HEUREKA 2016 – neue Stars und zukünftige Einhörner
Heureka – das kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet soviel wie „Ich habe es gefunden!“. Den Weg nach Berlin gefunden hat das Team von Hamburg Startups anlässlich der HEUREKA-Konferenz am 7. Juni in der Alten Münze. Was da so los war – wir liefern ein paar Impressionen.
Als Hamburger sucht man in der vermeintlich übermächtigen Startup-Metropole Berlin ja gern nach Beweisen, dass auch die Hansestadt regelmäßig erfolgreiche Unternehmen hervorbringt. Mission gleich zu Beginn erfüllt: In den Kühlschränken mit den Erfrischungsgetränken dominieren zumindest am Vormittag ChariTea und Lemonaid. Schnell eine Flasche geschnappt und rein in Saal 1, wo Mark Hoffmann, Managing Director der Vertical Media GmbH und Gastgeber der HEUREKA, die Begrüßungsworte spricht.
Knapp 1.000 Teilnehmer sind angemeldet und rund 60 Speaker angekündigt; einer von ihnen ist Torsten Oelke, Executive Chairman von CUBE. Das ist ein brandneues globales Startup-Ökosystem mit der Zentrale in Berlin, das auf der HEUREKA erstmals öffentlich vorgestellt wird. Ziel ist es mal wieder, Startups und große Konzerne zusammenzubringen. DAX-Unternehmen wie Bayer und Volkswagen gehören bereits zu den Unterstützern, es fängt also gut an.
1 Million Preisgeld für das beste Startup
Noch besser: Es gibt einen weltweiten Wettbewerb, bei dem das Gewinnerteam 1.000.000 Euro Preisgeld einsacken kann, einfach so, ohne Anteile abgeben zu müssen. Startups können sich ab sofort bewerben, brauchen aber eine ordentliche Portion Geduld, denn die Entscheidung fällt erst im Mai 2017, während der Cube Tech Fair in Berlin. Ob sich bis dahin Oelkes Vision erfüllt hat? „So wie der Eiffelturm einst die erste Industrielle Revolution repräsentierte, soll CUBE zum Repräsentanten der vierten Industriellen Revolution werden.“
Eine ganz große Zukunft wird allerorten auch Fintechs vorhergesagt, da kommt die auf der HEUREKA gestellte Frage, ob sie überhaupt jemals den Massenmarkt erreichen werden, durchaus erfrischend und aktuell, wie beispielsweise die Turbulenzen um gekündigte Konten bei Number26 zeigen. In der Gesprächsrunde wird deutlich, dass längst nicht alle Fintechs die Masse ansprechen wollen, attraktive Nischen können viel erfolgversprechender sein. Die Erkenntnis der Stunde: Deutschland ist wegen seiner ausufernden Regularien das New York für Fintechs. „Wer es hier schafft, schafft es überall.“
digitalisierte Medizin und die Zukunft der Medien
Als eine Gewinnerin unserer Ticketverlosung ist Inge Heumann, eine der Gründerinnen des Suchportals für alternative Medizin healinda, in Berlin. Sie interessiert sich natürlich besonders für das das Panel zum Thema „Milliardenmarkt Gesundheit“ (In Wahrheit heißt das anders, denn die Vorträge sind alle auf Englisch). Ihre drei wichtigsten Erkenntnisse:
- Telemedizin wird immer wichtiger
- Prävention in Verbindung mit Lifestyle ist ein erfolgversprechendes Konzept
- Die Digitalisierung der Medizin rückt den Patienten wieder mehr in den Mittelpunkt
Die HEUREKA läuft prima, aber wenn es um Großveranstaltungen geht, ist Philipp Westermeyer mit seinen Online Marketing Rockstars in Hamburg kaum zu schlagen. In Berlin diskutiert er mit über die Zukunft der Medien, von der manche Spötter sagen, sie sei leider schon Vergangenheit, und dass die hochgelobte App Pocket, mit der man Texte und Videos zusammenstellen kann, im Publikum kaum einer kennt, macht auch nicht wirklich Mut. Aber selbst wenn klassische Medien und Medienwebseiten weiter an Bedeutung verlieren sollten, die Nachfrage nach Content wird bleiben und noch steigen, dafür sorgen schon Facebook und Co., die hochwertige Posts in naher Zukunft sogar bezahlen könnten.
Da schmeckt das Mittagessen, zubereitet von diversen Food-Startups, doch gleich doppelt so gut, zumal es sich im sonnendurchfluteten Innenhof der Alten Münze verzehren lässt, während irgendwo in Hamburg gerade ein Tornado sein Unwesen treibt. Manchmal ist es in Berlin tatsächlich besser. So denken vermutlich auch die Kollegen von deutsche startups, denen kürzlich ein Plüscheinhorn zugelaufen ist, das sie jetzt überall auf der HEUREKA herumzeigen, um für es einen Namen zu finden. Wir meinen ja, mit unserem Vorschlag „Der Sven“ ganz weit vorn zu liegen; man wird sehen.
