Höhle der Löwen: Rohr frei für Folge 2
„Die Höhle der Löwen“ ist schon als Fernsehshow ziemlich unterhaltsam, aber noch mehr Freude machen oft die live abgegebenen Kommentare auf Twitter. Deshalb fassen wir heute nicht nur die Höhepunkte der zweiten Folge zusammen, sondern haben auch einige der besten Tweets eingesammelt. Und als Kirsche auf den Kuchen gibt es noch ein ein paar Originaltöne vom temperamentvollen Tüftler Karl-Heinz Bilz. Viel Spaß!
Regelmäßige Leser von Hamburg Startups werden sich erinnern: Schon auf der Pressekonferenz im Juli präsentierten die Macher von „Die Höhle der Löwen“ eine der potenziell größten Erfolgsgeschichten der aktuellen Staffel. Erstmalig wurde ein Kandidat von allen fünf Investoren umworben. Der ehemalige Zahntechniker Dinko Jurcevic aus Köln hat mit Blufixx einen Klebstoff entwickelt, der sich sekundenschnell mit blauem LED-Licht verhärten lässt und auch Teile wieder zusammenklebt, bei denen die Bruchkanten nicht mehr exakt aufeinander passen.
Zusammenfassung: Suche Freunde. Biete blauen Zauberstift. #DHDL
— Herr Pascal (@bloggdoch) August 30, 2016
„Das habe ich schonmal irgendwo gesehen“, meint Judith Williams. „Ja natürlich, das verkaufe ich schon seit vier Jahren“, entgegnet Dinko. Er hat bereits 4,1 Millionen Euro Umsatz gemacht und will jetzt den nächsten Schritt gehen. Den traut er sich allein nicht zu. „Ich brauche jemandem zum Reden, und wenn’s der Kühlschrank ist.“ Ein oder zwei Löwen wären natürlich besser, und die lassen sich auch nicht bitten. Frank Thelen verbündet sich mit Judith Williams, Ralf Dümmel mit Jochen Schweizer, doch letztlich bekommt Carsten Maschmeyer den Zuschlag – 300.000 Euro für 10 %.
„The Revolution Will Not Be Televised“ ist der Titel eines zu einem geflügelten Wort gewordenen Gedichts von Gil-Scott Heron. Die Wurst-Revolution schon, oder zumindest das, was die Gründer von Grillido dafür halten. Manuel Stöffler und Michael Ziegler kennen sich praktisch schon aus dem Kinderwagen und produzieren Würste. die mit 5 % Fettanteil auskommen. Dafür packen sie umso mehr Gewürze rein. Über 30 Geschmacksvarianten haben sie schon zusammengewurstet, besonders stolz sind sie auf die Fitness-Landjäger mit extra hohem Eiweißanteil.
Frank ist voll die beleidigte Leberwurst- ohne 50% Eiweiß-Anteil #DHDL
— Marzl (@der_marzl) August 30, 2016
Namhafte Kunden haben sie auch schon, jedenfalls fast, mündliche Zusagen zumindest. So ganz überzeugend klingt das nicht. Frank Thelen hat trotzdem Bock. Er bietet 100.000 Euro und will dafür 20 %. Reaktion? Erstmal keine. Frank wird langsam mucksch, als die Grillido-Boys die anderen Löwen abklappern und eine Absage nach der anderen kassieren. Dann steigt auch er aus. Werden die beiden versuchen, ihn wieder zurückzugewinnen? Nö, sie fühlen sich mit ihrem Unternehmen unterbewertet, da ist ihnen ein Deal zu diesen Konditionen eben wurscht.
Hochzeiten sind oft tränenreiche Veranstaltungen, bei denen den Beteiligten gern mal die Gefühle durchgehen. So gesehen ist Jennifer Browarcyk mit ihrem Startup Foreverly genau in der richtigen Branche. Als sie den Löwenkäfig betritt, ist ihr die Nervosität überdeutlich anzumerken. Dabei ist ihre Geschäftsidee gar nicht zum Heulen. Geheiratet wird schließlich immer. Zwar nicht mehr so viel wie früher, dafür immer aufwändiger. Da sollte es doch möglich sein, sich mit einem Marktplatz für die Hochzeitsplanung ein schönes Stück von der Torte abzuschneiden.
Wenn es darauf hinaus läuft, das man nicht bekommt was man will.. Einfach anfangen zu weinen.
Funktioniert seit dem 4. Lebensjahr! #DHDL
— Naupe_Rimmersatt (@PatSnowpaw) August 30, 2016
Finden auch die Löwen, doch die Sache hat einen Haken: Jennifer gehören nur noch 27 % an Foreverly, die Mehrheit halten insgesamt acht Investoren. Das schreckt natürlich ab, und als die Löwen der Reihe nach aussteigen, fangen bei ihr die Tränen an zu fließen. Doch da zur jeder Hochzeitsgeschichte ein Happy End gehört, kommt plötzlich der edle Ritter in Gestalt von Jochen Schweizer um die Ecke. „Sie gefallen mir, weil sie Energie haben“, schmeichelt er, „und innere Haltung.“ Nüchterner ausgedrückt: Er bietet 150.000 Euro für 10 % und die Aussicht auf ein Management-Beteiligungsprogramm. Gleich fließen die nächsten Tränen, nun aber aus Freude.
„Ich muss ruhig bleiben, auch wenn mein Gegenüber Quatsch redet.“ So lautet das Fazit von einem der Kanzler-Zwillinge am Ende ihres Pitches, und es ist nicht anzunehmen, das es sich dabei um Selbstkritik handelt. Es ist ja auch kaum zu begreifen, dass keiner der Löwen bei ihrem Kampf gegen böse, Kinder vergiftende Plastikflaschen einsteigen will. Wirksamste Waffe in diesem Kampf könnte die Twin Bottle sein. Das ist eine Glasflasche, die mit Kork gepolstert nicht zerbrechen kann – Scherben sind schließlich auch nicht gut für Kinder.
