Hamburger Startups schlagen Verbesserung der Bedingungen für Corona-Hilfe vor
Am 20. April verkündete der Hamburger Senat ein neues Fördermodul für Startups als Ergänzung zu den bereits bestehenden Hilfsprogrammen zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise. Das Modul stieß auf viel Zustimmung, aber auch Kritik. Längst nicht alle Startups können die Kriterien für die Beantragung der Fördergelder erfüllen.
Anlass zur Diskussion bot unter anderem die Regelung bezüglich eines zu erwartenden Liquiditätsengpasses. Der dafür gültige Zeitraum beschränkt sich auf drei Monate ab Zeitpunkt der Antragstellung. Viele Unternehmen gehen aber davon aus, dass sich ihre Liquiditätsprobleme erst zu einem späteren Zeitpunkt einstellen werden, aber dennoch unmittelbar mit der Corona-Krise zusammenhängen. Deshalb haben neun Hamburger Startups einen Brief an die Verantwortlichen adressiert, der Vorschläge zur Verbesserung der momentanen Konditionen enthält. Hier ist der ungekürzte Wortlaut dieses Briefes:
Liebes IFB / IFB Innovationsstarter-Team,
Wir freuen uns, dass ihr uns Hamburger Unternehmen in der Corona-Krise helft und dabei auch an die Startups denkt. Leider sind diese Maßnahmen jedoch so ausgestaltet, dass wir sie nicht nutzen können, obwohl wir von Corona teilweise erheblich betroffen sind.
Wir, das sind die neun Hamburger Startups Sponsoo, Nuuk, VCHFY, Fashion Cloud, Foodguide, minubo, MYLILY, Neuro Flash und Weddybird.
Startups funktionieren anders als normale Unternehmen. Wir arbeiten nur sehr selten profitabel, sondern haben häufig so hohe Kosten für die Finanzierung unseres Wachstums, dass wir hohe monatliche Verluste verzeichnen. Um diese Verluste auszugleichen, müssen wir – unter anderem durch Eigenkapital-Investments, Kredite oder Fördergelder – hohe Rücklagen bilden, die bis zur nächsten Finanzierungsrunde oder bis zum Break Even nach und nach aufgezehrt werden.
Kaum ein Gemüsehändler oder Frisör hat 100.000 Euro oder mehr auf dem Konto liegen, bei uns als Startups ist das normal. Für die aktuelle Situation bedeutet das jedoch auch, dass viele von uns innerhalb der nächsten 3 Monate keinen kurzfristigen Liquiditäts-Engpass haben, egal wie man diesen definiert.
Das Problem verschiebt sich jedoch lediglich um ein paar Monate. Da uns Umsätze wegbrechen, werden unsere Rücklagen – die eigentlich bei den meisten von uns bis 2021 oder länger reichen sollten – viel schneller als geplant aufgezehrt, so dass viele von uns im dritten oder vierten Quartal 2020 in finanzielle Schieflage geraten werden.
Da gleichzeitig auch der Fundraising-Markt austrocknet, haben wir ohne ein passendes Förderprogramm nur zwei Alternativen: Entweder wir fangen jetzt an, harte Einsparungen vorzunehmen (= Mitarbeiter zu entlassen) und wichtige Wachstums-Investitionen zu stoppen, oder wir stellen in Q3 oder Q4 den Geschäftsbetrieb ein.
Wir schlagen daher vor, die Förderbedingungen für das Startup-Paket der IFB und/oder den HCS so anzupassen, dass für Startup-Unternehmen kein kurzfristiger Liquiditätsengpass vorliegen muss. Sinnvoller wäre für uns eine Bedingung, dass aktuell oder innerhalb der nächsten 12-18 Monate ein existenzbedrohender Liquiditätsengpass entstehen kann, der durch die Einnahmenverluste oder den Wachstums-Einbruch der Corona-Krise verursacht wurde.
Sollte nur das Startup-Programm angepasst werden können, sollte unbedingt die Bedingung entfallen, dass man für die Inanspruchnahme der Förderung bereits den HCS-Zuschuss erhalten haben muss.
Viele Grüße
Abgeschickt wurde der Brief per E-Mail am Abend des 20. Mai. Ob und wie das Schreiben Erfolg hat – wir halten euch auf dem Laufenden!