Höhle der Löwen: das Startup mit der 10-Euro-Bewertung
Gruselig ging es diesmal zu bei „Die Höhle der Löwen“, mit Masken aus Halstenbek. Aber auch knackig mit Chipsmischungen, flott mit Elektrorollern aus Kiel und sportlich mit Strickmützen und integrierten Kopfhörern. Eigentlich überflüssig zu erwähnen, das Ralf Dümmel auch diese Folge wieder dominiert hat.
Löwen mögen keine Zombies. Mit dieser Erkenntnis verlässt Dr. Steffen Oppermann den Löwenkäfig und bedauert, dass er das Augenmerk des Investorenquintetts nicht noch mehr auf die freundlicheren Tier- und Partymasken lenken konnte. Die hat er nämlich ebenso im Programm seines Startups Wizardo wie die gruseligeren Exemplare. Dazu Ork- und Elfenohren und viele andere Verkleidungsutensilien für Halloween und Karneval. Seit seiner Kindheit kreiert der Gynäkologe aus Halstenbek kurz vor Hamburg Masken und Applikationen aus Latex. Im Laufe der Jahre ist das Hobby immer mehr zum Beruf geworden. Die Löwen respektieren das, erfreuen sich aber lieber an schönen Dingen (oder was sie dafür halten) und wollen bei Wizardo nicht einsteigen.
Ralf dümmelt auch außerhalb der Höhle der Löwen
Persönlicher Geschmack ist für Ralf Dümmel nicht entscheidend, er interessiert sich für die Gründer und die Frage, ob sich Produkte verkaufen lassen. Also meldet sich seine Frirma DS Produkte ein paar Tage nach der Aufzeichnung noch einmal bei Steffen, wie er uns verraten hat. Es kommt zu konstruktiven Gesprächen, leider mit einem negativen Ergebnis. Aus zwei Gründen: Erstens ist das Geschäft zu saisonabhängig. Zweitens: Die gut 200 Produkte im Onlineshop lassen sich schwer gebündelt vermarkten. Vielleicht besteht irgendwann aber doch noch eine Chance, denn das essbare Kunstblut, dass Wizardo neu im Angebot hat, ist eine echte Innovation.
Löwen lieben Chips – für die freie Wildbahn ist das nicht belegt, aber für die in Fernsehstudios gehaltenen Exemplare gilt es auf jeden Fall. Daher rennen Ebru (Lebensmitteltechnikerin) und Erol (Investmentbanker) Kaynak mit ihrem Startup my CHIPSBOX bei den fünf Investoren offene Türen ein. Das Gründerpaar kombiniert klassische Bio-Kartoffelchips mit luftgetrocknetem Gemüse (Wirsing kommt besonders gut an) und verkauft die Mischung in einer Pappschachtel (in der dann doch wieder eine konventionelle Tüte steckt). Das gibt es in dieser Form auf dem hart umkämpften Snackmarkt noch nicht. Frank Thelen und Judith Williams glauben, damit ein gutes Geschäft machen zu können, und bieten 300.000 Euro für 25,1 % Unternehmensanteile. Ralf Dümmel kontert, indem er einfach das Einstiegsangebot von 200.000 Euro für 12,5 % übernimmt. Klar, dass er damit den Deal für sich sichert und Ebru und Erol zu einem türkischen Freudentänzchen inspiriert.
Zwischenspiel 1: My Beauty Light
Was brauche ich die Williams, wenn ich den Dümmel habe, heißt es auch in der ersten Rückschau des Abends (Okay, heißt es so natürlich nicht, aber es läuft darauf hinaus). Susi Armonies hatte für ihr Schminklicht My Beauty Light ursprünglich zwei Löwen gewinnen können, doch Judith Williams stieg bei den Nachverhandlungen wieder aus. Mit der Hilfe von Ralf Dümmel und seinem Team konnte sie schon über drei Millionen Euro Umsatz realisieren, und das soll erst der Anfang sein.
Und da ist sie wieder, die liebenswerte Familie mit Vater, Mutter und Kind, heute mit einem ungewohnten Plottwist: Sie geht am Ende leer aus. Dabei wünscht sich Carsten Maschmeyer, es hätte die Produkte von Filii schon zu seiner Kindheit gegeben. Er musste nämlich immer schlechte Schuhe tragen und leidet noch heute darunter. Filii produziert Kinderschuhe, die ein Laufgefühl vermitteln, als ginge man barfuß. Das sei natürlich und gesund, behauptet das Gründerpaar Brigitte und Thorsten Weiß. Frank Thelen hält das für eine Glaubensfrage, die er nicht teilt. „Die großen Hersteller sind doch nicht bescheuert“, meint er, also die Hersteller mit den dicken Sohlen, und ist raus. Judith Williams ist das Unternehmen noch zu sehr am Anfang. Ralf Dümmel und Carsten Maschmeyer haben zu wenig Ahnung vom Schuhgeschäft. Bleibt Jochen Schweizer. Der findet die Barfußidee gut, möchte die Firma aber nicht irgendwann wieder verkaufen und steigt deshalb gar nicht erst ein. Investorenlogik.
