei Newcomer. Bei FINEXITY können Anleger ab einem Betrag von 500 Euro loslegen, bei KlickOwn genügen sogar nur zehn Euro für den Einstieg. Beide Startups befinden sich noch in der Aufbauphase und haben bisher keine konkreten Finanzierungsobjekte im Angebot.
OURZ macht die Lieferkette transparent
Eine lückenlose Beobachtung und Dokumentation der Lieferkette sind für Lebensmittelhersteller aus mehreren Gründen von großer Bedeutung. Zum einen ermöglicht eine Analyse in Echtzeit, jederzeit zu überblicken, was wo gerade geschieht, und im Problemfall schnellstmöglich einzugreifen. Zum anderen lässt sich die Rückverfolgbarkeit der Lieferkette als Marketingmittel nutzen. Wer beispielsweise den QR-Code auf der Verpackung des Kaffees der Marke Solino scannt, erhält auf seinem Handy promt Produktinformationen bis hin zum Namen des Arbeiters, der die Kaffeebohnen geerntet hat.
Möglich macht das die Software des 2018 von Antoni Hauptmann in der Schweiz gegründete Startup OURZ, das inzwischen auch in Hamburg angesiedelt ist. OURZ bietet eine Hybridlösung, bei der eine Blockchain eine wichtige Rolle bei Verifizierung und Absicherung der Daten spielt. Bisher spezialisiert sich das Jungunternehmen auf die Lebensmittelbranche und dort bisher drei kleinere und einen zurzeit noch ungenannten Kunden gewinnen können. Das Prinzip lässt sich aber problemlos auf andere Produkte übertragen, bei denen die Transparenz der Lieferkette eine wichtige Rolle spielt, etwa bei Bekleidung.
Tixl – eine Kryptowährung aus Hamburg
Auf die Frage, was eigentlich hinter Blockchain steckt, würden die meisten Antworten wahrscheinlich das Wort „Bitcoin“ enthalten. Auch wenn die Technologie viel mehr möglich macht als nur Kryptowährungen, sind diese nach wie vor ein heißes Thema. Weit über 2.000 von ihnen werden offiziell gehandelt, und bald kommt aus Hamburg eine weitere hinzu. Tixl heißt sie und soll anders sein als alle anderen. Neue Standards setzen möchte Tixl unter anderem in Sachen Datenschutz, Schnelligkeit und Effizienz. Ein Kritikpunkt bei vielen Kryptowährungen ist bekanntlich der komplizierte Rechenprozess mit hohem Zeit- und Energieaufwand.
Außerdem fallen bei Handel keinerlei Gebühren an. Tixl versteht sich als Non-Profit-Unternehmen, die Macher haben sich allerdings selber ein paar Token gesichert und hoffen auf Wertsteigerung. Ein Pre-Sale ist schon erfolgreich verlaufen, die offizielle Listung an der Kryptobörse Binance DEX ist für den 28. August angepeilt.
Beitragsbild: Gerd Altmann / Pixabay