Höhle der Löwen: ein „verrückter Erfinder“ und kinderleichtes Backen
Premiere bei „Die Höhle der Löwen“: Alle fünf Investoren stiegen beim eBall ein, der wie ein Fortbewegungsmittel aus einem Science Fiction-Film aussieht. Dazu gab es Männer mit und ohne Bärten, Kinder, Hunde und eine backende Familie, bei der es gedümmelt hat.
Der verrückte Erfinder gehört zum Stammpersonal in Hollywoodfilmen, und einer der populärsten Vertreter dieser Spezies ist Doc Brown aus dem Klassiker „Zurück in die Zukunft“. Der scheint das Vorbild zu sein von Uli Sambeth. Optisch allemal, erkennbar am weißen Arbeitskittel und der auf die Stirn geschobenen Schutzbrille. Aber auch seine Erfindung hätte prima in die Science Fiction-Komödie gepasst. Der eBall ist ein Fortbewegungsmittel, das auf einer Kugel rollt und sich durch Verlagerung des Körpergewichts steuern lässt. Sambeths Sohn (auch im Doc Brown-Look), der als erster damit ins Studio rollt, beherrscht das schon perfekt. Frank Thelen, ein passionierter Skateboarder, kommt mit dem Gefährt auf Anhieb nicht klar, Jochen Schweizer macht es besser.
Einig sind sich alle Löwen, dass das Gerät, das bisher nur als selbstgebastelter Prototyp existiert, ein Knaller ist. Trotzdem will zuerst niemand investieren. Dann jedoch entschließen sie sich zu einer Maßnahme, die es in der Geschichte der Höhle der Löwen noch nicht gegeben hat. Alle fünf steigen beim eBall ein, geben insgesamt 500.000 Euro und bekommen jeder 10 % Unternehmensanteile. Man darf gespannt sein, wie lange diese Konstruktion hält; noch scheint sie zu stehen.
Der moderne Mann trägt nicht nur Bart, er pflegt ihn auch – darauf setzen die drei Jungs von GØLD‘S (gesprochen mit „ö“). Deshalb haben sie in der heimischen Küche ein Bartöl zusammengerührt und wollen das jetzt an den Mann bringen. Die Bartmuffel Ralf Dümmel, Carsten Maschmeyer und Frank Thelen sind da ziemlich schnell raus. Bartträger Jochen Schweizer könnte besser passen. Ihn stört allerdings, dass die Gründer, nachdem gerade mal 1.600 Flaschen verkauft wurden, schon über weitere Produkte nachdenken. Ein solche „Verwässerung“ will er nicht mitmachen. Bleibt Judith Williams, die das Trio schon am Anfang favorisiert hatte. Sie mag das Produkt, sieht allerdings keinen großen Markt dafür – raus. Zumindest die Hoffnung auf ein Löweninvestment wurde an diesem Abend gründlich rasiert.
Deutlich besser lief es vor einigen Wochen bei Ankerkraut. In einem Einspielfilm ist zu sehen, wie Frank Thelen die neue Produktionshalle besucht und mit dem Gründerpaar Anne und Stefan Lemcke in den großen REWE-Markt in Altona geht, wo die Gewürze prominent präsentiert werden. Schon jetzt ist ein Jahresumsatz von fünf Millionen Euro erreicht. Gratulation!
In Zeiten von Internet und Smartphone hat man von vielen Freunden zwar alle möglichen Kontaktdaten, aber oftmals nicht die Postadresse. Wie verschicke ich dann an eine solche Person ein Geschenkpaket zum Geburtstag? Mit JOIDY, hoffen die beiden Gründer Philippe Singer (in Hamburg aufgewachsen) und Timo Müller aus Berlin. Der Beschenkte bekommt über eine App eine persönliche Botschaft und muss nur noch seine Adresse angeben. Geschenke, die direkt über das Internet als Downloads vertrieben werden, bekommt er natürlich sofort. Könnte das etwas für Frank Thelen sein, wie das Duo hofft und ihn deshalb in seinem Pitch zum Musterempfänger gemacht hat? Der äußert sich widersprüchlich. Erst sagt er: „Ihr werdet Geld verdienen ohne Ende.“ Dann aber bemängelt er, dass die Gründer noch keine belastbaren Zahlen haben, und steigt aus.
