„How to deal“ bei „Die Höhle der Löwen“
„Nenne mir dein Anfangsangebot und ich sage dir, wie ernsthaft du wirklich an einem Deal interessiert bist.“ Tatsächlich lässt sich der Grad der Bereitschaft, ein Geschäft mit einem Löwen einzugehen, oft gleich am Anfang eines Pitches an zwei Zahlen festmachen – in der Theorie. Schauen wir also, wie sich das bei Happy Ocean Foods, shower+, freibeik, Woollaa und chaanz bewahrheitet hat.
Happy Ocean Foods macht Löwen und Garnelen glücklich
Fangen wir an mit Happy Ocean Foods. Die Gründer Julian Hallet und Robin Drummond möchten für ihre vegane Garnelenalternative 300.000 Euro und bieten dafür 10 % ihrer Unternehmensanteile. Mit ihren Happy Ocean Shrymps wollen die beiden Surfer und Geschäftsleute ihren Beitrag dazu leisten, den Beifang bei der Garnelenfischerei und mit vielen Problemen belastete Aquakulturen zu reduzieren. Ihr unter anderem aus Soja und Algen zusammengesetztes Produkt sieht dem tierischen Original schonmal ziemlich ähnlich.
Geschmacklich und von der Konsistenz ist es auch ein Treffer, finden die Löwen. Echte Umsätze gab es noch nicht, aber die werden kommen, da sind sich alle sicher. Vor allem die beiden Gründer, die zwei Kombiangebote von Dagmar Wöhrl und Nico Rosberg beziehungsweise Judith Williams und Nil Glagau über jeweils 20 % strikt ablehnen und im Gegenzug nur auf 12 % hochgehen. Es wird noch mehrfach hin und her verhandelt, Williams und Glagau gemeinsam sind raus, einzeln wieder drin und wieder raus, und schließlich lassen sich Wöhrl und Rosberg auf 14 % runterschachern. Sympathiepunkte haben die Gründer mit ihrem Verhandlungsgeschick beim Publikum nicht gerade gesammelt, aber der Deal hält.
Bei shower+ bleibt die Dusche kalt
Nächster Versuch, wieder mit 300.000 Euro für 10 %. René Sackel leidet an Neurodermitis und stellte bei Kuren und Klinikaufenthalten fest, dass ein Bad in Salzwasser seiner Haut guttat. Zuhause hatte er aber keine Badewanne, nur eine Dusche. Die Lösung: eine Zusatzarmatur die sich an jede herkömmliche Dusche anschließen lässt und die Platz für einen Salzstick bietet. Nach Bedarf gibt dieser Stick dann Salz an das Duschwasser ab, ein Stück pro Waschvorgang.
Nico Rosberg, der selber Hautprobleme hat, kommt emotional mit der Erfindung nicht klar und steigt wegen Befangenheit aus. Carsten Maschmeyer bleibt da deutlich nüchterner und zweifelt am Mehrwert von shower+. Den erkennen Dagmar Wöhrl und Ralf Dümmel durchaus, zumal sich nicht nur salzhaltige Sticks verwenden ließen. Sie wollen allerdings zusammen 20 %, was noch relativ gemäßigt ist. Darauf gehen aber René und seine Mitstreiter nicht ein und machen auch kein Gegenangebot. Hier war der Deal offensichtlich nicht das unbedingte Ziel.
freibeik radelt zum Deal
100.000 Euro für 25,1 %, also die Sperrminorität. Hier signalisiert anscheinend jemand Dealbereitschaft. Und zwar Iris-Sabine Langstädtler, beruflich tätig im familieneigenen Fahrradladen und privat Reiterin. Diese Kombination hat bei ihr zu der Erkenntnis geführt, dass man auf dem Pferd viel bequemer und rückenschonender sitzt als auf einem starren Fahrradsattel. Also hat sie ein Gelenk erfunden, das sich problemlos an jedes normale Rad montieren lässt und dem Sattel den Spielraum gibt, die Bewegungen des menschlichen Gesäßes mitzugehen.
Tochter Carmen führt das vor, Nils Glagau und Judith Williams probieren es aus. Fazit: Es radelt sich definitiv bequemer. Mit freibeik, so der Markenname, lässt sich wohl ein gutes Geschäft machen, auch wenn das noch nicht geschehen und der vorläufige Preis von 149 Euro zu hoch ist. Ralf Dümmel und Carsten Maschmeyer wollen 40 %, Mutter und Tochter verhandeln nicht weiter, sie wollen den Deal. Der hält auch, und das Gelenk kostet inzwischen nur noch 69,99 Euro.
Die Masche von Woollaa kommt nicht an
180.000 Euro für 20 % – das könnte realistisch sein oder illusorisch, je nach Geschäftsmodell. Wie sieht das bei Woollaa aus? Nun, das Designerehepaar Friederike und Florian Pfeffer wirbt mit einer Online-Strickmaschine, die individuell gestaltete Schals, Decken und Kissenbezüge auf Bestellung fertigt. Dadurch würde der Überschuss ein unverkaufter Kleidung reduziert; irgendwie muss ja das Thema Nachhaltigkeit heutzutage in jeden Pitch rein.
Viel zur Müllvermeidung haben die beiden aber bisher nicht beitragen können. 800 Teile in vier Jahren haben sie verkauft, was die Frage nach dem Realitätsgehalt der Bewertung beantwortet. Das liegt vielleicht auch an den Designs, die als Ausgangsbasis angeboten werden. Da muss man ein eher kindliches Gemüt haben, um sie schön zu finden. Selbst Schals mit den Konterfeis der Löwen können da nichts mehr retten.
chaanz verpasst Date und Deal mit zwei Löwen
Letzter Versuch: 125.000 Euro für 30 % – da hat doch jemand Boch auf einen Deal, oder? Jedenfalls hatten die Gründer von chaanz dereinst Bock auf ein spontanes Date, landeten dabei aber ordentlich auf der Nase. Was ihnen gefehlt hatte, war eine App, die kontaktwillige Personen mit ähnlichen Interessen und Bedürfnissen in der näheren Umgebung anzeigte. Also haben sie sich eine gebaut und hoffen nun darauf, dass Musikfestivals, Volksfeste und andere Massenveranstaltungen wieder möglich werden, denn da sollte chaanz am besten funktionieren. Für diesen Sommer sieht das ja ganz gut aus.
Carsten Maschmeyer ist zwar glücklich verheiratet, wie immer wieder gerne betont, aber die Idee gefällt ihm. Er hält ein Angebot von 200.000 Euro für 49 % für angemessen, hat dabei aber ein Problem: Ihm fehlt der zweite Löwe dafür. Social Media-Experte Georg Kofler wäre ideal, er ziert sich allerdings. Als jedoch klar wird, dass die Jungs wirklich Bock haben, lässt er sich zu dem Deal überreden. Der kommt dann aber doch nicht zustande, wie der Twitteraccount von Maschmeyer versehentlich schon weit vor Ausstrahlung des Pitches veröffentlicht hat. Fazit nach der Sendung: Das Einstiegsangebot lässt vielleicht erahnen, wie dringend jemand den Deal braucht, ob er dann auch klappt verrät es nicht.
Fotos: RTL / Bernd-Michael Maurer