Höhle der Löwen: Dinge, die die Welt (nicht) braucht
Böse Zungen behaupten zuweilen, auf viele der bei „Die Höhle der Löwen“ vorgestellten Sachen habe die Welt nicht gerade gewartet. In der aktuellen Folge bezeichnet sogar einer der Investoren ein Produkt als das bisher überflüssigste der ganzen Serie. In unserer Zusammenfassung erfahrt ihr, wer das war und welche Ideen tatsächlich ein Chance auf dem Markt haben könnten.
prezit: ein Deal für die Tonne
prezit ist ein Abfalleimer mit Komprimierfunktion, der entsprechend „press it“ ausgesprochen werden sollte. Die Idee kam dem Gründer Alex Baechler, weil in seiner siebenköpfigen Familie der Mülleimer in der Küche ständig voll war. Alex kommt aus der Schweiz, wo die Müllbeutel gebührenpflichtig sind, weshalb es fast schon zum Volkssport geworden ist, den Abfall möglichst eng zu pressen. Per Hand ist das aber eine ziemlich mühsame und auch unappetitliche Angelegenheit. Bei prezit genügt ein entschlossener Tritt auf den Deckel, ein Arretiersystem sorgt dann dafür, dass der Kehricht gepresst bleibt, am besten über Nacht.
Die Löwen halten die Erfindung überwiegend für Müll: passt in die meisten Einbauküchen nicht rein, sieht hässlich aus, ist überhaupt nicht ihre Branche, zu teuer, zu wenig Umsatz. Ralf Dümmel widerspricht seinen Kollegen und findet die Idee super. Mit 125.000 Euro wäre er für 30 % Firmenanteile dabei. Das Ergebnis ist der erste Deal des Abends, der dann allerdings später doch nicht zustandekommt.
NERO Grillkohle kann die Löwen nicht entflammen
In gewisser Weise trägt prezit zur Müllreduzierung bei (zumindest beim Volumen) und damit zum Umweltschutz. Der steht bei NERO noch viel mehr im Fokus, denn dieses Startup hat die erste Bio-Grillkohle auf den Markt gebracht. Normalerweise wird Grillkohle aus Tropenholz hergestellt, eine fahrlässige Verschwendung bei einem Produkt, das einfach nur verfeuert wird. NERO dagegen verwendet heimische Resthölzer aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern und produziert bei der Herstellung sogar Strom.
Die Löwen sind davon allerdings weniger beeindruckt als von den Gründern Jakob Hemmers und Aaron Armah erhofft. Ihr Argument: Besser als Bio-Grillkohle ist, auf Holzkohle ganz zu verzichten. Nun hat NERO noch andere Produkte rund ums Grillen im Angebot, beispielsweise Gewürze und Soßen. Die munden durchaus, allerdings stellt sich jetzt die Frage, auf welches der doch recht unterschiedlichen Geschäftsfelder sich NERO konzentrieren wolle. Das erscheint den Löwen alles zu unsortiert und zu nischig, weshalb es für die Kohle keine Kohle gibt.
VEGDOG macht Hunde zu Veganern
Wer bei Wikipedia unter dem Stichwort „Hund“ nachschaut, wird dort im Abschnitt über die Ernährung auf den Begriff „Allesfresser“ stoßen. Selbst Wölfe haben nicht nur Fleisch auf dem Speisezettel, aber ein Hund als Veganer? Ja, das gibt es! Nelson ist so einer, er verzichtet wegen einer Futtermittelunverträglichkeit seit sieben Jahren auf alle tierischen Nahrungsmittel. Sein Frauchen hatte irgendwann keine Lust mehr, sein Fressi mühsam zuzubereiten, und entwickelte mit Valerie Hansen und Lisa Walther das vegane Hundefutter VEGDOG.
In diesen Dreierteam sind betriebswirtschaftliche und tiermedizinische Kompetenz vereint, was bei den Löwen schonmal gut ankommt. Die Umsätze – 100.000 Euro in 2017, für 2018 sind auch nur 160.000 geplant – überzeugen dagegen weniger. Der Durchschnittshund will anscheinend auf sein Fleisch doch nicht ganz verzichten. Die Tierfreundin Dagmar Wöhrl macht trotzdem ein Angebot und will für 150.000 Euro 20 %. Nach Rücksprache mit ihrem Business Angel stimmen die Gründerinnen dem Deal zu.