Neue Einhörner braucht das Land
Stichwort Einhörner: Sehen wird man auch, ob die vier Startups, die als potentielle „Unicorns of 2016“ vorgestellt werden, diesem Anspruch erfüllen und demnächst eine Milliardenbewertung erreichen können. Movinga war da schon auf einem guten Weg, allerdings ermittelt gerade die Staatsanwaltschaft wegen Urkundenfälschung gegen das Umzugs-Startup. Besser läufts bei Celonis; auf der HEUREKA erzählt Mitgründer Alexander Rinke noch vom Bootstrapping und wie er mit vermeintlich hochqualifizierten Vertrieblern so gar keinen Umsatz gemacht hat, am nächsten Tag kommt die Meldung, dass US-Investoren mit 27,5 Millionen US-Dollar bei dem Softwareanbieter dabei sind.
Prominente Investoren, unter anderem Rocket Internet, hat auch das Handwerkerportal Homebell an Bord. Tipp vom Gründer Felix Swoboda: Finger weg von Beratern der Kategorie McKinsey, im Zweifelsfall hat die unternehmensnahe Putzfrau die bessere Idee. Hoch gehandelt werden die Hardwarespezialisten von Senic, die es schon 2013 in das Accelerator-Programm des Y Combinator im Silicon Valley geschafft hatten. Sie wollen jetzt in Serie gehen mit ihrer Mulifunktionsfernbedienung für das Smart Home. Bei schlauen Fernbedienungen denken wir natürlich an Vion und Junggründer Finn Plotz. Der gilt bei der HEUREKA noch nicht als Einhornkandidat, ist aber als Aussteller dabei und auf einem guten Weg.
Wenn die Konferenz einen Star hat, dann ist es Pamela Reif. Viele Leser mögen diesen Namen noch nie gehört haben, aber mit 2,2 Millionen Fans auf Instagram gehört sie zu den wichtigsten Influencern Deutschlands. Ihre Fans: zu 80 % weiblich, hauptsächlich zwischen 16 und 25 Jahre alt, 60 % in Deutschland, aber auch in Russland, den USA und vielen anderen Ländern. Ihre Themen: Fitness, Beauty, Fashion. Ob sie mit ihrem auf Äußerlichkeiten konzentrierten Konzept ein Vorbild für junge Mädchen sein sollte, darüber kann man diskutieren. Fakt ist, dass sie sich auf der HEUREKA als kluge Geschäftsfrau präsentiert, die sich selbst zur Marke gemacht hat und das in ein paar Jahren für eigene Produktlinien nutzen will.
Pamela Reif ist für viele also schon eine Berühmtheit, Ralf Dümmel ist auf dem besten Weg dorthin, wie Hamburg Startups bereits im Februar prognostiziert hat. Mit 28 Jahren Geschäfsterfahrung auf dem Buckel steht er jetzt vor dem Durchbruch zum Fernsehstar, denn er wird in der dritten Staffel der Erfolgsshow „Die Höhle der Löwen“ zum Investorenquintett gehören. Auf der HEUREKA erklärt er, dass er sich besonders für Produkte zum Anfassen interessiert, für glaubwürdige Stories und Menschen natürlich auch, und er verspricht jede Menge Deals. Hamburg Startups wird das ganz genau verfolgen ab Ende August, also dranbleiben!
Beim finalen Pitch überzeugt eine Ladestation für Dronen
Wer bei der HEUREKA drangeblieben ist, kann sich zum Abschluss noch einen Pitchwettbewerb anschauen. Am Nachmittag nahmen 10 Investoren 20 Startups unter die Lupe, die besten drei dürfen sich jetzt auf der großen Bühne vorstellen. Dabei sind lengoo, eine Plattform für Übersetzungen, und der Lebensmittellieferservice Fliit. Zum Sieger erklärt die Jury, bestehend aus Ralf Dümmel und den VCs Monique Woodard und Filip Dames, Skysense, das mit einer Ladestation für Dronen und Kunden wie der NASA überzeugt.
Und das wars dann für heute, die Bühne gehört für ein letztes Bild dem Organisationsteam, dessen Größe mal wieder verdeutlicht, wieviel Arbeit und sicher auch Herzblut in solch einer Veranstaltung stecken. Wir bedanken uns für die Gastfreundschaft und sehen uns hoffentlich nächstes Jahr in Berlin wieder.
Alle Fotos: Chris Marxen / www.Headshots-Berlin.de
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