Hyconnect macht den Schiffbau leichter
Nicht zufällig werden große Schiffe auch „schwere Pötte“ genannt. Das Gewicht ist im Schiffbau immer ein kritischer Faktor, die optimale Kombination von leichten Kunststoffen und nach wie vor unverzichtbarem Stahl eine Lösung. Das Hamburger Startup Hyconnect bietet eine Methode, beide Materialien miteinander zu verweben. Damit tritt Hyconnect am 7. November im Finale des Reeperbahn Startup Pitch an.
Zehn Jahre hat Dr. Lars Molter im Center of Maritime Technologies (CMT) gearbeitet und sich dabei vor allem mit der Frage beschäftigt, wie Schiffe mit weniger Gewicht zu bauen seien. Das Ausgangsmaterial ist nach wie vor Stahl und da sind die Möglichkeiten inzwischen ausgereizt, ihn noch dünner und leichter zu machen. Beim Bau von kleineren Booten und auch Segelyachten wird schon lange Kunststoff verwendet und auch bei den großen Container- oder Kreuzfahrtschiffen ist das inzwischen möglich. Ganz ohne Stahl geht es da aber nicht. Das ist zum einen eine Kostenfrage, zum anderen hängt das mit Sicherheitsvorschriften zusammen, die im Grundsatz noch eine Konsequenz aus dem Untergang der Titanic sind.
Weben statt kleben: Das ist die FAUSST-Methode
Es gilt, einen möglichst cleveren Weg zu finden, Bauteile aus Stahl und faserverstärkten Kunststoffen miteinander zu verbinden. Kleben wäre da eine Möglichkeit, doch das ist komplizierter und zeitaufwendiger als es zunächst klingt. Das gilt vor allem für den Schiffbau, wo es keine genormte Massenproduktion wie in der Autoindustrie gibt. 2013 entsteht deshalb die Idee, die beiden Materialien buchstäblich miteinander zu verweben. Auf der einen Seite stehen dafür Glasfasern zur Verfügung, die, wie der Name schon andeutet, Eigenschaften besitzen, die eine solche Herangehensweise ermöglichen. Aber auch Metalle lassen sich zu so dünnen Fäden verarbeiten, dass sie sich mit den Glasfasern verflechten lassen.
Die Methode, die das möglich macht, nennt sich FAUSST, was für Faserverbund und Stahl Standardverbindung steht. Nach zwei Jahren Forschungsarbeit war sie so weit ausgereift, dass erste Schweißtests durchgeführt werden konnten. Lars vergleicht die Wirkungsweise von FAUSST mit der eines Dübels, der ja im Prinzip ein Bindeglied zwischen Schraube und Wand darstellt. In unserem Fall ist dieser „Dübel“ ein Bauteil, in dem sich an einem Ende in Kunststoff eingebettete Glasfasern und am anderen Ende an eine Stahlplatte angeschweißte Metallfasern befinden. So entsteht ein in Größe und Form den Erfordernissen angepasstes Zwischenstück, das sich mit den Bauteilen aus den jeweiligen Materialien unkompliziert verbinden lässt.
Vom Projekt zum Startup
FAUSST erfährt viel positive Resonanz in der Branche und bekommt unter anderem 2016 eine Förderung durch das Bundeswirtschaftsministerium. Trotzdem endet das Projekt 2018 und Lars gründet in dem Sommer das Startup Hyconnect, um die kommerzielle Nutzung von FAUSST voranzutreiben. Noch im selben Jahr ergattert Hyconnect eine Förderung durch das InnoRampUp-Programm der IFB und hat einen erfolgreichen Auftritt bei der SLUSH in Helsinki. Zum aktuellen Kernteam des Startups gehören neben dem Gründer noch Ulrike Brase, zuständig für Marketing, und Felix Michaelis. Der Projektingenieur hat Maschinenbau studiert und war 13 Jahre bei der Marine. Mit Schiffen kennt er sich also bestens aus.
Ein wichtiger Erfolgsfaktor für Hyconnect ist sein großes Netzwerk. Dazu gehören Verbindungen in den Schiffbau und zu Materialherstellern, aber auch zu anderen Branchen. Ein Beispiel ist die Agentur deepblue, wo Hyconnect momentan sein Büro hat. Diese und einige andere Partner setzen darauf, dass sich die FAUSST-Methode im großen Stil durchsetzen wird. Noch ist das Patentverfahren dafür nicht abgeschlossen, aber das sollte lediglich Formsache sein. Das Potenzial ist auf jeden Fall riesig, gerade im Hinblick auf die allgegenwärtige Frage, wie sich der CO2-Ausstoß verringern lässt.
Wird der 7. November für Hyconnect zum Glückstag?
Leichtere Fahrzeuge, die weniger Energie verbrauchen, sind da eine mögliche Antwort. Das gilt natürlich nicht nur für Schiffe, sondern auch für die bereits erwähnte Automobilindustrie. Der übernächste Schritt wäre dann der in den Flugzeugbau, wo allerdings die Regularien und Anforderungen noch komplexer sind. Damit Hyconnect angemessen wachsen kann, benötigt das Startup natürlich Geld. Die Idee, über einen ICO, also die Ausgabe einer Kryptowährung, Unterstützer zu finden, verfolgt das Startup vorerst nicht weiter. Stattdessen sind klassische Investoren gefragt. Vielleicht finden sich die ja schon am 7. November, wenn Hyconnect im Mojo Club auf der Bühne steht und um den Sieg beim Reeperbahn Startup Pitch kämpft. Da möchtet ihr als Zuschauer dabei sein? Dann sichert euch gleich hier ein Ticket!
Fotos: Hyconnect