Hamburger Food-Startups erobern „Die Höhle der Löwen“
In der letzten Folge der vierten Staffel von „Die Höhle der Löwen“ trumpften Hamburger Startups ganz groß auf. Sowohl CHEF.ONE als auch Tastillery konnten einen Deal abschließen. Wie es danach tatsächlich weiterging und was sonst noch passiert ist, verraten wir in unserem großen Nachbericht.
Talentcube kann zwischen zwei Bewerbern wählen
Was bei den Löwen gilt, gilt auch imBerufsleben: Viele Bewerbungsgespräche könnten schon nach wenigen Minuten vorbei sein, weil mindestens eine der Parteien merkt: Das wird nichts mit uns. Der Termin erweist sich also schnell als reine Zeitverschwendung. Das Startup Talentcube hat eine App entwickelt, über die Bewerber in Smartphone-Videos drei Fragen beantworten können. Das bietet den Personalverantwortlichen einen ersten Eindruck und ermöglicht eine zielgerichtete Vorauswahl. Eine gute Idee, findet Frank Thelen, und bietet 400.000 Euro für 35 %. Carsten Maschmeyer geht runter auf 33,3 %, Thelen zieht nach. Am Ende überzeugt Maschmeyers Netzwerk die drei Gründer mehr.
Dümmel schnappt sich den Fenster-Schnapper
Der typische Dümmel-Deal darf natürlich auch nicht fehlen in der letzten Folge dieser Staffel. Alle notwendigen Zutaten sind da: ein nicht mehr ganz junger, dafür umso clevererer Erfinder; eine praktische Erfindung, die sich überall verkaufen lässt, und ein entsprechend großes Marktpotenzial. Detlev Sommer heißt der Tüftler, Fenster-Schnapper seine Erfindung und zur Zielgruppe gehören alle, die ihre Fenster gegen Einbruch sichern wollen. Zumindest Carsten Maschmeyer kommt nicht mehr rein, das beweist ein Test im Studio. Da das Angebot von 50.000 Euro für 20 % zudem auch noch äußerst investorenfreundlich ist, ist der Deal praktisch unvermeidbar. Dagmar Wöhrl würde ihn annehmen, den Zuschlag aber bekommt erwartungsgemäß Ralf Dümmel.
Pitch von trackle trägt keine Früchte
trackle ist ein Sensor, der die Körpertemperatur einer Frau misst und daran festmacht, ob sie schwanger werden kann. Getragen wird er wie ein Tampon, kontrolliert über eine App. Das ist in Kurzform die Beschreibung, die Katrin Reuter und Maxim Loick von ihrem Medizinprodukt abgeben. „Ein Schritt in die richtige Richtung“, urteilen die Löwen, halten trackle aber noch nicht reif für ein Investement. Ein Problem: Das Gerät ist zum Zeitpunkt der Aufzeichnung noch nicht am Markt und wurde erst bei zehn Frauen getestet. Frank Thelen muss sich zudem erstmal den Fruchtbarkeitszyklus der Frau erklären lassen, für den Techie ist das alles zu viel Biologie. Kein Deal.
CHEF.ONE macht den Löwen Appetit
Jetzt aber zur einer weiteren Erfolgsgeschichte eines Hamburger Food-Startups. Was CHEF.ONE macht, haben wir schon vor gut eineinhalb Jahren in einem Beitrag über die ersten Schritte des Unternehmens erzählt. Social Dining nennt sich das Konzept, bei dem sich zuvor fremde Menschen in einer Privatwohnung treffen und vom Gastgeber bekocht werden. Mit dieser Idee lösen Erdal Alim und Philipp Benseler vor allem bei Judith Williams Begeisterung aus. Die Umsätze sind zwar noch nicht berauschend – 1.500 Euro im Jahr 2016, 3.000 Euro im 1. Quartal 2017 -, aber Plattformen seien potenziell ein Billion-Dollar-Business, erklärt Frank Thelen. Zusammen mit Judith, die noch nie in ein Digitalprodukt investiert hat, bietet er 150.000 Euro für 25 %. Damit sind die Wunschlöwen von CHEF.ONE vereint und der Deal geschlossen. Später wird er allerdings wieder aufgelöst; wie es dazu kam und weitere Details zum Auftritt hier in unserem Interview mit Philipp.
I LOCK IT schließt nicht ab
Nach dem Fenster-Schnapper setzt auch I LOCK IT auf das Sicherheitsbedürfnis der Zuschauer. Hier geht es um ein Fahrradschloss, das sich automatisch öffnet und schließt, wenn das Smartphone des Besitzers in die Nähe kommt beziehungsweise sich vom Fahrrad entfernt. Die drei Erfinder, allesamt Ingenieure, präsentieren ihre Erfindung mit sehr gedämpfter Begeisterung. Das sind nicht unbedingt die Typen, mit denen ein Investor durch dick und dünn gehen möchte. Als Frank Thelen eine Speichenstellung findet, die das Schließen des Geräts verhindert, ist er endgültig raus. Am Ende bleibt nur Ralf Dümmel, der ein solches Produkt eigentlich groß machen könnte. Die hohen Herstellungskosten von 30 Euro schrecken ihn aber ab, sodass auch er kein Angebot abgibt.
Bei Tastillery bleibt es in der Familie
Und dann ist es tatsächlich soweit: Der allerletzte Pitch der allerletzten Folge der vierten Staffel von“Die Höhle der Löwen“ steht an. Da darf man sich ruhig ein Schnäpschen können, natürlich vom Hamburger Startup Tastillery, das wir hier schon ausführlich vorgestellt haben. Für Judith Williams gibt es sogar die ersten hochprozentigen Spirituosen ihres Lebens. Entsprechend aufgekratzt ist sie nach zwei wönzigen Schlock Gin; sie kommt aus dem Lachen kaum noch heraus. Carsten Maschmeyer beichtet, dass er mit 14 seinen ersten Gin getrunken hat und seitdem Hochprozentiges meidet. Die Stimmung ist also gut, doch nach und nach steigen alle Löwen aus. Übrig bleibt einzig Dagmar Wöhrl. Die ist bekanntlich Familienunternehmerin, und da die Gründer Waldemar und Andreas Wegelin Cousins sind, passt das doch perfekt – 100.000 Euro für 20 %, der Deal sitzt!
Oder jedenfalls fast, denn am Ende kommen die Wegelins und die Wöhrls doch nicht ganz zusammen. Dabei ist das Verhältnis gut, Dagmar Wöhrls Ehemann Hans Rudolf bezeichnet Tastillery sogar als den coolsten Deal, den seine Frau je an Land gezogen hat. Bis heute gibt es viel Beratung und Unterstützung, beispielsweise sollen die Probierboxen in den Dormero-Hotels der Wöhrls verkauft werden. Letztlich waren aber die Vorstellungen über die Entwicklung von Tastillery zu unterschiedlich, um die Vereinbarung in allen Punkten umzusetzen.
Das war es also mit den Löwen, aber nur dieses Jahr. Die nächste Staffel ist bereits in Vorbereitung, wieder mit dem bewährten Investorenrudel. Dann wird auch Georg Kofler wieder dabei sein, der schon in dieser Saison Judith Williams zweimal vertreten hat und zukünftig noch häufiger ihren Platz einnehmen wird. Wer am Ende auch immer den Deal macht, wir freuen uns auf jeden Fall schon jetzt auf neue löwenstarke Ideen in 2018!
Beitragsbild: die alte und neue Löwenriege (Foto: MG RTL D / Bernd-Michael Maurer)
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