J-040 macht Mode mit hohem Lichtschutzfaktor
Wenn die Sonne scheint, gilt für die meisten: Nichts wie raus und das schöne Wetter genießen. Doch es gibt auch Menschen, die aufgrund von Erkrankungen Sonnenlicht meiden sollten. Zu ihnen gehört die Modedesignerin Jennifer Johnsen. Sie will sich aber mit ihrem Schicksal nicht so einfach abfinden und entwickelt deshalb mit ihrem Label J-040 Bekleidung mit hohem Lichtschutzfaktor. Dafür ist gerade eine Crowdfunding-Kampagne gestartet.
Als Kind war Jennifer Johnsen häufig krank, ihre Schulzeit hat sie als ziemlich hart in Erinnerung. Sie hatte Probleme mit ihrem Immunsystem und kippte gelegentlich unvermittelt um. Das Schlimmste aber war die Ungewissheit, welche Krankheit ihr nun eigentlich zu schaffen machte. Zwölf Jahre lang fanden die Ärzte keine Antwort, dann führte sie eine Vermutung zu einem Rheumatologen, der sofort erkannte: Jennifer leidet an SLE. Die Abkürzung steht für systemische Lupus erythematodes, eine Autoimmunerkrankung, die alle Organe befallen kann. Das macht sie so schwer zu diagnostizieren. Die Ursachen sind nicht vollständig geklärt, aber da die Krankheit hauptsächlich bei jüngeren Frauen auftritt, könnte es etwas mit deren Hormonhaushalt zu tun haben.
SLE und die Leidenschaft für Mode prägen Jennifer
SLE bricht in Schüben aus, für die es eine Reihe von Auslösern geben kann. Stress und die Ernährung können eine Rolle spielen, vor allem aber UV-Strahlung und damit Sonnenlicht. Betroffene bleiben deshalb gerade bei bestem Sommerwetter lieber zu Hause oder müssen Kleidung tragen, die weder modisch ansprechend noch den hohen Temperaturen angemessen ist. Womit wir bei einem anderen Thema wären, das Jennifers Leben prägt: Mode. Ihre erste Ausbildung hat die Dithmarscherin im Modehaus Ramelow in Heide gemacht und dort als Verkäuferin gearbeitet.
Um tiefer in die Welt der Mode eintauchen zu können, bewarb sie sich bei der Akademie JAK in Hamburg für eine Ausbildung zur Modedesignerin. Ohne große Erwartungen auf Erfolg, doch zu ihrer freudigen Überraschung wurde sie 2016 angenommen. 2018 erhielt sie ihre SLE-Diagnose, aber erst kurz vor ihrem Abschluss im Sommer 2019 kam ihr, inspiriert durch einen Vortrag, der Gedanke, ihr neu erworbenes Wissen im Kampf gegen die Folgen der Krankheit einzusetzen.
Bei ihren Recherchen wurde ihr klar, wie viele Menschen von SLE betroffen sind. Weltweit sind es mindestens fünf Millionen, wahrscheinlich mehr, denn viele Fälle bleiben wie gesagt lange unerkannt. Außerdem gibt es eine Reihe weiterer Erkrankungen und Störungen, bei denen UV-Licht eine negative Rolle spielt, etwa Vitiligo, Albinismus und andere Formen der Sonnenunverträglichkeit. Ein hoher Lichtschutzfaktor (LSF) ist in allen Fällen erforderlich und den bietet normale Kleidung nur sehr begrenzt. So hat beispielsweise ein T-Shirt einen LSF von höchstens 15. Betroffene von SLE benötigen aber einen LSF von 50 und mehr.
Große Pläne und Crowdfunding für J-040
Mit ihrem Modelabel J-040 will Jennifer nun Bekleidung entwickeln, die einen hohen Lichtschutzfaktor hat und gleichzeitig modischen Ansprüchen genügt. Der Name des Labels ergibt sich aus ihren Initialen, wobei ein „J“ genügt, und der Vorwahl ihrer neuen Wahlheimat Hamburg. Bei ihrer Kollektion wird Jennifer auf gewöhnliche Stoffe als Basis zugreifen, die dann eine Art Beschichtung erhalten, die UV-Strahlen blockt. Auch die Webstruktur und Wahl der Farben haben einen positiven Einfluss. Um die richtige Mischung hinzubekommen, ist intensive Materialforschung erforderlich. Überhaupt steckt in dem Projekt das Know-how von vielen Personen, weshalb Jennifer im Zusammenhang mit J-040 auch gern von „wir“ spricht, auch wenn das Startup streng genommen bisher ein Ein-Frau-Unternehmen ist, in das sie seit Oktober 2020 ihre gesamte Arbeitszeit steckt.
Und sie hat große Pläne: Im Frühjahr 2022 möchte sie eine umfangreiche Kollektion präsentieren, die quasi von Kopf bis Fuß UV-Schutz bietet. Erkrankte sollen dabei großzügige Rabatte erhalten, bis dahin wird es auch einen Onlineshop geben. Außerdem möchte sie die Forschung in Sachen SLE und verwandter Erkrankungen unterstützen und Aufklärungsarbeit leisten. Finanzielle Unterstützung gibt es für J-040 bisher nicht, deshalb hat Jennifer gerade eine Crowdfunding-Kampagne gestartet. Wie bei J-040 insgesamt ist das Ziel hier äußerst ehrgeizig: 225.000 Euro sollen zusammenkommen. Wie auch immer das ausgehen mag, eines scheint gewiss: Jennifer wird auch als Gründerin kein Schattendasein führen.
Beitragsbild: Jessica Kretzmer von Moove-Design. Das Foto im Beitrag und das Video stammen von Jannis Gasser und Christian Goes.