HempConnect – mit Hanf vielfältig für den Klimaschutz
Hanf ist eine vielseitig verwendbare Pflanze – das hat sich mittlerweile in einigen Branchen herumgesprochen. Das Startup HempConnect hat ein besonders ausgeklügeltes Geschäftsmodell entwickelt, bei dem Hanf unter anderem für die Lebensmittelindustrie genutzt wird und bei der Bindung von CO2 hilft.
„Irgendwas mit Hanf“ – das war die noch etwas vage Anfangsidee von HempConnect, dem Startup von Nando Knodel und Tim Künzel. 2019 hatten die beiden sich schlau gemacht, ob im Alten Land schon Hanf angebaut wurde. Das war nicht der Fall, aber zwei landwirtschaftliche Betriebe konnten sie dazu bewegen, es auf insgesamt fünf Hektar zumindest mal zu versuchen. Daraufhin hatten die Gründer zwar einen schönen Vorrat an Hanf, aber noch keinen konkreten Plan, was damit anzufangen sei.
Auf Umwegen zum heutigen Geschäftsmodell
Die erste Idee war der Aufbau einer Handelsplattform, doch die hatte nicht lange Bestand. Wie wäre es stattdessen mit einer Software, die die Ökobilanz von Hanfprodukten analysiert? So etwas gab es noch nicht. Leider war auch die Nachfrage nicht besonders groß. So war die Startphase von HempConnect durchaus geprägt von Erfahrungen der Kategorie „Versuch und Irrtum“, ermöglichte Nando und Tim aber auch, sich ein profundes Wissen rund um die auch unter dem Namen Cannabis bekannte Nutzpflanze anzueignen.
So lernten sie die Pyrolyse kennen, ein Verfahren, bei dem beispielsweise pflanzliche Biomasse bei hohen Temperaturen und unter weitgehenden Ausschluss von Sauerstoff in höherwertige Produkte verwandelt werden kann. Dazu gehört Pflanzenkohle als Düngemittel, und Hanfstroh ist für diesen Prozess besonders gut geeignet. Außerdem liefert die Cannabispflanze noch besonders proteinhaltige Samen, die für die Lebensmittelherstellung von wachsender Bedeutung sind. Schließlich geht der Trend hin zu Alternativen zu tierischen Proteinen.
Damit wären wir schon bei zwei der vier Geschäftsideen, die HempConnect vereint. Der Verkauf von Hanfsamen und -kohle stellt dabei noch die unspektakulärere Hälfte dar. Richtig interessant wird es, wenn das Startup aktuelle Themen wie CO2-Reduzierung und Energieversorgung ins Spiel bringen kann. Durch die Pyrolyse wird nämlich Wärme frei, die für die Beheizung von Haushalten geeignet ist. Und die Pflanzenkohle bindet nicht nur CO2, sie hilft als Dünger auch dabei, neue Pflanzen zum Wachsen zu bringen, die wiederum CO2 in Sauerstoff umwandeln.
HempConnect setzt vor allem auf Zertifikatehandel
Ein Baustein bei dem Versuch, den Klimawandel abzubremsen, ist der Handel mit CO2-Zertifikaten. Der ist nun das vierte Standbein von HempConnect. Was genau das Startup erreichen kann, zeigt eine Modellrechnung für ein erstes Projekt mit einer Anbaufläche von 600 Hektar. Dort wächst Hanf, der
- den jährlicher Proteinbedarf von 8.000 Erwachsenen deckt.
- bis zu eine Tonne Pflanzenkohle pro Hektar hervorbringt.
- dezentrale Wärme-Energie für 140 Haushalte pro Jahrliefert.
- über 1.000 Tonnen CO2 für mehr als 100 Jahre bindet. Dieser Effekt lässt sich über marktfähige Zertifikate monetarisieren.
Die Effekte für den Klimaschutz sind also ebenso vielfältig wie die potenziellen Einnahmequellen. Bisher macht HempConnnect allerdings noch keine Umsätze und ist auf Förderungen wie durch die Hamburger IFB Innovationsstarter GmbH angewiesen. Ein wesentlicher Kostenfaktor sind die Pyrolyseanlagen. Die sind bei einer Größe, die etwa zwei Containern entspricht, zwar relativ kompakt und daher vielerorts schnell einsetzbar. Die Kosten liegen dennoch bei mindestens 800.000 Euro.
2023 soll es losgehen
Der Plan ist es, das erste Projekt so wasserdicht zu organisieren, dass ein Vorverkauf von Zertifikaten sichere Einnahmen bietet. Nachfrage sei bereits reichlich vorhanden, heißt es bei HempConnect. Zudem laufen Gespräche mit Abnehmern für die Hanfsamen und Kommunen, die an dem Energiekonzept interessiert sind. Weitere Förderprogramme auf EU- und Bundesebene könnten zusätzlichen Schub bringen. Und natürlich wären Investoren mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit hochwillkommen.
In wenigen Monaten soll das Projekt auf so festen Beinen stehen, dass der Start im kommenden Jahr möglich ist. Am Hanf selbst wird es zumindest nicht scheitern. Der ist genügsam, sparsam im Wasserverbrauch, durch Schädlinge nicht so leicht zu stoppen und schnell im Wuchs. Ein hervorragender Verbündeter im Kampf gegen den Klimawandel also.
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Foto: HempConnect