Holt Hamburger Startup Ndeyefoods Deal bei „Die Höhle der Löwen“?
Nach dem erfolgreichen Auftritt von HaselHerz letzte Woche galt es bei „Die Höhle der Löwen“ schon wieder Daumen zu drücken für ein Food-Startup aus Hamburg. Dieses Mal wollte Ndeyefoods mit westafrikanischen Spezialitäten überzeugen. Wie der Pitch verlief und wie es primoza, ajuma, Laori und SmartQ ergangen ist, erfahrt ihr in unserer Zusammenfassung.
Bei primoza geht die Saat nicht auf
Ein Wandkalender, der einen das ganze Jahr hindurch mit Infos über Pflanzen und ihre Aufzucht versorgt, ist für Hobbygärtner eine praktische Sache. Noch praktischer wird es, wenn dieser Kalender auch gleich noch das Saatgut enthält. Bei primoza ist dieses in die Kalenderblätter eigearbeitet. Einfach das Blatt des abgelaufenen Monats in einem Pflanzenzopf verbuddeln, gießen, und schon bald sprießt das Grünzeug hervor. Dieses Prinzip funktioniert auch bei Grußkarten, die zum Beispiel Kamillen- oder Tomatensamen enthalten.
Mit dieser originellen Idee hat das Gründertrio Manuela Baron, Orlando Zaddach und Tobias Aufenanger seit der Gründung 2018 schon 80.000 Kundinnen und Kunden erreicht und gut zwei Millonen Euro Umsatz erzielt. Da das Produkt erklärungsbedürftig und ein Saisonartikel ist, war primoza bisher (also vor Corona) vor allem auf Weihnachtsmärkten erfolgreich. Gesucht wird jetzt ein Löwe, der neue Vertriebskanäle erschließt und für das Produkt brennt. Leider trifft das auf niemandem aus dem Rudel so richtig zu.
Ndeyefoods macht Appetit auf Afrika
Um aus der großen Zahl von Food-Startups herauszustechen, braucht es meist nicht nur ein gutes Produkt, sondern auch eine gute Geschichte. Die hat Ndeyefoods auf jeden Fall zu bieten. Die Gründerin und Namensgeberin N’deye Fall-Kuete ist in Westafrika aufgewachsen und und dort die Kochkunst ihrer Großmutter genossen. Als sie 2005 nach Hamburg kam, fand sie auch hier die erforderlichen Zutaten, um die Spezialitäten ihrer Kindheit nachzukochen, doch der Aufwand war relativ groß. Fertige Saucen gab es nicht. Also hat sie diese selbst entwickelt und bietet sie nun den Löwen für ein Investment an.
Die sind vom Geschmack durchaus angetan und von der Gründerin erst recht; von den Marktchancen allerdings weniger. Zu teuer ein Glas (7,90 Euro), zu klein die Nische für die in Deutschland noch weitgehend unbekannte afrikanische Küche. Der Umsatz von bisher nur 5.500 Euro scheint das zu bestätigen. Nach vier Absagen ist Dagmar Wöhrl die letzte Hoffnung. Die liebt scharfes Essen und bringt es nicht übers Herz N’deye mit leeren Händen nach Hause zu schicken. Mit 130.000 Euro für 30 % steigt sie ein, betont allerdings, dass sie nichts versprechen kann. Und tatsächlich kommt der Deal letztlich nicht zustande.
ajuma kann strahlen
Mit der UV-Strahlung ist das so eine Sache. Bekommt davon zu viel ab, besteht die Gefahr von Sonnenbrand oder sogar Hautkrebs. Anderseits hilft die Strahlung gegen Mangel an Vitamin D. Wie so oft kommt es eben auf die richtige Dosierung an. Um die zu finden, haben Julian Meyer-Arnek und Annette Barth den UV-Bodyguard ajuma erfunden. Das kleine Gerät lässt sich an der Kleidung befestigen oder wie eine Armbanduhr tragen und meldet seine Messergebnisse an eine App, die dann Handlungsempfehlungen gibt. Wissenschaftlich ist das Gründerpaar bestens aufgestellt: Er ist Physiker, sie Wirtschaftspsychologin. Jetzt fehlt nur noch die Vertriebs- und Marketingexpertise.