Calimoto kriegt die Kurve nicht
Normale Navigationssysteme sorgen dafür, das ihre Nutzer so schnell und einfach wie möglich von A nach B kommen. Für den gemeinen Autofahrer mag das die beste Lösung sein, doch passionierte Motorradfahrer haben oft andere Prioritäten. Sie bevorzugen möglichst spektakuläre Strecken mit vielen Kurven, in die sie sich legen können. Für solche Zeitgenossen haben Luca Osten, Sebastian Dambeck und Hans-Joachim Allenfort die App Calimoto entwickelt. Die findet zuverlässig die kurvenreichsten Strecken, was ihr im deutschsprachigen Raum schon die Marktführerschaft beschert hat, zugegeben bei überschaubarer Konkurrenz.
Leider ist unter den Löwen keiner, der die Leidenschaft der Gründer für Motorräder teilt. Außerdem ist ihnen die Bewertung bei dem Wunschergebnis von 650.000 Euro für 10 % und einem Umsatz von 450.000 Euro in 2017 viel zu hoch. Lediglich Frank Thelen findet die Bewertung vertretbar. Da ein Freund von ihm bei einem Motorradunfall beinahe ums Leben gekommen war, kann er der Idee von Calimoto aber auch nichts abgewinnen. Bei den drei Bikern ist die Enttäuschung groß, sie hatten sich deutlich mehr ausgerechnet.
Wer braucht LAZYS?
So, ziehen wir mal ein kleines Zwischenfazit: Welches der bisher vorgestellten Produkte ist eine echte Bereicherung und ein sicherer Hit? So richtig keines, oder? Bei LAZYS sieht das aber jetzt ganz anders aus, davon sind die Macher Marcus Maaßen und Jens Willecke überzeugt. Ihre Erfindung müsse eigentlich jeder Skifahrer haben wollen. Wer versucht, mit klobigen, unflexiblen Skischuhen zu gehen, bewegt sich dabei unweigerlich wie ein eingerosteter Robocop. Mit den Plastikaufsätzen von LAZYS sollen sich Skischuhe quasi in Turnschuhe verwandeln, was den Geh- und Stehkomfort angeht.
Zuerst Ralf Dümmel und dann Georg Kofler, der immerhin eine Skilehrerausbildung hinter sich gebracht hat, machen den Praxistest. Ihr Ergebnis: Der Unterschied ist unwesentlich, mit geöffneten Schuhen geht es sich ebenso gut. Bei einer Marktrecherche mit dann doch 80 Befragten unter suboptimalen Umständen sollen 85 % Kaufbereitschaft signalisiert haben. Die Dealbereitschaft liegt heute dagegen bei 0 %. Kofler spricht sogar vom überflüssigsten Produkt, das ihm bisher in der Show untergekommen sei. So weit können die Wahrnehmungen auseinanderliegen.
aspUraclip kann durchatmen
Wenn sich Löwen freiwillig am Nasenring durch die Manege führen lassen, ist das ein gutes Zeichen. Ralf Dümmel nimmt den aspUraclip (in der Sendung heißt er noch Aspira Clip) sogar während des gesamten Pitches nicht mehr aus der Nase. Dabei ist der Clip natürlich kein Ring, sondern ein „Mini-Inhalator to go“. So preisen ihn zumindest die Gründer Wolfgang Kleiner und Vinh-Nghi (sprich „Winnie“) Tiet an, die in seine Entwicklung schon satte 1,3 Millionen Euro gesteckt und dafür eine eigene Produktionsstätte aufgebaut haben. Der aspUraclip ist ein kleiner, nasengerechter Silikonschlauch, der sich mit ätherischen Ölen gegen Erkältungen und zur Entspannung befüllen lässt, aber auch mit beliebigen anderen Wirkstoffen. Die Wirksamkeit hält bei sorgfältiger Verpackung nach dem Erstgebrauch bis zu drei Wochen an.
Die vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten der patentierten und als Medizinprodukt zugelassenen Erfindung begeistern die Löwen. Carsten Maschmeyer und Ralf Dümmel schließen sich zusammen und bieten 600.000 Euro für 30 %. Das lehnen die Gründer ab, mehr als 15 % wollten sie eigentlich nicht weggeben. Bei verbesserten Angebot von 25 % und zusätzlichen 400.000 Euro Working Capital können sie dann aber nicht mehr nein sagen. Ob den Clip tatsächlich die Welt braucht, vielleicht sogar so sehr wie die Einwegspritze, mit der Gründer Kleiner ihn vergleicht? Das wird sich noch zeigen, für heute stehen hier die Chancen zumindest am besten.
Beitragsbild: MG RTL D / Bernd-Michael Maurer