HubDay 2024: viel mehr als nur Logistik!
Wenn ein Hauptprogrammpunkt eine Weltreise auf schrottreifen Motorrädern ist – wenn Startups und Corporates in einem Battle gemeinsame Sache machen – wenn ein Propst das Publikum dazu bringt, Mahlers 1. Symphonie zu singen – wenn der Erste Bürgermeister sich trotz aller politischen Turbulenzen Zeit nimmt, einen Preis zu verleihen – dann ist HubDay 2024 im Digital Hub Logistics. Und dann gibt es da noch eine wichtige Verkündung des Hubs in eigener Sache. Mehr erfahrt ihr in diesem Beitrag!
„Logistik – ja, das ist schon ein wichtiges Thema, die Frage, wie Güter und Waren von A nach B gelangen. Aber mich persönlich interessiert das nicht.“ Wer aus diesem Grund auf die Teilnahme am HubDay 2024 verzichtet hat, hat eine Menge verpasst. Nach einer kurzen Begrüßung durch den neuen Geschäftsführer des Hamburger Digital Hub Logistics, Julian Kakarott, folgte ein vorher geheim gehaltener Programmpunkt, der auf den ersten Blick so gar nichts mit Logistik zu tun hatte. Die Künstlergruppe leavinghomefunktion erzählte von einer aberwitzigen Reise mit permanent reparaturbedürftigen Motorrädern der Marke Ural von Halle nach New York. Einer Reise voller Kämpfe gegen die Widrigkeiten der Wildnis Sibiriens und wunderbarer Begegnungen mit hilfsbereiten Menschen. Zweieinhalb Jahre dauerte der Trip, fast zwei Stunden der Vortrag, keine Sekunde war langweilig.
Was Motorradtouren durch Sibirien mit Startups gemeinsam haben
Irgendwie hatte das dann doch wieder einen deutlichen Bezug zu den Kernthemen der Veranstaltung. Zum einen stellt solch ein Abenteuer auch eine enorme logistische Herausforderung dar. Zum anderen geht es dabei um Teambuilding, die Fähigkeit, kreativ und flexibel auf Herausforderungen zu reagieren, ein festes Ziel im Auge zu haben, Ausdauer und Widerstandsfähigkeit zu zeigen, aber auch zu erkennen, wenn es wirklich nicht mehr weitergeht. So wie im Startup-Leben halt. Mit einem starken Partner an der Seite geht da vieles besser, das zeigte sich im anschließenden Logistics Battle. Dort traten sechs Teams aus jeweils einem Startup und einem etablierten Unternehmen an, um das Publikum davon zu überzeugen, welche Logistiksparte die tollste ist. Die Lautstärke des Beifalls war entscheidend und am Ende erhielt das Team „Last Mile“ mit dem Startup pickshare und der ZUFALL logistics group den tosendsten Applaus.
All das fand auf der Hauptbühne, der „Main Stage“ statt, aber es gab auch noch eine „Change Stage“ und eine „Growth Stage“ mit attraktiven Workshops und lebhaften Gesprächsrunden. Da fiel die Wahl oft nicht leicht, aber immer konnte man sicher sein, dass auch Logistik-Muffel auf ihre Kosten kamen. Dafür sorgte schon die Vielfalt der Themen, die vom AI Act über Nachhaltigkeit bis zum Fachkräftemangel reichte und Startups wie Mittelständler gleichermaßen ansprach. Und wer dort keinen Platz mehr fand, nutzte die Gelegenheit zum Knüpfen neuer Kontakte, sowieso eines der Hauptanliegen des HubDays.
Ein gesungener Kairos-Moment
Vielleicht entstand dabei sogar ein Kairos-Moment, benannt nach der griechischen Gottheit für die gute Gelegenheit und den günstigen Zeitpunkt. Ein solcher lasse sich nicht planen, man müsse aber jederzeit offen für ihn offen sein und die Gelegenheit beim Schopfe packen, erklärte Propst Frie Bräsen. Diese Redewendung geht auf die Haartracht des Kairos zurück, und auch Bräsen packte zu und brachte das Publikum dazu, eine vereinfachte Version der 1. Symphonie von Gustav Mahler anzustimmen, phasenweise sogar als Kanon. Eine solche Gesangseinlage und einen Mann der Kirche findet man sonst kaum bei einem Startup-Event.
Eher schon Hamburgs Ersten Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher. Seine Anwesenheit war angesichts des Auseinanderbrechens der Ampelkoalition trotzdem keine Selbstverständlichkeit, aber er ließ es sich nicht nehmen, die Verleihung des Logistics Hidden Champion Awards vorzunehmen. Die Hub-Community hatte besonders verdienstvolle Logistik-Akteure vorschlagen können, eine Jury hatte die Liste auf drei Finalisten verdichtet. Einer von ihnen war Maximilian Birle von der Krone Group, der unter anderem für seine Vernetzung von Startups mit Corporates gelobt wurde. Ebenfalls zur Wahl stand Otto Klemke von NautilusLog, der die Digitalisierung von Logbüchern in der Schifffahrt vorangebracht hat. Außerdem konnte er die gerade erfolgte Veröffentlichung der Norm ISO 4891 verkünden, welche auch die Handschrift von NautilusLog trägt.
Ein Hidden Champion und ein neuer Name für den Hub
Den Titel und ein Coaching im Wert von 5.000 Euro vergab das Publikum aber an Marian-Maximilian Martens von MotionTools. Er hat sich seine Verdienste als besonders fleißiger Netzwerker erworben und warb für mehr gemeinsames Handeln und weniger Ellenbogen in herausfordernden Zeiten. Normalerweise stellt eine solche Preisverleihung immer den abschließenden Höhepunkt dar, aber dieser HubDay hatte noch eine Überraschung parat. Ab sofort ist Julian Kakarott nicht mehr Geschäftsführer des Digital Hub Logstics. Keine Sorge, er darf seinen Job behalten. Allerdings heißt sein Arbeitsplatz künftig Digitial Hub Logistics & Commerce.
Diese Umbenennung trägt der Tatsache Rechnung, das Logistik und Handel seit jeher eng verzahnt sind, erst recht in einer Stadt wie Hamburg. Tschentscher hatte dazu eine natürlich nicht ernst gemeinte Weisheit parat: „Einen ehrbaren Kaufmann erkennt man daran, dass er einem nicht nur die eigene Schwiegermutter verkauft, sondern auch gleich noch liefert.“ Locker ging es dann auch beim abschließenden Latenight Networking mit Bierpong, Kickertischen und DJ zu, letzte Gelegenheit, seine LinkedIn-Kontakte aufzustocken. Jedenfalls für den Moment, denn 2025 gibt es hoffentlich wieder einen HubDay, der viel mehr als nur Logistik zu bieten hat. Wobei die natürlich wirklich wichtig ist.