Impressionen von der Fintech Week 2022
Logistik, Nachhaltigkeit, Gesundheit – drei von vielen wichtigen Themen, die die Hamburger Startup-Szene bewegen. Aber Hamburg ist auch eine Fintech-Stadt! Erfolgreiche Unternehmen wie die Exporo, die Plattform für Immobilien-Crowdinvesting, oder die umweltfreundliche Onlinebank Tomorrow belegen das. Und dann ist da noch die Fintech Week, die diese Woche zum sechsten Mal stattgefunden hat.
Seit der ersten Ausgabe der Fintech Week im Jahr 2016 steht das Konzept des Events: eine Ansammlung von verschiedenen Veranstaltungen und Formaten mit unterschiedlichen Ausrichtern, die als Dachthema eben Fintech haben. Die in den letzten Jahren boomende Branche geht gerade durch eine schwierige Phase, gekennzeichnet durch Entlassungswellen bei so großen Namen wie Solarisbank, Klarna oder Trade Republik. Dementsprechend lässt sich die Stimmung als „nachdenklich“ bezeichnen, was ja grundsätzlich kein schlechtes Zeichen ist, den Nachdenken führt bekanntlich zu neuen Ideen.
Nachhaltigkeit und soziales Engagement werden immer wichtiger
Technologien wie Blockchain mit ihren Kryptowährungen oder künstliche Intelligenz sind nach wie vor aktuell in der Finanzwelt und werden sicherlich noch zu vielen Innovationen führen. Zwei Aspekte, die zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung der Branche bisher eine eher untergeordnete Rolle gespielt haben, rücken aber mehr und mehr in den Vordergrund: Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung. Dabei geht es um mehr als um eine Imagekorrektur, beide Punkte sind vielen Gründerinnen und Gründern ein echtes Anliegen.
Vor allem Frauen engagieren sich stark in diesen Bereichen, und ihnen war mit dem Mittwoch ein ganzer Veranstaltungstag gewidmet. Die Startup-Szene ist nach wie vor männerlastig und das gilt erst recht für Fintechs. Immerhin weist der Deutsche Startup Monitor in seiner neuesten Ausgabe erstmals einen Gründerinnenanteil von über 20 % aus. Da kann, muss und wird aber noch mehr gehen, so lässt sich das Fazit dieses Tages ziehen. Was Gründerinnen wirklich brauchen, hängt auch von der Unternehmensphase ab.
Am Anfang ist sicherlich Beratung hilfreich und daran mangelt es in der Regel auch nicht. Für ein gesundes Unternehmenswachstum braucht es aber mehr, nämlich Kapital. Das Problem: Die meisten Investoren sind männlich und investieren bevorzugt in Personen, mit denen sie sich identifizieren können, weil sie sich dabei sicherer fühlen. Das sind dann eben Männer, oft auch noch aus dem gleichen sozialen Umfeld, wie etwa von bestimmten Elitehochschulen. Für mehr Vielfalt auf Gründungsseite bedarf es also auch mehr Vielfalt auf Investorenseite – beispielsweise durch mehr weibliche Business Angels und VCs.
Nicht nur für Fintechs: das Metaverse
Ein Ort, der mehr Chancengleichheit bieten könnte, ist das Metaverse – oder viele Meterverses, denn die digitale Parallelwelt muss nicht auf den einen Anbieter, nämlich den Großkonzern dieses Namens, beschränkt sein. „Women in Metaverse“ lautete der Titel eines Panels, das die Möglichkeiten des vielen noch unbekannten digitalen Raums diskutierte. Die bieten sich natürlich nicht nur Frauen oder der Fintech-Branche, sondern allen, die frische Ideen haben und aus den unterschiedlichsten Gründen bisher nicht verdiente Beachtung finden konnten.
Alles im Metaverse steckt noch in den Kinderschuhen und manches erinnert an virtuelle Spielwelten wie bei Second Life. So kann man seinen Avatar mit digitalen Designerklamotten ausstatten oder sich Kunstwerke aus Pixeln zulegen – Stichwort NFT, ein absolutes Buzzword der letzten Monate. Viel wichtiger als diese nach wie vor eher spielerischen und einer finanziell gut ausgestatteten Minderheit zugänglichen Elemente sind andere Aspekte: Demokratisierung, Dezentralisierung und Diversifizierung. Das Metaverse soll Minderheiten, die bisher auch im Internet nicht den gebührenden Platz einnehmen konnten, neue Entfaltungsmöglichkeiten geben. Man darf gespannt sein auf die weitere Entwicklung.
Das gilt natürlich auch für die Fintech-Szene und wie sie sich in diesen nicht nur wirtschaftlich turbulenten Zeiten behaupten wird. Die Antworten gibt es spätestens bei der nächsten Fintech Week!
Alle Fotos stammen aus dem Blog der Fintech Week.