In der Höhle der Löwen ging’s wieder um die Wurst
Limonade gegen Mundgeruch, ein Stift für den Kampf gegen Keime an Getränken und eine unkaputtbare Sonnenbrille – es gab wieder ein buntes Programm in der fünften Folge von „Die Höhle der Löwen“. Und vielleicht haben wir auch die mediale Geburtsstunde eines ganz speziellen Seriengründers erlebt.
Bevor Jan Plewinski und Roman Will den Löwenkäfig betreten, essen sie schnell einen Döner mit extra Knoblauchsoße – Mundgeruch garantiert. Jan trinkt danach noch eine Flasche Papa Türk, Roman nicht. Das hat Methode, denn angeblich verhindert ihre Limonade, die jede Menge Chlorophyll enthält, den fiesen Odem, der nach dem Genuss orientalischer Speisen zwangsläufig entsteht. Ralf Dümmel macht den Test bei den Bremer Gründern und kann bestätigen: Bei Roman müffelt es bedenklich, während bei Jan höchstens ein Hauch Minze in der Luft liegt.
Papa Dümmel steigt bei Papa Türk ein
„Einer der intelligentesten Ansätze, den ich jemals gesehen habe“, lobt Frank Thelen, hat dabei aber keine Vision und ist raus. Judith Williams steht nicht zu 100 % dahinter, Jochen Schweizer ist die Aufmachung zu trendig und will die in fünf Jahren nicht mehr sehen und dem notorischen Knoblauchliebhaber Carsten Maschmeyer passt der Sprudel (auch als grüne Cola und mit Shisha-Geeschmack) nicht ins Portfolio. Papa Dümmel dagegen ist positiv angehaucht, hat Bock und bietet 400.000 Euro für 30 %. Fairer Deal, Haken hinter.
Ein Lätzchen, das je nach Größe des Kindes und der Situation, in der es getragen wird, zugleich auch Tischset, Ganzkörperdecke oder Schürze sein kann, ist der LaLatz. Dessen Erfinderin Eva Schrader hat als Mutter von vier Kindern reichlich Erfahrung mit dem schmutzintensiven Essgebaren der lieben Kleinen und bei ihrem Produkt scheinbar an alles gedacht. Oder doch nicht? Dass erste Tests der männlichen Löwen nicht perfekt verlaufen, mag noch dran liegen, dass die nicht zur Kernzielgruppe gehören.
Problematischer schon, dass Eva zwar eine Bewertung von einer Million aufruft, jedoch mit den Umsätzen bisher nur kleckert und nicht klotzt. Und als sie behauptet, sie habe für ihren LaLatz ein Patent, kann aber nur nichtssagende Dokumente vorzeigen (die richtigen sollen beim Ehemann auf dem Schreibtisch liegen), sind das insgesamt zu viele Schwachpunkte, die die Löwen vor den Latz geknallt bekommen. Kein Deal.
„Das Böse ist immer und überall“, wusste schon die Erste Allgemeine Verunsicherung. Zumindest für böse Keime an Trinkgläsern und Getränkedosen können José Luis Llorens Garcia und Stevan Sokola von Glasello das bestätigen. Um dieser unsichtbaren Gefahr den Garaus zu machen, haben die beiden einen Desinfektionsstift entwickelt. Einmal damit um die Ränder gewischt, 20 Sekunden warten, und schon kann sich auch der ärgste Hypochonder ungehemmt dem Trinkgenuss hingeben.
Glasello ist umstritten in der Höhle der Löwen
„Absolut überflüssig“, findet Jochen Schweizer, der übrigens eine Erlebnisplattform betreibt und keinem Abenteuer aus dem Weg geht. Frank Thelen dagegen desinfiziert gern, hält aber die Usability für eine Katastrophe, auf Deutsch: Das funktioniert so nicht. Zwei Löwen sehen das anders. Ralf Dümmel will für 125.000 Euro 30 % Firmenanteile, Judith Williams sogar nur 25,1 %. Die beiden Gründer beraten sich, und in der Hoffnung, bald an jeder Supermarktkasse mit ihrem Glasello platziert zu sein, lassen sie es dümmeln.