Kommt sie von Carsten Maschmeyer und Ralf Dümmel? Die beiden diskutieren im Hintergrund, doch Dümmel steigt aus. Er zweifelt an der Massentauglichkeit des Geräts, genau wie Judith Williams und Georg Kofler. Maschmeyer bleibt aber daran, schon weil ihn das Thema persönlich interessiert, seit sein Sohn Hautkrebs hatte. Einen neuen Partner findet er in Nils Glagau. Zusammen sind sie mit 110.000 Euro für 25 % dabei.
Laori schmeckt den Löwen nicht
Im Oktober 2020 konnte Laori beim von Hamburg Startups vergebenen FIC 2020 Food Award den Hauptpreis als „Bestes Produkt“ abräumen. Die Jury überzeugte vor allem der Geschmack der alkoholfreien Gin-Alternative. Durchaus bemerkenswert ist auch das Destillationsverfahren, das an die Parfumherstellung angelehnt ist. Das spielt aber bei „Die Höhle der Löwen“ keine große Rolle, hier geht es vor allem um das Geschmackserlebnis. Experte dafür ist Nils Glagau. Bei einer Blindverkostung von drei Gin Tonics – zwei mit echten Gin, einer mit Laori – erkennt er ziemlich schnell die „Fälschung“.
Ist das jetzt ein gutes oder schlechtes Zeichen? Eher ein schlechtes, denn die Urteile sind insgesamt wenig schmeichelhaft. Manchen schmeckt es, anderen nicht, aber alle sind sich einig: Mit richtigem Gin Tonic hat das wenig zu tun. Pur sei Laori sogar ungenießbar. Dafür ist er auch nicht gemacht, doch für das Stella Strüfing und Christian Zimmermann, die überzeugt davon sind, besonders nah am Original zu sein, ist die Resonanz trotzdem ziemlich ernüchternd. Auch der Verkaufspreis von 24,90 Euro stößt den Löwen unangenehm auf. Nach diesem Auftritt ohne Happy End wäre vielleicht ein echter Schnaps angesagt.
SmartQ aus Zeuthen
Wenn es eine Sorte von Gründern gibt, die ganz entspannt in „Die Höhle der Löwen“ gehen können, dann sind es Handwerker mit langer Berufserfahrung. Die haben eigentlich immer etwas erfunden, das Ralf Dümmel massenhaft in Baumärkten verkaufen kann. Bildet Michael Heide da etwa eine Ausnahme? Dümmel schreibt auffällig lange in seinem Notizbuch herum und hält sich ansonsten zurück. Am Produkt kann es eigentlich nicht liegen. SmartQ ist eine Tapezierbürste, die in alle Ritzen und Ecken kommt, gut in der Hand liegt und in die Zollstocktasche einer Handwerkerhose passt. Sogar ein Patent gibt es.
Am Gründer kann es erst recht nicht liegen. Der hat zehn Jahre Arbeit und 120.000 Euro in die Entwicklung seiner Bürste gesteckt und dafür auf ein eigenes Haus verzichtet. Alle Löwen sind begeistert von seiner Vielseitigkeit und seiner Bodenständigkeit. Um die zu belohnen, würde Dagmar Wöhrl den Deal für 40.000 Euro und 15 % machen, auch wenn sie selbst nicht an ihren Erfolg glaubt. Etwas selbstbewusster ist da schon Nils Glagau, der sich als der neue „Mister Regal“ anpreist. Am Ende haben aber beide keine Chance, denn natürlich lässt sich der echte Mister Regal SmartQ nicht entgehen.