HAUSGOLD bringt Immobilienverkäufer und Makler zusammen
Mit seiner Plattform für den Verkauf von Immobilien schließt das Hamburger Proptech-Startup HAUSGOLD eine Marktlücke. Mit starken Investoren im Rücken und einem zukunftsträchtigen Geschäftsmodell sollte es auch die Corona-Krise gut überstehen.
Als der Hamburger Sebastian Wagner sein BWL-Studium begann, schwebte ihm noch eine Karriere als Steuerberater oder ähnliches vor. Dann dämmerte ihm, dass es noch aufregendere Alternativen gab, und gründete mit einem Schulfreund zwei E-Commerce-Unternehmen. Nach erfolgreichem Exit suchte er nach einem neuen Betätigungsfeld und beschäftigte sich eingehend mit der Immobilienbranche.
HAUSGOLD hat seinen Service stetig schneller und besser gemacht
Daraus entstand eine Idee, die Anfang 2014 zur Gründung von HAUSGOLD führte. In einem Satz zusammengefasst, ist HAUSGOLD eine Plattform, die Immobilienverkäufer und Makler zusammenbringt. Sebastian Wagner bezeichnet das Geschäftsmodell als Asset Light, da das Startup keine eigenen Makler beschäftigt und schnell und flexibel reagieren kann. Die Schnelligkeit hat sich im Laufe der Jahre deutlich gesteigert. Zu Beginn dauerte eine Vermittlung noch bis zu 14 Tage und geschah quasi in Handarbeit. Inzwischen ist der Prozess weitgehend automatisiert und dauert im ersten Schritt vielleicht zwei Stunden.
Wer seine Immobilie verkaufen möchte, füllt zunächst ein Online-Formular aus. HAUSGOLD holt sich telefonisch weitere Informationen ein und schlägt passende Makler vor. Die erstellen dann vor Ort eine Bewertung und machen ein Angebot. Kommt es zum Abschluss, verdient HAUSGOLD daran über eine Provision, für die erste Vermittlung erhält das Startup bereits eine kleine Gebühr. Für Verkäufer ist der komplette Service kostenlos und beinhaltet Beratung und Hilfestellung während des gesamten Prozesses.
Kunden gewinnt HAUSGOLD über die gängigen Online-Kanäle, also beispielsweise Google oder Medienwebseiten wie die vom Spiegel. Damit lässt sich Zielgruppe, überwiegend Personen über 60, die ein solches Immobiliengeschäft nur einmal im Leben tätigen, besser erreichen, als man vielleicht vermuten könnte. Es dauerte etwas, bis das Geschäft richtig anlief, aber mittlerweile treffen um die 20.000 Kundenanfragen pro Monat ein. Auf der anderen Seite stehen über 3.000 Makler bereit. Um die 1.000 weitere bewerben sich jährlich für einen Platz auf der Plattform, etwa 20 % von ihnen werden genommen.
Eine Reihe prominenter Investoren
HAUSGOLD hatte schon zum Start 2014 kompetente Partner an seiner Seite, so auch den Company Builder Hanse Ventures. Über einen Business Angel kam der Kontakt zu Joachim Schoss zustande. Der Erfolgsunternehmer ist einer der Gründer der Scout24-Gruppe und erkannte schnell, dass die Geschäftsidee von HAUSGOLD eine gute Ergänzung zu der von Marktplätzen wie ImmobilienScout24 ist, und stieg 2015 ein.
2016 folgte der nächste prominente Investor mit Rocket Internet, genauer gesagt, dessen Vehikel Global Founders Capital. Rocket-Chef Oliver Samwer brauchte nicht lang, um sich für ein Engagement bei dem Hamburger Proptech-Startup zu entscheiden. Nicht ganz so schnell ging es bei der Deutschen Bank, hier waren erwartungsgemäß mehrere Instanzen an dem Entscheidungsprozess beteiligt. 2018 war aber auch der mit positivem Ausgang abgeschlossen.
Die letzte Finanzierungsrunde im mittleren einstelligen Millionenbereich ging Ende 2019 über die Bühne. Ein Beirat, in dem alle Investoren ihren Sitz haben, sorgt dafür, dass die Interessen der unterschiedlichen Parteien angemessen vertreten werden. Bisher konnten sie mit der Entwicklung von HAUSGOLD sehr zufrieden sein. Das Unternehmen konnte seinen Umsatz, der inzwischen im zweistelligen Millionenbereich liegt, 2019 im Vergleich zum Vorjahr verdoppeln.
Durchkreuzt Corona die Pläne für 2020?
Für 2020 war eigentlich eine ähnliche Steigerung geplant und dazu Profitabilität bis zum Ende des Jahres. Eigentlich, denn natürlich kommt auch HAUSGOLD die Corona-Krise in die Quere. In den letzten Wochen sind die Anfragen merklich zurückgegangen. Wie sich das langfristig auswirkt, ist noch nicht abzusehen. Vermutlich wird die Nachfrage nach Immobilien in den Ballungszentren mit gutem Jobangebot weiter steigen und in ländlichen Gebieten noch stärker fallen als bisher.
Für 60-köpfige Team hat die Krise bisher jedenfalls keine ernsten Konsequenzen, abgesehen davon, dass sich für die meisten der Arbeitsplatz ins Homeoffice verlagert hat. Kurzarbeit oder gar Entlassungen sind zurzeit aber noch kein Thema. Die erst kürzlich abgeschlossene Finanzierungsrunde, die schlanke und flexible Unternehmensstruktur und die Fokussierung auf ein Geschäftsfeld sorgen für Sicherheit. Überhaupt ist das Business von HAUSGOLD relativ krisensicher. Gewohnt wird schließlich immer, in diesen Tagen mehr denn je.