Helfen Diäten dauerhaft abzunehmen, und wenn ja, welche? Zu dieser Frage haben fünf beliebige Experten in der Regel mindestens sieben Meinungen. Die Medizinstudenten Mareike Awe und Marc Reinbach aus Düsseldorf kommen mit einer achten zu den Löwen und wollen für ihr Programm intueat 150.000 Euro gegen 10 % Unternehmensanteile. Ihr Ansatz: Der Körper weiß intuitiv, wann, was und wie viel er essen muss, wir müssen uns nur dazu bringen, wieder auf das Unterbewusstsein zu hören.
Damit dieses nicht dazu aufruft, dreimal am Tag Sahnetorte und Kartoffelchips zu verputzen, bietet intueat zwölfwöchige Kurse für einige hundert Euro an. Carsten Maschmeyer gefällt die Überzeugungskraft des Gründerduos, ist aber schon beim Konkurrenten BodyChange investiert und daher raus. Jochen Schweizer fällt zu der Idee der Begriff „Achtsamkeit“ ein (und dass er Erlebnisse verkauft) und wäre bei 33 % dabei. Das ist Mareike und Marc zu viel, sie wollen höchstens 20 % abgeben, und so kommt es zu keiner Einigung.
In der berühmt-berüchtigten Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ gibt es mit Menderes einen Kandidaten, der sich in jeder Folge aufs Neue bewirbt und regelmäßig wegen Talentlosigkeit rausfliegt. Züchtet sich „Die Höhle der Löwen“ jetzt seinen eigenen Menderes heran? Im letzten Jahr verblüffte Marvin Kruse mit seinem Onlineshop Pfotenheld. Der Clou: alle Hunde- und Katzenprodukte dort waren komplett kostenlos, Geld verdienen wollte Marvin nur über die Versandkosten. Kam nicht so gut an.
Dieses Jahr nun versucht der Gründer, der auch schon als Schlagersänger nicht wirklich erfolgreich war, mit Brad Brat die Gunst der Löwen zu gewinnen. Und die Chancen sind deutlich besser dieses Mal: Seine Bratwurst, die sich in große, gut zu grillende Scheiben schneiden lässt, ist originell und schmeckt. Geld verdienen will er auch damit, allerdings nicht genug, um die Investoren mitreißen zu können. „Das Thema Marge ist mega nervig“, findet Marvin, und wir sind gespannt, ob er sein Wurstgeschäft durchzieht oder nächstes Jahr mit einer ganz neuen Idee um die Ecke kommt – als Seriengründer und Serienmaskottchen zugleich.
„Kein Löwe ist keine Option“, gibt der Österreicher Christoph Egger die Marschrichtung vor, und das wirkt gar nicht so überheblich, wenn man sieht, dass er mit seiner Sonnenbrille gloryfy in seiner Heimat schon Millionenumsätze gemacht hat. Nicht mit irgendeiner Sonnenbrille, sondern einer, die praktisch unzerstörbar ist. Selbst den Druck von 1,5 Tonnen, den eine im Studio aufgebaute Presse erzeugt, hält sie Stand. „Ich habe wenige Produkte in der Höhle der Löwen gesehen, die mich so beeindruckt haben“, lobt Frank Thelen die Erfindung, in der sieben Jahre Entwicklungsarbeit stecken. Und fragt bald darauf: „Irgendwas stimmt bei Dir nicht. Was ist los?“
gloryfy könnte richtig groß werden
Anlass für das Misstrauen: In den letzten drei Jahren stagnierte der Jahresumsatz bei jeweils drei Millionen Euro, bei einem so spektakulären Artikel ziemlich verwunderlich. Christoph kann es auch nicht ganz erklären, führt die marktbeherrschende Stellung von Luxottica als Grund an. Tatsächlich steckt das italienische Unternehmen hinter fast allen bekannten Sonnenbrillenmarken. Dagegen anstinken wird schwer; Frank Thelen und Carsten Maschmeyer wollen es trotzdem versuchen und bieten 500.000 Euro für 20 %. Christoph handelt sie noch auf 750.000 Euro hoch, und dann steht ein Deal, der, wenn er denn wirklich funktioniert, tatsächlich den Brillenmarkt weltweit aufmischen könnte.
Foto ganz oben: VOX / Stefan Gregorowius
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