Höhle der Löwen: abgeschleppte Gründer und eine Limo namens Helga
Eine Dealquote von 80 %, ein weiteres Investment scheiterte an einer ganz speziellen Fünf-Prozent-Hürde – das ist die Bilanz der zweiten Folge der neuen Staffel von „Die Höhle der Löwen“. Wir haben wieder fleißig geguckt und die Höhepunkte mitgeschrieben.
Fußball zieht immer
Fußballmetaphern und Ausflüge ins Sportreporterdeutsch finden sich immer wieder Politik, Wirtschaft und überall sonst, wo sie eigentlich nicht hingehören. In die Höhle der Löwen auch nicht, doch bei Teamwallet wollen wir mal ein Auge zudrücken, auch wenn die Manschaftsrituale vor dem Betreten des Studios schon arg aufgesetzt wirken. Immerhin hat Teamwallet ein passendes Produkt entwickelt, nämlich eine App für die digitale Mannschaftskasse inklusive Bezahlfunktion.
Es geht also um die Abrechnung von kleineren Beträgen unter Freunden und Kollegen. Dafür gibt es schon eine Menge anderer Anbieter, allerdings nicht mit diesem speziellen Sportfokus. Immerhin haben sich schon über 3.000 Teams registriert. Die Löwen überzeugt das nicht und steigen der Reihe nach aus. Michael Schweizer, der sich als der Investor innerhalb der Teamwallet-Truppe bezeichnet, will das nicht so hinnehmen, und tatsächlich gelingt es ihm, Frank Thelen noch in einen Deal hineinzuquatschen: 75.000 Euro für 30 %. Das wird natürlich erst mit einem Selfie und dann mit einem Fußballritual gefeiert.
Wenn einem das eigene Startup eigentlich gar nicht gehört
Augen auf bei der Unternehmensgründung, sonst steht man hinterher mit einem verschwindend geringen Anteil an seinem Startup und ohne Deal da. Aber der Reihe nach. Dass Jenny Fischer eine Vorliebe für Tätowierungen hat, ist nicht zu übersehen. Um die 50 mögen es sein, so genau weiß sie es gar nicht. Auf jeden Fall müssen die Körperverzierungen gut gepflegt werden, und darum gibt es jetzt TattooMed, die Pflegeserie für die tätowierte Haut.
Bei den Löwen ist damit kein Cent zu verdienen. Beim Schönheitschirurgen soll der eine oder andere schon vorbeigeschaut haben, beim Tätowierer definitiv nicht. Daran scheitert der Deal aber letztlich nicht, sondern an der Tatsache, dass Jenny nur 5 % ihres Unternehmens gehören, ihrem Geschäftspartner Janusz Hermann, den die Sache gar nicht so interessiert, jedoch um die 51 %. War den beiden bisher gar nicht als Problem aufgefallen…
Erfolgreiche und geplatzte Deals von früher
Aber auch ein in der Sendung besiegelter Deal bedeutet noch nicht zwingend ein Happy End. Deutlich machte das der Rückblick auf die Geschichte von eBall. In der vorigen Staffel konnte das kuriose Fortbewegungsmittel gleich alle fünf Löwen für sich gewinnen – Rekord! Leider steckt das Projekt wegen drohender Verstöße gegen Patentrechte zurzeit in einer Sackgasse. Deutlich besser läuft es bei Little Lunch. Das Suppenstartup legte in den letzten zwei Jahren einen atemberaubenden Aufstieg hin, über den VOX immer wieder gern berichtet. Und auch LIMBERRY entwickelt sich prächtig. Was sich bei dem Trachtenlabel tut, hat uns Gründerin Sibilla Kawala im Interview verraten.
Fluxen mit dem Bernoulli-Effekt
Zurück in die Gegenwart der vierten Staffel. Die macht das auf eine physikalische Lehrstunde eher unvorbereitete Publikum mit dem Bernoulli-Effekt bekannt. Dabei geht es um Strömungen von Gasen und Flüssigkeiten, die allerlei Konsequenzen haben können, von der Stimmbildung beim Menschen bis zur Kollision von parallel fahrenden Schiffen. Spielt hier alles keine Rolle, denn der Fluxbag nutzt den Effekt zum Aufpumpen von Luftmatratzen und ähnlichen Strandutensilien. Einfach in einen großen, blauen Beutel gepustet, und der füllt sich flugs mit Luft, die dann in die Aufblasobjekte umgeleitet werden kann.