Nennt mich krass, aber ich hab schon mit 17 aus Gasflaschen getrunken. #DHDL
— Rebecca ? (@_undeadtyrell) August 30, 2016
Die Löwen wollen die Schreckensgeschichte von der gemeingefährlichen Plastikflasche nicht so recht glauben und finden an den selbst zusammengedrömmelten Prototypen – real produziert wird bis heute nicht – keinen großen Gefallen. 35 Euro soll das Teil mal kosten? Wir sind raus! Aber was macht der edle Ritter? Jochen Schweizer findet ein paar erbauliche Worte und ist dann auch raus. Denis und Matthieu Kanzler sind trotzdem ruhig geblieben.
„Der Grünkohl und ich“ – klingt wie der Titel eines mittellustigen Films mit Christian Ulmen oder so – also eher mittel. Kale & Me klingt schon besser, obwohl das am Ende auch nichts anderes bedeutet. Warum gerade der Grünkohl zum Namensgeber des Hamburger Startups erkoren wurde, wird nicht ganz klar, denn das Gründertrio mixt Säfte aus allen möglichen Obst- und Gemüsesorten. Der Clou: Die Zutaten werden kalt gepresst, dadurch bleiben alle wertvollen Vitamine und Nährstoffe erhalten.
Diese Saftflaschen sind viel zu gefährlich für Kinder. Warum hat noch niemand eine sichere Variante erfunden – z.B. mit Kork? #DHDL
— emshapro (@emshapro) August 30, 2016
Judith Williams, als Vegetarierin bei Grillido noch nicht so in ihrem Element, ist rettungslos begeistert. Sie fühle sich nach Genuss der Säfte wie eine Zwölfjährige, und überhaupt könnten Säfte das Leben verändern. Beim Gründertrio vermisst sie dagegen die Leidenschaft und mag in das Unternehmen nicht einsteigen. Die übrigen Löwen auch nicht; „Säfte gibt es wie Sand am Meer“, meinen sie, und Carsten Maschmeyer findet den Verkaufspreis von 4,50 Euro „ganz schön saftig.“ Food-Frank löscht seinen Durst lieber mit Smoothies von Little Lunch (kann man ja ruhig mal erwähnen). Kein Deal also, aber ein Saftladen ist Kale & Me dennoch nicht.
Deutschland – Land der Ideen. Dieser Name einer Standortinitiative klingt wie eine Floskel, doch Männer wie Karl-Heinz Bilz erfüllen ihn mit Leben. Der 60-jährige Sanitär- und Heizungsmeister ist in jeder Beziehung ein Gegenentwurf zum Berliner Startup-Hipster und ein schönes Beispiel für den den guten alten Erfindergeist, der immer noch die Wirtschaft voranbringt. Zehn Patente hat er schon angemeldet, noch mehr Erfindungen gemacht, und heute hat er die Abfluss-Fee dabei. Die lässt sich in jedes Waschbecken einführen und verhindert, dass sich Haare, Seifenreste und was auch immer zu einer schleimigen Masse verklumpen und den Abfluss verstopfen. Dafür sorgt ein Duftstein, der auch noch gut riechen soll.
Zack! Gedümmelt! @voxdhdl #DHDL
— Sascha Metz (@metzometz) August 30, 2016
„Hier stimmt alles!“, ist sich Karl-Heinz sicher. Die Löwen sind sich da nicht so sicher, sie suchen nach einem Gründer, der sich auf eine Sache konzentriert und nicht jeden Tag mit einer neuen Idee aufwacht. Karl-Heinz kontert mit dem kaum zu widerlegenden Argument, das die fünf Vorzeigeunternehmer auch alle mehrere Projekte am Laufen hätten. „Und mir wollt Ihr unterstellen, dass ich das nicht kann? Das ist ja wohl ein Witz!“ Und überhaupt: „Sie entscheiden nicht, ob das Produkt auf den Markt kommt, das haben andere entschieden!“ Einmal richtig in Schwung, würgt er Jochen Schweizer, der zu einer umständlichen Absage ansetzt, ab: „Kürzen wir’s ab: Sie sind auch raus, danke!“
Mit Karl-Heinz Bilz und Ralf Dümmel haben sich die Richtigen gefunden
Bleibt am Ende nur Ralf Dümmel übrig, der mit seinem Unternehmen DS Produkte prädestiniert ist für Erfindungen wie die Abfluss-Fee. Er sagt, er habe schon von einem schlechteren Produkt zur Abflussreinigung eine Million Stück verkauft und bietet 250.000 Euro für 35 %. Karl-Heinz zögert keine Sekunde, der Deal ist besiegelt. Seine neuen Geschäftspartner lobt Karl-Heinz Bilz im Gespräch mit Hamburg Startups in den höchsten Tönen: „Es ist sehr gut gelaufen. Ich bin von DS Produkte und Ralf Dümmel sehr überzeugt.“ Er habe schon mit anderen großen Firmen die Zusammenarbeit gesucht und nicht so positive Erfahrungen gemacht. „Hier habe ich einen guten Vertrag, werde gut betreut, werde gefragt, kann Einfluss nehmen. DS tut alles, um die Produkte und den Gründer voranzubringen. Mit Ralf Dümmel ist in der Höhle der Löwen der richtige Mann am richtigen Platz.“
Kein Wunder, dass Karl-Heinz für DS Produkte schon die nächsten Pläne hat. Seine Erfolgsgeschichte scheint mit der Abfluss-Fee gerade erst begonnen zu haben.
Foto ganz oben: VOX / Bernd-Michael Maurer
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