Jochen Schweizer dagegen könnte die Lösung sein, meint er. Geschenke gehörten zu seinem Geschäftsmodell, und er schlägt folgenden Deal vor: Für 25,1 % Unternehmensanteile will er 200.000 Euro geben, davon die Hälfte als Wandelanleihe, soll heißen: Im Erfolgsfall bekommt er diesen Betrag wieder zurück oder weitere Anteile. Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht. Oder gar nicht, denn auf dieses Angebot gehen die Gründer nicht ein.
Ziemlich kompliziert wird es auch bei Zzysh. Dabei ist das Wiederverschlusssystem für Sekt- und Weinflaschen sowie Frischwaren eigentlich ganz praktisch. Champagner bleibt dadurch viele Tage prickelnd, und Nahrungsmittel halten wesentlich länger. Problem 1: Die Grundausstattung ist schon ziemlich teuer, und die Kartuschen, die je nach Einsatzbereich manchmal nur fünf Anwendungen überstehen, sind es erst recht. Problem 2: Dem Gründer Manfred Jüni (Lieblingswort: „Korrekt!“) aus der Schweiz gehören nur 20 % des Unternehmens. Problem 3: Gewünscht sind eine Million Euro für 10 %, die Umsätze liegen bisher aber bestenfalls im fünfstelligen Bereich. Das sind alles keine vertretbaren Voraussetzungen für einen Deal. „Da zischt er ab“, kalauert Judith Williams zum Abschied.
Ab wie eine Rakete zischt dagegen Glasello, wie ein weiterer Einspielfilm zeigt. Kaum hatte Ralf Dümmel investiert, ging es auch schon nach China, um die Produktion anzukurbeln. Mittlerweile sind über eine Million Stück von dem Desinfektionsstift im Handel. Als nächstes steht die Welteroberung auf dem Plan, denn Hypochonder und Keimphobiker gibt es überall.
Erinnert sich noch jemand an Oscar & Trudie? Das Bio-Hundefutter bekam letzte Woche zwar viel Lob, aber kein Investment. Ähnlich erging es jetzt Thomas Löbke und seinem Nahrungsergänzungsmittel Nutriday. Ohne das Lob. Nautriday ist ein rein pflanzliches Pulver, das Hundehalter dem Standardfressi hinzufügen sollen, damit der vierbeinige Liebling eine gesunde Ernährung bekommt. „Mein Hund frisst am liebsten frisches Fleisch“, kommentiert Jochen Schweizer und ist von dem Mehrwert des Produkts überhaupt nicht überzeugt. Den anderen Löwen geht das genau so. Judith Williams kann noch loswerden, dass sie gerade an wahrhaft revolutionären Nahrungsergänzungsmitteln tüftelt (für Menschen, nehmen wir an), dann ist diese Episode beendet.
Schon steht der sechste und letzte Pitch auf der Tagesordnung, und noch immer hat es nicht gedümmelt. Kann das sein? Will es die Regie, dass der Serieninvestor heute ganz ohne Deal bleibt? Natürlich nicht, zumal jetzt eine sympathische Familie die Höhle der Löwen betritt, die man nur schwersten Herzens mit leeren Händen wieder nach Hause schicken könnte. Mitgebracht haben Mutter, Vater und Sohn Wenz die Kinderleichte Becherküche. Die enthält Rezepte für Backwaren und farbige Messbecher, in der Größe passend für alle benötigten Zutaten. Damit können Kinder schon ab vier Jahren eigenständig Backmischungen anrühren, wie Sohn Larik im Studio demonstriert. Selbst für erwachsene Backlegastheniker ist das keine schlechte Idee. Ralf Dümmel gibt sich zwar hin- und hergerissen, dann aber natürlich ein Angebot ab (200.000 Euro für 30 %), und die neunte Folge der dritten Staffel von „Die Höhle der Löwen“ bekommt ihr Happy End.
Bild ganz oben: Judith Williams, Carsten Maschmeyer und Ralf Dümmel (Foto: VOX / Bernd-Michael Maurer)
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