Das geht tatsächlich ratzfatz, viel schneller als mit Lungenkraft (Carsten Maschmeyer versucht es so im Vergleichstest) oder per Fußpumpe, die Dagmar Wöhrl bedient. Der Fluxbag ist ein Produkt wie geschaffen für Ralf Dümmel, obwohl er ahnt, dass es mit dem Gründerduo kompliziert werden könnte. „Wollt ihr überhaupt einen Deal?“, fragt er. Einer Gründer, Jens Thiel, war ganz am Anfang an dem Preisvergleichsportal idealo beteiligt, stieg dort zu früh aus und fiel bald danach in ein tiefes persönliches Loch, wie er zugibt. Soviel Ehrlichkeit wird mit 130.000 Euro für 25 % belohnt, aber Thiels Schlussworte deuten auf ordentlich Konfliktpotenzial hin. Dümmel habe groß getönt, „der muss was tun für sein Geld jetzt.“ Na dann, viel Spaß!
Erst abgeschleppt und dann gegründet
Normalerweise lernen sich Gründer an der Uni kennen, oder sogar schon in der Schule. Santosh Staschdeva und Frank Heck brachte eine Autopanne zusammen. Der eine war mit seinem Wagen liegen geblieben und musste ewig auf den anderen vom Abschleppdienst warten. Der ADAC und andere Automobilclubs bieten oft nicht die erhoffte schnelle Hilfe, also entwickelten Staschdeva und Heck zusammen MySchleppApp und konnten dafür inzwischen schon über 500 Partnerbetriebe gewinnen, die im Pannenfall über die App zur Verfügung stehen.
Judith Williams ist schon häufiger abgeschleppt worden, weil sie zu tanken vergessen hat, möchte aber trotzdem nicht investieren. Ganz im Gegensatz zu Frank Thelen und Carsten Maschmeyer, die sowohl zusammen als gegeneinander um die Gunst des Schlepper-Teams buhlen. Beide bieten jeweils getrennt 125.000 Euro für 25 % Firmenanteile und als Duo 150.000 für 40 %. Den Zuschlag bekommt allein Maschmeyer, der schon am Chaffeurdienst Blacklane beteiligt ist und überhaupt der Autobranche näher als man denkt.
Renate, Anneliese, Ute und Ralf für Helga
So, die Sendung nähert sich dem Ende, und erst ein Dümmel-Deal und noch gar nichts aus der Abteilung Essen & Trinken? Das kann doch nicht so bleiben! Tut es auch nicht, denn jetzt kommt Helga. Genauer gesagt, es kommen drei Gründerinnen aus Österreich, die allerdings Renate, Anneliese und Ute heißen, und nicht Helga, denn das ist der Name ihres Erfrischungsgetränks. Das basiert auf der Chlorella-Alge, die eine „healthy algae“ ist. Algen gelten als ein Nahrungsmittel der Zukunft, das in der Gegenwart noch recht teuer ist: Die Flasche Helga kostet 2,89 Euro, eine Tüte Algenpulver zum Backen und Mixen stolze 18,50 Euro.
Und wie schmeckt die grüne Limonade überhaupt? Besucher unseres Food Innovation Camps konnten sich schon im Juli überzeugen: gar nicht schlecht, und überhaupt nicht fischig. Dagmar Wöhrl findet’s „sehr gesund“ (also nicht so toll), Judith Williams „lecker“. Von seiner Mutter weiß Ralf Dümmel, wie gesund Algen sind (viel Vitamin B12, wenige Kalorien usw.), und er will mit 375.000 Euro für 23 % dabei sein. Da muss das Gründerinnentrio nicht lange überlegen und freut sich schon auf den deutschen Markt, der zehnmal so groß ist wie der österreichische. „Zehn Helgas statt einer“, resümiert Renate Steger. Man muss kein Optimist sein, um vorherzusagen, dass es wohl noch ein paar mehr werden.
Beitragsbild: MG RTL D / Bernd-Michael Maurer
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