Höhle der Löwen: Der letzte Deal des Jahres geht nach Hamburg
In der letzten Folge von „Die Höhle der Löwen“ vor der Winterpause gab es ein Wiedersehen mit einem alten Bekannten. Hyconnect, Gewinner beim Reeperbahn Startup Pitch, begeisterte auch bei seinem TV-Auftritt und sorgte für eine Premiere. Worum es dabei ging und wie yucona, AHO.BIO, NUI Cosmetics und Twentyless abschnitten, erfahrt ihr in unserer Zusammenfassung.
yucona filtert Deal heraus
Plastik begegnet einem fast überall, so auch in Filtern, die für die Aufbereitung von Leitungswasser verwendet werden. Knackpunkt sind hier die Kartuschen, Einwegartikel, die regelmäßig im Müll landen. Richard Birich hat nun unter dem Namen yucona (Abkürzung für „your connection to nature“) eine wiederverwendbare Wasserfilterkartusche entwickelt, die er zusammen mit seiner Cousine Inga Plochow präsentiert. Zuerst fällt den Löwen auf, dass das Logo schwer zu lesen ist, aber das ist inzwischen korrigiert. Schwerwiegender ist da schon ein bisher fehlender Test, ob und wie der Filter tatsächlich alle Schadstoffe zurückhält. Ralf Dümmel, zu dessen größten Hits der Wassermaxx zählt, kennt sich in dem Geschäft aus und kriegt das schon geregelt, möchte aber ein besseres Angebot als die zunächst genannten 250.000 Euro für 20 %. Da lassen sich die beiden nicht lumpen und kommen mit 45 % aus ihrer Beratung zurück. Dümmel reichen auch 35 %, die restlichen 10 % überlässt er Inga, der bisher nur 5 % am Unternehmen gehören. Der Deal geht also klar, aufgrund eines Produktionsfehlers ist die Kartusche aber noch nicht erhältlich.
AHO.BIO schmeckt den Löwen nicht
Jannis Birth und Alexander Wies können tolle Geschichten erzählen. Wie sie zwei Jahre auf einer Insel in einem See in Lateinamerika gelebt und dort Landwirtschaft und ein Hostel betrieben haben. Wie Jannis auf ein uraltes Rezept für ein Flachbrot aus Getreidesprossen gestoßen ist. Dass sie jetzt Teil einer Wohngemeinschaft mitten im Wald sind. Da könnte man ihnen wahrscheinlich stundenlang zuhören, aber leider haben sie auch noch etwas mitgebracht. Das besagte Flachbrot nämlich, das auch als Chipsalternative taugen und ein europäisches Superfood sein soll. Und ein „Nahrungsmittel, das Deutschland verändern wird“, so die reichlich optimistische Selbsteinschätzung. 4,90 Euro kostet eine Tüte von AHO.BIO, für 100 g ist das nicht gerade billig. Drei Sorten gibt es – Natur, Curry und Pizza. Und wie schmeckt es den Löwen? Irgendwo zwischen „gar nicht“ und „überhaupt nicht“. Am erträglichsten scheint noch die Curry-Variante zu sein, doch für einen Deal reicht das hinten und vorne nicht.
NUI Cosmetics will nicht ohne Deal aus der Höhle
„Ohne Deal gehe ich heute nicht raus“, kündigt Swantje von Uehm vor ihrem Pitch an. Anzubieten hat sie nicht nur ein einzelnes Produkt, sondern gleich eine ganze Marke – Marken haben sie schließlich schon immer interessiert. NUI Cosmetics bietet Naturkosmetik gleich in 13 Kategorien. Alles vegan, hier muss keine Schildlaus für roten Lippenstift sterben. Das ist noch lange kein Alleinstellungsmerkmal, stellt Judith Williams fest. Die hat offensichtlich eine Menge mit der Gründerin zu besprechen, viel mehr, als im Fernsehen zu sehen ist. Das ist zumindest aus den genervt-gelangweilten Reaktionen von Nils Glagau und Georg Kofler zu schließen. Die Herren klinken sich zwischendurch aus, später auch Dagmar Wöhrl und Ralf Dümmel. Ihnen allen sind die Produkte nicht innovativ und unverwechselbar genug. Als Argument bleibt tatsächlich nur die Marke NUI, die stylischer daherkommt als übliche Naturkosmetik. Williams reicht das, sie bietet 250.000 Euro für 40 % und bekommt den Deal.
Twentyless gibt 25 %
Die Themen Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein ziehen sich wie ein roter Faden durch die Sendung, auch beim nächsten Pitch. Die Zukunft seiner Kinder im Blick, suchte Eike Meyer nach einem Produktbereich, in dem sich noch Plastik einsparen ließe, und stieß dabei auf Reinigungsmittel. Die werden fast ausschließlich in Plastikflaschen verkauft und sind schnell verbraucht. Seine Lösung: Konzentrate in Glasflaschen. So ein Konzentrat soll so ergiebig sein wie 20 Flaschen mit handelsüblichen Mitteln, daher der Name Twentyless. Bei den Löwen kömmt das Konzept eher mittelmäßig an, sie sehen außer in der Glasflasche keine Alleinstellungsmerkmale. Dagmar Wöhrl könnte sich das Produkt immerhin gut in ihrer Hotelkette vorststellen. Der Gründer glaubt dagegen an den großen Markt der Endverbraucher. Da hat er naturgemäß Ralf Dümmel an seiner Seite. Bei 70.000 Euro für 25 % gibt es nicht viel zu überlegen, der Deal sitzt.
HYCONNECT verbindet sich mit zwei Löwen
Der letzte Pitch dieses Herbstes ist zugleich einer der ungewöhnlichsten überhaupt, und das gleich aus mehreren Gründen. Hier geht es nicht um ein Produkt, das am nächsten Morgen in 10.000 Regalen steht oder in einem App-Store. FAUSST, so heißt die Erfindung, ist überhaupt nicht für die übliche VOX-Kundschaft gedacht, sondern für Branchen, in denen Leichtbau eine Rolle spielt, beispielsweise beim Schiffs- oder Automobilbau. Fans von Hamburg Startups dürften das Startup Hyconnect und sein Gründer Dr. Lars Molter bekannt vorkommen. Wir haben schon im vergangenen Jahr ausführlich über das Verfahren, Bauteile aus Stahl und faserverstärkten Kunststoffen zu verweben statt zu kleben, ausführlich berichtet. Diese technische Innovation hat auch beim Reeperbahn Startup Pitch für Furore gesorgt und Hyconnect den Heimsieg beschert.
Auch die Löwen sind beeindruckt. Der Markt ist gewaltig, allein in Europa bringt in der Produktion verwendeter Klebstoff 1,6 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr. Leichtbau sorgt zudem für geringeren Energie- und Kraftstoffverbrauch und trägt so seinen Teil zum Klimaschutz bei. Ein Thema für Carsten Maschmeyer und Nico Rosberg, die sich ausführlich beraten und mit folgendem Angebot aufwarten: 250.000 Euro sofort, 250.000 Euro bei Erteilung eines entscheidenden Zertifikats und das alles für 24,9 %. Lars wollte eigentlich nur 12,5 % abgeben, also beginnt eine zähe Verhandlung, die bei 17,5 % glücklich endet. Das ist auf den allerletzten Drücker tatsächlich der allererste Deal mit Nico Rosberg.
Fotos: TVNOW / Bernd-Michael Maurer