Ein beliebter Streitpunkt in der Höhle der Löwen ist die Unternehmensbewertung. „Viiieeel zu hoch“, mäkeln sie meistens. Diese Diskussion vermeiden Jörn Jacobi und Tim Ascheberg mit einem Angebot, das es so auch noch nicht gegeben hat: So wollen nur einen Euro und bieten dafür 10 %. Unternehmenswert demnach: satte zehn Euro. Natürlich ist Scuddy in Wahrheit viel mehr wert, denn von dem zusammenfaltbaren Elektroroller, hergestellt in Kiel, wurden schon einige Exemplare verkauft. 2015 lag der Umsatz bei 350.000 Euro. Das klingt vielversprechend, sodass gleich drei Löwen ihre Hüte in die Manege werfen. Carsten Maschmeyer möchte 20 % Unternehmensanteile und bietet dafür seine Vertriebs-, Marketing- und Rechtskompetenz sowie Geld bei Bedarf. Ralf Dümmel und Jochen Schweizer wollen gleich 100.000 Euro locker machen und wollen dafür 25,1 %. Nach intensiver Beratung entscheiden sich die Gründer für das Doppelangebot.
Zwischenspiel 2: Lizza
Dass Deals auch ohne Dümmel möglich sind, daran erinnert die zweite Rückblende. Bei dem alternativen Pizzateig Lizza waren Frank Thelen und Carsten Maschmeyer eingestiegen. Was seitdem passiert ist: über 20.000 Bestellung innerhalb weniger Stunden, pro Tag bis zu 10.000 produzierte Teige, Lizza in Supermärkten gelistet, neue Produkte geplant.
Aus der Serie „Dinge, die die Welt eher nicht braucht“ heute: der Softeisroboter. Den hat der Schweizer Matthias Gehring entwickelt und ihm den Namen Marvel Boy gegeben. Wenn das mal keinen Ärger mit einem nicht ganz unbekannten Comicunternehmen gibt. Der Roboter, ursprünglich für die Produktion von Zahnrädern konzipiert, zapft eigenständig stinknormales Softeis, nachdem man seine Bestellung per Touchscreen eingegeben hat. Die Eingabemaske taugt schonmal nix, findet Frank Thelen, und weiß auch nicht, wie das Geschäft skalieren soll. Raus, ebenso wie die anderen Löwen, die nicht sehen, wie sich ein Investment rechnen könnte. Auch Jochen Schweizer nicht, der Marvel Boy als potenzielles „Eventmodul“ bezeichnet, aber vor den zu erwartenden Kosten für Reparatur und Wartung zurückschreckt.
Und zum Schluss aus der Serie „Dinge, die die Welt auch nicht unbedingt braucht, aber durchaus ihre Zielgruppe finden könnten“: Strickmützen mit integriertem Kopfhörern von earebel. Kann man schonmal tragen beim winterlichen Lauf durch die Botanik. Bereitwillig setzen die Löwen die Mützen auch im Fernsehstudio auf, und Carsten Maschmeyer freut sich, dass ihm seine Lieblingsband „Scorpions“ eingespielt wird. Weniger Freude bereiten dagegen die Zahlen. Jochen Schweizer bemerkt, dass es sich bei den Designern Manuel Reisbacher und Didi Hirsch um ein homogenes Gründerteam handelt. Klingt gut, ist aber nicht so gemeint, denn es fehlt das kaufmännische Know-how. Frank Thelen bekrittelt sogar das Design und prognostiziert einen Kabelbruch. Gemein, wo doch Manuels Mutter an dem Mützenprototyp mitgestrickt hat. Ralf Dümmel ist das alles wurscht, er bietet 125.000 Euro für 30 % und tütet den nächsten Deal ein.
Und das war schon die vorletzte Folge der aktuellen Staffel von „Die Höhle der Löwen“. Nächste Woche dann das Finale des großen Gedümmels.
Foto ganz oben links: VOX / Bernd-Michael Maurer
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